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"Die Prinzen"-Sänger Sebastian Krumbiegel über RB Leipzig

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"Die Prinzen"-Sänger Sebastian Krumbiegel über RB Leipzig

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"Leipzig steht für Fußball-Tradition"

RB Leipzig überzeugt inzwischen auch die schärfsten Kritiker. Im SPORT1-Interview spricht "Prinzen"-Sänger und Edelfan Sebastian Krumbiegel über seinen Herzensklub.
Sebastian Krumbiegel
Sebastian Krumbiegel
© SPORT1-Grafik: Getty Images
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Fast jeder in Deutschland kennt diesen Song.

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"Ich wär' so gerne Millionär, dann wär' mein Konto niemals leer", heißt es da im Refrain der Leipziger Popband "Die Prinzen".

Mit diesem Lied wurde Sänger Sebastian Krumbiegel über Nacht zum Popstar. Neben der Musik liebt der 50-Jährige auch den Fußball. Und da schlägt sein Herz für RB Leipzig.

Vor dem Spiel der Sachsen bei Bayer Leverkusen (ab 20.30 Uhr LIVE in unserem Sportradio SPORT1.fm und im LIVETICKER) spricht Krumbiegel im SPORT1-Interview über seinen Herzensverein.

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SPORT1: Herr Krumbiegel, hängt bei Ihnen zu Hause am Kühlschrank die Bundesliga-Tabelle?

Sebastian Krumbiegel: Nein, das nicht, aber ich habe mir das letzte Spiel gegen Mainz schon gerne reingezogen. Mal sehen, was jetzt in Leverkusen passiert. Was in Leipzig gerade abgeht, ist schon der Hammer. Auch wenn ich immer wieder betone, dass wir den Ball flach halten sollen. Einige auf der Tribüne reden schon jetzt von Real Madrid - da bin ich eher zurückhaltend. Wir dürfen jetzt nicht rumspinnen und von Champions League, Meisterschaft und dem ganzen Wahnsinn träumen. Über so etwas brauchen wir zurzeit gar nicht zu diskutieren.

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SPORT1: Was sind die Gründe für den Erfolg?

Krumbiegel: Ich glaube, dass jedes Spiel für die Jungs ein Highlight ist. Es ist einfach geil, dass wir jetzt gegen die Bayern, Borussia Dortmund oder Schalke spielen können. RB Leipzig ist ein klug geführter Verein, die Stadt steht voll dahinter, Rangnick und Hasenhüttl sind ein Glücksfall und ganz nebenbei spielen die Jungs einfach guten und vor allem keinen Langweiler-Fußball. Ralf Rangnick hat einen Plan, die richtigen Partner und, ja, auch das nötige Kleingeld. Aber ich denke, alle wissen, dass es auch verdammt schnell wieder in eine andere Richtung gehen kann. Hoffenheim war damals als Aufsteiger auch Herbstmeister.

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SPORT1: RB Leipzig ist aber jetzt auch kein normaler Aufsteiger gewesen, oder?

Krumbiegel: Wir haben gerade den Rekord geknackt - erfolgreichster Aufsteiger - aber es ist auch nicht so, dass wir eine Millionen-Truppe zusammengekauft haben und aberwitzige Summen für den Kader ausgegeben haben. Zuletzt wurden Oliver Burke, Bernardo und Kyriakos Papadopoulos verpflichtet. Das sind gute, aber vor allem junge Spieler. Und das ist das Konzept in Leipzig. Man will nicht mit Superstars etwas erreichen, sondern es wird auf junge, hungrige Spieler gesetzt und auf Nachhaltigkeit. Das Trainingszentrum, die Nachwuchsakademie - das ist wirklich beeindruckend, das ganze Umfeld stimmt. Und genau deswegen denke ich, man sollte das Ganze mit einer Portion Demut sehen und nicht anfangen durchzudrehen.

SPORT1: Ist das große Faustpfand Ralf Rangnick?

Krumbiegel: Ralf Rangnick ist ein Mann, der unglaubliche Erfahrung hat und schon einige Vereine zum Aufstieg gebracht hat. Er ist eine sehr wichtige Figur, war in der vergangenen Saison noch Trainer und ist nicht zuletzt auch deswegen ganz nah dran an der Mannschaft und der Vereinsführung. Und er hat mit Ralph Hasenhüttl seinen Lieblingstrainer geholt und keinen Mega-Trainer wie Ancelotti, Mourinho oder Klopp.

