Der 1. FC Köln steckt nach dem 0:1 beim FSV Mainz 05 weiter tief in der Krise. Das kann man aber auch vom Videobeweis sagen.
Warum Brych nicht korrigiert wurde
Der Knackpunkt bei der nächsten Kölner Niederlage war der Elfmeter, der letztlich zum Mainzer Siegtreffer führte. Äußerst umstritten war der - und eigentlich hätte er ein Paradebeispiel dafür werden können, wie der Videobeweis richtig angewendet wird. Doch daraus wurde leider nichts.
Kurz vor der Pause hatte FIFA-Schiedsrichter Dr. Felix Brych auf Elfmeter entschieden, nachdem Frederik Sörensen und Konstantin Rausch den Mainzer Pablo De Blasis behindert haben sollen.
Das einzige Problem: Außer Brych konnte zunächst niemand einen Kontakt erkennen. "Da gibt es keine zwei Meinungen. Er (De Blasis, Anm. d. Red.) steht zwischen uns beiden und springt ab. Das ist eine ganz klare Schwalbe und Gelbe Karte", tobte Rausch bei Sky. Auf dem Rasen griff sich Brych ans Ohr, lauschte dem Video-Assistenten Tobias Welz in Köln - und blieb zur Verblüffung aller bei seiner Entscheidung
Brych räumt Fehleinschätzung ein
"Auf dem Platz war es für mich ein klarer Elfmeter. Ich habe nach Köln Kontakt aufgenommen und da wurde mir bestätigt 'Kontakt am Knie'. Ich habe auch mit dem Spieler gesprochen und der hat mir auch gesagt, es lag ein Kontakt vor. Ich habe mir jetzt die Bilder angeschaut, ich kann da keinen Kontakt erkennen", gestand Brych nach der Partie.
Auf die Frage, ob sich Brych die Szene denn nicht noch einmal selbst am TV hätte ansehen sollen, antworte Brych: "Nach der Schlacht ist jeder General. Wir haben es so gemacht. Man kann immer etwas verbessern."
Dass er sich nicht näher zu der Frage äußern wollte, ob er sich als Schiedsrichter manchmal allein gelassen führt, spricht wohl ebenfalls Bände.
Warum blieb die Entscheidung bestehen?
Doch warum bestätigte der Video-Assistent in Köln die Entscheidung von Brych, wenn sich alle nach Studie der TV-Bilder einig waren, dass kein elfmeterreifes Foul vorlag?
In der jüngsten DFB-Mitteilung, die Schiedsrichter-Chef Lutz-Michael Fröhlich am Freitag verschickte, findet sich dazu folgende Erklärung: "Der Video-Assistent kann den Schiedsrichter nur in spielentscheidenden Situationen unterstützen, wenn der Schiedsrichter auf dem Spielfeld eine klare Fehlentscheidung getroffen oder eine entscheidende Szene übersehen hat."
Bleibt die Frage, wie der DFB eine "klare Fehlentscheidung" definiert. Hier heißt es in der Mitteilung: "Nach einer Definition des IFAB liegt ein klarer Fehler des Schiedsrichters dann vor, wenn er seine Entscheidung nach Betrachtung des Bildmaterials unverzüglich ändern würde."
Demnach muss der Video-Assistent davon ausgegangen sein, dass Brych seine Entscheidung bei Betrachtung des Bildmaterials nicht geändert hätte.
Köln-Spieler: Brych nannte Maroh als Schuldigen
Ein minimaler Kontakt lag tatsächlich vor, da Rausch seinen Mainzer Gegenspieler mit der Hand leicht an der Hüfte berührt hatte - elfmeterreif war das allerdings nicht.
Den Kölner Spielern soll Brych auf dem Platz sogar gesagt haben, dass Dominic Maroh den Elfmeter verschuldet habe – doch dieser war in der Szene nicht einmal in unmittelbarer Nähe zum Ball.
"Der Schiri sagte zu mir, Maroh hätte gefoult. Meiner Meinung nach war Dominic gar nicht an dieser Situation beteiligt", sagte Sörensen. (Die Tabelle der Bundesliga)
Köln fühlt sich betrogen
Kölns Trainer Peter Stöger fiel es schwer, die richtigen Worte zu finden. "Wenn man kurz vor der Halbzeitpause einen Elfmeter bekommt, ist das schwierig. Die Jungs fühlen sich betrogen, und das ist gefühlt nicht das erste Mal", meinte Stöger bei sky.
Selbst der Mainzer Sportvorstand Rouven Schröder gab beim Anblick der Bilder zu, dass der Elfmeter sehr zweifelhaft war. "Es ist nicht klar zu sehen, aber es ist auf jeden Fall kein eindeutiger Elfmeter", sagte Schröder.
FC-Ikone Lukas Podolski war als TV-Zuschauer des Geschehens im fernen Japan alles andere als begeistert.
Auch Platzverweis gegen Donati umstritten
Brych, der am Samstag als einer von zehn europäischen Referees in die WM-Vorauswahl nominiert wurde, hatte auch sonst nicht seinen besten Tag erwischt.
Seine Rote Karte gegen Giulio Donati war ebenfalls umstritten. Der Mainzer war zuvor von Leonardo Bittencourt unglücklich mit den Stollen im Gesicht getroffen worden. Nachdem dieser Donati aufhelfen wollte, wehrte dieser heftig mit der Hand ab, was Brych als Tätlichkeit ahndete.
Donatis Teamkollege Latza konnte die Entscheidung jedenfalls nicht nachvollziehen: "Er schlägt nach, aber er trifft ihn nicht. Die Karte muss man auf jeden Fall nicht geben."
Brych begründete die Entscheidung damit, dass bereits der Versuch einer Tätlichkeit strafbar ist und fügte hinzu: "Beide machen etwas, Bittencourt macht es unabsichtlich, Donati macht ein bisschen mehr, deswegen wollte ich es unterschiedlich bestrafen."
Tatsächlich kann man hier zumindest nachvollziehen, warum der Video-Assistent Brychs Entscheidung nicht korrigierte – beim Elfmeter fällt das äußerst schwer.