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Aus in Champions League und DFB-Pokal: FC Bayern im Abwärtstrend

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Aus in Champions League und DFB-Pokal: FC Bayern im Abwärtstrend

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Die Gründe für Bayerns Abwärtstrend

Nach den Niederlagen gegen Real Madrid und Borussia Dortmund sind beim FC Bayern alle Triple-Träume geplatzt. SPORT1 nennt die Gründe für die Erfolgslosigkeit des Rekordmeisters.
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© SPORT1-Grafik: Paul Hänel/Getty Images
von Martin Volkmar, Christian Ortlepp

Vor zweieinhalb Wochen war in München noch alles eitel Sonnenschein: Der FC Bayern hatte Erzrivale Borussia Dortmund in der Liga mit 4:1 vermöbelt und ging mit breiter Brust ins Champions-League-Viertelfinale.

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Seitdem sind in kürzester Zeit nach den Niederlagen gegen Real Madrid und am Mittwoch im Pokal-Halbfinale gegen den BVB (2:3) alle Triple-Träume geplatzt.

"Das ist ohne Frage ein bitterer Abend und schon die zweite unglückliche Niederlage in einer Woche. Das tut weh", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge sichtbar ratlos.

Doch es gibt Gründe für die Erfolglosigkeit des Rekordmeisters auf höchstem Niveau. SPORT1 nennt sie.

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- Fehlende Fitness

Zum wiederholten Mal wurde gegen Dortmund deutlich, dass den Spielern offenbar im Saisonendspurt die körperliche Frische fehlt. Gegen Real brach das Team in beiden Spielen nach den Platzverweisen ein, gegen den BVB konnte der FCB nach dem 2:3 auch mit elf Spielern nicht mehr nachsetzen.

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Bei der Ursachenforschung landet man relativ schnell beim italienischen Trainerteam, das ohnehin autonomer arbeitet, als manchen im Verein gefällt. Dabei rächte sich in der entscheidenden Phase des Jahres die Personalpolitik von Carlo Ancelotti, fast immer auf dieselbe Stammformation zu setzen.

Aktuellstes Beispiel: Die angeschlagenen Robert Lewandowski und Mats Hummels mussten in der unwichtigen Partie gegen Mainz durchspielen, obwohl sie eine Verschnaufpause dringend nötig gehabt hätten. Auch deshalb musste Hummels, bis dahin bester Münchner, gegen den BVB nach 61 Minuten angeschlagen vom Platz – danach kippte die Begegnung.

- Fehlende Führungsspieler

Auffällig war in den wichtigen Partien, dass keiner das Ruder in die Hand nahm, als der Bayern-Kahn zu sinken drohte. Die natürlichen Anführer Phillip Lahm und Xabi Alonso sind aufgrund ihres Alters zu sehr mit ihrer eigenen Leistung beschäftigt. Aus genau diesem Grund hören sie ja auch im Sommer auf.

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DFB-Pokal gegen Dortmund: FC Bayern in der Einzelkritik

Dahinter aber klafft ein Vakuum, denn der vom Potenzial her eigentlich als Spielmacher und Taktgeber prädestinierte Thiago tauchte einmal mehr ab, als ihn die Mannschaft am nötigsten brauchte. Und Arturo Vidal fehlt trotz allem Engagement schlicht die Reife für eine Führungsrolle.

Bleiben Manuel Neuer, Mats Hummels und Jerome Boateng, die aber aktuell aufgrund von Verletzungen nicht in Bestform sind oder ausfallen.

- Fehlende Identifikationsfiguren

Nach Toni Kroos, Bastian Schweinsteiger und Holger Badstuber verlässt in Lahm im Sommer das nächste Eigengewächs aus der goldenen Generation von 2013 die Mannschaft. Und der verbliebene Publikumsliebling hat unter Ancelotti keinen Stammplatz mehr: Thomas Müller.

