Das Engagement von Änis Ben-Hatira für eine umstrittene Organisation ist Anlass für einen Fan-Protest bei Darmstadt 98.
Fan-Protest gegen Ben-Hatira
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Eine Gruppe von Lilien-Anhängern hat vor dem Duell gegen Borussia Mönchengladbach (0:0) Handzettel im Stadion verteilt, die Ben-Hatiras Verbindung zur islamistischen "Ansaar International" kritisiert - einer Organisation, die dem salafistischen Spektrum zugeordnet wird. Verfassungsschützer werfen ihr vor, wohltätige Aktionen nur vordergründig zu betreiben und Dschihad-Kämpfer zu rekrutieren und zu vernetzen.
Die Anhänger fordern die Lilien dazu auf, "die Ansaar International als das zu benennen, was sie ist: eine salafistische Organisation, die mit vermeintlichen Hilfsaktionen Propaganda betreibt". Außerdem solle der Klub ein Interview mit Ben-Hatira zu seinem Engagement von der Homepage nehmen und Ben-Hatira "sich von Ansaar International distanzieren".
98-Boss Fritsch distanziert sich
Die Hessen reagierten am Samstagnachmittag. "Um es noch einmal zu verdeutlichen und Missverständnissen entgegenzuwirken: Wir haben uns mehrfach von jeglichem extremistischen Gedankengut und jeglichen Organisationen distanziert und auch dem Spieler in Gesprächen verdeutlicht, dass wir von diesem Engagement dringend abraten", erklärte Präsident Rüdiger Fritsch, am Sonntag zu Gast im Volkswagen Doppelpass auf SPORT1.
Fritsch ergänzte aber, dass es sich um "private Aktivitäten außerhalb des Machtbereichs des Vereins" handle.
Im Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen für das Jahr 2015 wird der Verein als "Bestandteil der extremistisch-salafistischen Szene" gewertet. Bei Spendensammlungen seien "international bekannte und angesehene salafistische Prediger als besondere Attraktionen eingebunden" worden, heißt es.
Ben-Hatira hat in dem Interview das genaue Gegenteil behauptet: "Die Behauptungen stehen in komplettem Widerspruch zu dem, für was sich Ansaar einsetzt. Wenn das anders wäre, würde ich nicht mit dieser Organisation zusammenarbeiten."
Kritik vom Oberbürgermeister
Zuletzt hatte Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) dies deutltich kritisiert:
"Dass ein Profispieler für den Verein Ansaar tätig ist, der im Umfeld mindestens des Salafismus zu verorten ist, halte ich für extrem kritisch, und deswegen ist es auf jeden Fall notwendig, das aufzuklären", sagte Partsch vergangene Woche dem hr.
Der 28-Jährige Ben-Hatira hat für diverse Aktionen von Ansaar geworben, etwa den Bau eines Trinkwasser-Brunnens in Ghana und für Trinkwasser-Trucks in Gaza.