Es war eine merkwürdige Szene: Niclas Füllkrug hatte Hannover 96 gerade mit drei Toren allein zum 3:2-Sieg gegen den FSV Mainz 05 geschossen, doch die 96-Fans wollten nicht mit dem Matchwinner feiern.
96-Fans feiern nicht mit Füllkrug
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"Man muss das anscheinend akzeptieren", sagte Füllkrug im Gespräch mit SPORT1. "Es ist enttäuschend. Letztes Jahr wurde hier noch ein Lied von mir gesungen, das war natürlich ein anderes Gefühl", hatte er direkt nach dem Spiel bei Sky gemeint.
Trotz des Sieges nach 0:2-Rückstand herrschte in der Hannoveraner Arena eine unterkühlte Atmosphäre. Nach dem 0:2 war es still, und auch nach Füllkrugs Dreierpack kam kaum Jubel auf, weil Teile der 96-Fans einen angekündigten Stimmungs-Boykott durchgezogen hatten.
"Die haben genug Aufmerksamkeit bekommen", meinte Füllkrug zu SPORT1 zu der Aktion der 96-Ultras und ergänzte: "Das sollte für uns keine Ausrede sein, Spiele zu verlieren."
Fan-Proteste gegen 96-Boss Martin Kind
Schon vor der Partie hatte es wieder Proteste und Transparente gegen Präsident Martin Kind gegeben.
Hintergrund ist die geplante Komplettübernahme des Klubs durch Kind auf Grundlage einer Ausnahmegenehmigung der 50+1-Regel. Teile der Fanszene versuchen weiter, dies zu verhindern. Vor dem Spiel gab es deshalb auch einen Demonstrationsmarsch durch die Innenstadt zum Stadion.
Kind zeigte sich gesprächsbereit: "Wir sind bereit zum Dialog, das wird sich entwickeln", sagte der 96-Boss bei SPORT1: "Letztendlich wollen wir alle, dass Hannover in der ersten Liga bleibt und sich in einem attraktiven Umfeld weiterentwickelt", meinte Kind und forderte die Anhänger auf, das Team wieder zu unterstützen.
"Wenn ihre Aussage stimmt, dass sie diese Mannschaft lieben und dieses Team unterstützen wollen, dann kann ich nur empfehlen, diese Mannschaft zu unterstützen. Diese Mannschaft hat das verdient", meinte Kind.
"Die Situation ist, wie sie ist. Wir zeigen, dass wir damit klar kommen", ergänzte Matthias Ostrzolek: "Wir hoffen, dass sich das in der Rückrunde nochmal bessert. Es wäre nochmal ein Push wenn uns 50.000 Zuschauer anfeuern."
96-Jubiläumssieg in der Bundesliga
Mit seinem ersten Dreierpack in der Bundesliga hatte Füllkrug Hannover vor nur 34.500 Zuschauen zum Jubiläumssieg geschossen. Der 24-Jährige führte sie im Alleingang zum 300. Bundesliga-Sieg der Vereinsgeschichte (966 Spiele).
Yoshinori Muto (26.) und Alexander Hack (31.) hatten Mainz kurz vom ersten Auswärtssieg der Saison hoffen lassen (DATEN: Alle Ergebnisse im Überblick).
Doch Füllkrug schlug mit drei Treffern (33., 38., Foulelfmeter und 75.) zurück. "Es war kein gutes Spiel, aber es hat geil geendet und deshalb ist es ein schöner Tag", sagte Füllkrug bei Sky: "Ich bin zufrieden, es ist schwer, so ein Dreierpack zu toppen."
"Er hat einen überragenden Tag gehabt. Ich stelle ihm frei, was er macht", sagte Trainer Andre Breitenreiter und schob nach: "Er hat dafür hart gearbeitet. Er erntet gerade die Früchte." Nicht viele hätten "ihm die Bundesliga zugetraut. Ich finde er hat eine enorme Entwicklung genommen."
Hannover hat nun 26 Punkte auf dem Konto und darf als Tabellenzehnter sogar auf die Europapokal-Plätze schielen (DATEN: Tabelle der Bundesliga).
De Jong feiert Bundesliga-Comeback
Mainz steckt hingegen tief im Tabellenkeller fest, die Mannschaft von Trainer Sandro Schwarz gewann nur eines der letzten zehn Bundesligaspiele.
Bei den Gästen feierte Winterzugang Nigel de Jong sein Bundesliga-Comeback. Der neue Stürmer Anthony Ujah saß hingegen erst einmal auf der Mainzer Bank.
Vier Tore in nur zwölf Minuten
Nach einer schleppenden Startphase wurde es plötzlich turbulent und unterhaltsam. Nachdem 96-Ersatztorwart Michael Esser zwei harmlose Schüsse ohne größere Probleme pariert hatte, war er bei der ersten echten gelungenen Kombination der Mainzer dann machtlos - Muto schloss nach feiner Hereingabe von Holtmann eiskalt ab (TICKER zum Nachlesen).
Hannover wirkte geschockt, Hack erhöhte nur fünf Minuten später per Kopf. Und dann wachten endlich auch die Hausherren auf, die Niedersachsen wirkten plötzlich spritziger und zielstrebiger.
Glück für Hannover bei der Ecke vor dem 1:2
Füllkrug brauchte ebenfalls nur fünf Minuten, um nach einer Ecke und vom Elfmeterpunkt - de Jong hatte Felix Klaus zu Fall gebracht - zum 2:2 auszugleichen.
Allerdings hatten die Gastgeber beim Tor zum 1:2 Glück, dass die Unparteiischen nicht erkannten, dass Pirmin Schwegler sich bei der Ecke den Ball außerhalb der Markierung zurechtgelegt hatte, wie es deutlich im TV zu sehen war.
"Daran hat es heute nicht gelegen, dass wir verloren haben. Da müssen wir die Ecke besser verteidigen", meinte jedoch FSV-Torschütze Hack bei Sky.
Nach waren beide Teams sichtlich bemüht, erst einmal keine Fehler zu machen. Mit der Zeit erarbeitete sich Hannover ein leichtes Übergewicht, in der 75. Minute sorgte Füllkrug mit seinem dritten Tor für die Entscheidung.