Der Italiener ist offenbar weder willens noch in der Lage, einen Platz in seinem System für Müller zu finden. Seine schwächste Saison als Profi ist auch eine Folge der fehlenden Rückendeckung.

Bleibt die Situation für Müller so unbefriedigend wie im Moment, ist selbst eine Flucht ins lukrative Ausland nicht mehr ausgeschlossen.

- Fehlender Nachwuchs

Die Unzufriedenheit von Präsident Uli Hoeneß mit der schlechten Arbeit bei den Junioren ist bekannt, deshalb setzt der Rekordmeister nun auf sein bis zu 100 Millionen Euro teures neues Nachwuchsleistungszentrum mit Herrmann Gerland an der Spitze.

Denn die Fakten sind für die eigenen Ansprüche ernüchternd. David Alaba ist seit 2011 der letzte Spieler, der sich aus dem Bayern-Nachwuchs bei den Profis durchsetzte. Und der Österreicher wurde auch erst mit 16 Jahren von Austria Wien eingekauft, spielte dort bereits im Seniorenbereich.

Doch Besserung ist nicht in Sicht. Die zweite Mannschaft dümpelt seit Jahren in der vierten Liga vor sich hin, die A-Junioren wurden zuletzt vor 13 Jahren Deutscher Meister.

Einzig die U17 macht Hoffnung, das Team von Chefcoach Tim Walter und Assistent Tobias Schweinsteiger gewann vergangene Woche erstmals seit 2009 die Bundesliga-Staffel Süd/Südwest und spielt nun um die deutsche Meisterschaft.

- Fehlender Sportdirektor

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Seit dem Abgang von Sportchef Matthias Sammer fehlt dem FCB ein Bindeglied zwischen Spielern, Trainerteam und Vereinsführung, aber auch in Richtung Öffentlichkeit.

Und nach den öffentlichkeitswirksamen Absagen von Lahm und Max Eberl würde jeder Sportdirektor zunächst als zweite oder dritte Wahl gelten. Doch gerade beim jetzt dringend nötigen Umbruch bräuchten die Münchner einen Spiritus Rector.

- Fehlender Umbruch

Sollte Thiago tatsächlich in Kürze seinen neuen Vertrag unterschreiben, hätten die Bayern mit insgesamt acht Stammspielern bis 2021 verlängert, zudem sind Robben und Ribery noch bis 2018 sowie der erklärte Lahm-Nachfolger Joshua Kimmich und seit Donnerstag auch Kingsley Coman bis 2020 gebunden. Damit stellt sich die Startelf praktisch von alleine auf.

Darüber hinaus ist Ancelotti sicher ein herausragender Coach, hat aber fast immer bestehende Mannschaften zum Erfolg geführt und praktisch noch nie ein Team neu aufgebaut.

Zwänge, die den eigentlich dringend erforderlichen Umbruch im Sommer erheblich erschweren und eher auf ein Übergangsjahr hindeuten – um dann 2018 mit einem Konzepttrainer Julian Nagelsmann neu anzugreifen?

Hoeneß rollte dem Shootingstar der TSG Hoffenheim, der am Mittwoch als Zuschauer in der Arena weilte, zuletzt im Interview mit SPORT1 bereits den roten Teppich aus.

- Fehlende Strategie

Angesichts der genannten Probleme bleibt die entscheidende Frage: Was will der FC Bayern?

Denn Widersprüche wie Erfolg und Neuaufbau, Ruhe und Reizklima oder Nachwuchsförderung und Starensemble sind eigentlich nicht kompatibel.

Wenn man die bisherigen Antworten zusammennimmt, bekommt man den Eindruck, als ob es die führenden Köpfe selbst nicht genau wissen.

"Jetzt müssen wir erst mal in Ruhe die Wunden lecken. Dann wird man sich, wenn der rechte Zeitpunkt gekommen ist, über die Zukunft Gedanken machen", sagte Rummenigge nach der BVB-Pleite - und entschwand in die dunkle, kalte Münchner Nacht.