Timo Werner blieb ganz bescheiden. "Ich hab' doch nur ein Tor gemacht", sagte der Stürmer von RB Leipzig nach dem 1:1 (1:0) beim FC Schalke 04 und trat schleunigst den Gang in die Kabine an.
RB kann Bayerns Patzer nicht nutzen
© Imago
Wie der Nationalstürmer, der nach seiner vieldiskutierten Schwalbe aus dem Hinspiel von den Schalke-Fans schon in Ballnähe ausgepfiffen wurde, übte sich auch sein Trainer in leisen Tönen.
Mit Blick auf das Thema Meisterschaft sagte Ralph Hasenhüttl: "Ich habe vor dem Spiel schon gefragt, wo die Bayern noch drei Spiele verlieren sollen. Der Zeitpunkt, an dem wir auf sie geschaut haben, ist schon lange her. Wir konzentrieren uns auf die Verteidigung von Platz zwei."
Letzte Chance auf die ganz große Sensation
Aufsteiger Leipzig verpasste es durch die Punkteteilung, die schwächelnden Bayern im Titelkampf der Bundesliga noch mal richtig unter Druck zu setzen.
Mit einem Sieg auf Schalke hätte RB den Vorsprung der Münchner, die zuvor nicht über ein 2:2 gegen Mainz hinaus gekommen waren, auf sechs Punkte schmelzen lassen können. Und hätte das direkte Duell im Heimspiel gegen den FCB noch vor der Brust gehabt. Die Bayern hätten möglicherweise das große Zittern bekommen.
So verspielte RB auf Schalke jedoch mit ziemlicher Sicherheit die letzte Chance auf den Sensations-Titel.
Offiziell zählt für den Tabellenzweiten aber ohnehin nur die direkte Qualifikation für die Champions League - was für einen Aufsteiger immer noch ziemlich sensationell wäre. Der Vorsprung auf den vierten Platz beträgt vier Spieltage vor Saisonende immer noch komfortable sieben Punkte. (Die Tabelle der Bundesliga)
"Hätten den Sieg nicht verdient"
Im Spiel auf Schalke erzielte Werner direkt mit seiner ersten gefährlichen Aktion per Kopf (14.) sein 16. Saisontor und ging nach Meinung seines Trainers "sehr souverän" mit der aufgeheizten Stimmung gegen ihn um. "Es ist ein guter Zeitpunkt, die Sache auf sich beruhen zu lassen", resümierte Hasenhüttl.
In der zweiten Hälfte gerieten die Leipziger dann unter Druck. "In der zweiten Halbzeit waren wir zu passiv und haben keine gute Leistung gezeigt", erklärte RB-Stürmer Emil Forsberg den Einbruch. Folgerichtig: Der Ausgleich durch Klaas-Jan Huntelaar (46.).
RB-Kapitän Willi Orban zog nach der Partie ein deutliches Fazit: "So wie wir in der zweiten Hälfte gespielt haben, hätten wir den Sieg auch nicht verdient."
Bayern-Rekord wartet noch
Nach vier Siegen in Folge gaben die Leipziger erstmals wieder Punkte ab. Gleichzeitig verpasste es RB den 20. Saisonsieg einzufahren und damit den Aufsteiger-Siegrekord des FC Bayern aus der Saison 1965/1966 einzustellen. Noch bleiben vier Spiele, um nach Siegen der beste Aufsteiger der Bundesliga-Geschichte zu werden.
Doch ein Meister-Märchen, wie der 1. FC Kaiserslautern im Jahr 1998, werden die Leipziger höchstwahrscheinlich nicht schreiben.