Mit der unfassbaren 3:4-Pleite nach 3:0-Führung im Kellerduell gegen den SC Freiburg hat das Tabellenschlusslicht 1. FC Köln den nächsten Tiefpunkt erreicht.
Stimmung in Köln kippt nach Drama
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Trainer Stefan Ruthenbeck saß minutenlang geschockt auf der Trainerbank, die Kölner Spieler kämpften mit den Tränen - und die Fans forderten unmissverständlich: "Vorstand raus!"
Was zum sportlichen Befreiungsschlag werden sollte, wurde innerhalb weniger Minuten zur bittersten Niederlage einer ohnehin schon historisch schlechten Saison. Auch eine Woche nach der Trennung von Peter Stöger bleibt der FC anscheinend ein hoffnungsloser Fall und taumelt weiter den Abstieg entgegen. (Tabelle der Bundesliga)
Inmitten dieser ausweglosen Situation wird am morgigen Montag Armin Veh als neuer Sportdirektor in Köln vorgestellt.
Heintz: "Das ist die Krönung"
"Was soll ich dazu sagen, das ist die Krönung", sagte der Kölner Dominique Heintz bei Eurosport. Und der Abwehrspieler war dabei den Tränen nah. "Wir haben viele Dinge gut umgesetzt, trotzdem steht am Ende ein 3:4. Es lief alles gegen uns, die Mannschaft ist brutal niedergeschlagen", sagte Ruthenbeck. (TICKER zum Nachlesen)
Er monierte aber auch: "Ein paar Dinge haben wir auch selbst verschuldet." Dazu gehörte das klare Handspiel von Sehrou Guirassy im eigenen Strafraum, das zum Siegtreffer der Gäste durch den zweiten Elfmeter von Nils Petersen führte.
Und selbst der Freiburger Dreifach-Torschütze Nils Petersen, der mit zwei späten Elfmetern mitten ins Kölner Herz traf, hatte fast Mitleid: "Wenn man Tabellenletzer ist, dann braucht es nur eine negative Sache, dann geht es nach hinten los. Der Fußball schreibt solche Geschichten. Es ist bitter für den FC, das tut mir leid."
Der FC bleibt mit nur drei Punkten Tabellenletzter und hat elf Zähler Rückstand auf den 17. Werder Bremen. Freiburg (15) liegt auf Rang 16. Bis zur Winterpause folgen noch die Spiele bei Bayern München (Mittwoch) und gegen den VfL Wolfsburg (Samstag). (Spielplan und Ergebnisse der Bundesliga)
Köln-Vorstand lehnt Rücktritt ab
Der lautstark kritisierte Kölner Vorstand gab am Abend in einem Offenen Brief Fehler zu - schloss einen Rücktritt aber aus. Das Trio mit Präsident Werner Spinner sowie den Vizepräsidenten Markus Ritterbach und Toni Schumacher erklärte, zu spät gemerkt zu haben, dass das Erfolgsduo Jörg Schmadtke und Peter Stöger nicht mehr funktionierte.
"In der Krise haben wir nicht mehr so souverän agiert, wie es unser Anspruch ist. Das kreiden wir uns ganz persönlich an und wir bedauern es. Unzulässige persönliche Diffamierungen einmal beiseite lassend, ist die aktuelle Kritik an unserer Amtsführung daher gerechtfertigt", hieß es in dem Brief: "In dieser Situation wäre es der einfachste Weg, davonzulaufen und den FC in einer schwierigen Lage anderen zu hinterlassen", teilten sie mit: "Aber das werden wir nicht tun."
Dabei hatten die Kölner mit einer spektakulären Anfangsphase alles für den ersten Saisonsieg vorbereitet. Lukas Klünter (8.) und Sehrou Guirassy (16., Foulelfmeter) trafen für die Kölner, zudem lenkte Freiburgs Caleb Stanko (29.) eine Flanke von Konstantin Rausch unglücklich ins eigene Tor. 3:0, alles klar. Eigentlich.
Doch dann kippte das Spiel - mit dem dramatischen Höhepunkt in der Nachspielzeit. Petersen (39., 90. Foulelfmeter/90.+5, Handelfmeter) traf dreimal, zudem war Janik Haberer (65.) im Schneechaos von Köln erfolgreich.
Lukas Podolski, Edelfan und ehemaliger Stürmerstar der Kölner, verfolgte dieses Drama im Stadion. Auch er reagierte auf Twitter fassungslos.
Anstoß verspätetet sich
Wegen des anhaltend starken Schneefalls wurde der für 13.30 Uhr geplante Anstoß auf 14.00 Uhr verschoben.
Mit den schwierigen Bedingungen kamen die Kölner vor 45.100 Zuschauern viel besser zurecht. Sie setzten die Gäste schon früh unter Druck und erzwangen so Fehler.
Kurios: Weil der Elfmeterpunkt auf dem schneebedeckten Platz nicht zu sehen war, ging Schiedsrichter Robert Kampka (Mainz) die Distanz von der Torlinie ab.
Freiburg drängt Köln nach hinten
Der FC ließ sich im zweiten Durchgang nach hinten drängen. Freiburg hatte nun mehr Ballbesitz, der Mannschaft von Trainer Christian Streich fiel aber zunächst zu wenig ein, um die Kölner Defensive in Bedrängnis zu bringen.
Dies änderte sich in der Schlussphase: Zunächst rettete FC-Keeper Timo Horn mehrfach stark, beim Kopfball von Haberer war er aber chancenlos. Köln verlor die Ordnung und die Kontrolle, Jannes Horn grätschte in höchster Not den Ball von der Linie (69.).
Ein Foulelfmeter von Petersen sorgte dann für das Unentschieden, in der Nachspielzeit musste Horn in höchster Not erneut parieren - doch dann traf Petersen erneut vom Punkt.