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SPORT1: Was sagen Sie zu Hasenhüttl?

Krumbiegel: Die Ergebnisse sprechen für beide. Beide wollen etwas Nachhaltiges aufbauen. Es ist eine große Kunst, den richtigen Ton in einer Mannschaft zu treffen und alle bei Laune zu halten, damit sie auf dem Platz dann die berühmten 100 Prozent bringen.

SPORT1: Kann RB bis zum Ende wirklich mit den Bayern um die Meisterschaft kämpfen?

Krumbiegel: Ich weiß es nicht. Ich bin wie gesagt, was diese Diskussion betrifft, sehr zurückhaltend. Im Fußball haben schon viele Pferde vor vielen Apotheken gekotzt und große Vereine haben auch schon gegen ganz kleine Gegner verloren. Aber man muss von Spiel zu Spiel denken. Das ist eigentlich ein Satz, der auf dem Index steht, aber er stimmt. (lacht) In vielen Städten liegen für RB noch drei Punkte rum und die müssen wir erst mal holen, bevor wir an höhere Ziele denken. Ich bin weit davon entfernt, von Champions League zu träumen. Ich glaube, den Spielern wird jeden Tag eingetrichtert, dass sie auf dem Boden bleiben.

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SPORT1: RB Leipzig gibt es erst seit Mai 2009. Warum sind Sie Fan des Vereins geworden?

Krumbiegel: Als Kind war ich Chemie-Leipzig-Fan. Daraus wurde dann nach dem Mauerfall der FC Sachsen Leipzig, bis zur zweiten Insolvenz vor fünf Jahren. Ich habe irgendwann beschlossen, Fan von RB Leipzig zu werden. Vierte Liga, aber ein Plan. Dem Klub wird vorgeworfen, dass er keine Tradition hat und künstlich sei. Am Ende ist mir das egal, weil die Stadt Leipzig für Fußball-Tradition steht. Hier wurde der DFB gegründet und im Stadion haben damals große Spiele stattgefunden. Ich möchte einfach Fan vom Verein meiner Stadt sein, der oben mitspielt. Ich betone immer wieder, dass ich nicht Fan von Red Bull bin, sondern Fan von Leipzig. Dass man einen Sponsor hat, da braucht man sich doch von außen nicht aufzuregen. Diesen Sprücheklopfern sage ich immer wieder gerne, dass man sich nicht nur Vereine wie Wolfsburg oder Leverkusen anschauen muss, sondern auch den börsennotierten BVB oder die drei großen A aus München: Audi, Allianz und Adidas. Oder Schalke mit Gazprom. Da wird überall viel Geld in Vereine gesteckt, anders geht es nun mal nicht, wenn du da oben mitspielen willst.

SPORT1: Aber kann man denn bei RB Leipzig nicht auch gewisse Dinge kritisch sehen?

Krumbiegel: Natürlich, das tue ich auch. Die Vereins-Struktur ist grenzwertig. Da gibt es, glaube ich, 18 Mitglieder. Oder auch die Nähe zu Red Bull Salzburg als Kaderschmiede. Kritisieren könnte ich auch die Pläne für einen Stadionneubau, aber am Ende überwiegt dann doch die Überzeugung, dass Leipzig eine Stadt ist, die einen Bundesligisten braucht. Und wenn das in der Vergangenheit vergeigt wurde und heute anders nicht hinzukriegen ist, dann kann man sich als Leipziger doch freuen, dass es einen Herrn Mateschitz gibt, der da Geld reinpumpt. Er ist ja keine Heuschrecke, die mal kurz gelandet ist, verbrannte Erde hinterlassen hat und wieder abgehauen ist. Ganz im Gegenteil - er hat hier, glaube ich, noch viel vor.

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SPORT1: Was sagen Sie zu den ganzen Anfeindungen gegen RB?

Krumbiegel: Ich kriege das natürlich mit, klar. Aber was soll denn das ganze Traditions-Gerede? Als damals die Mauer gefallen war, sind Leute wie Sammer, Thom oder Kirsten dahin gegangen, wo sie erfolgreich Fußball spielen konnten. Heute wird in Leipzig ein Fußball-Verein aufgebaut, der in Zukunft sicher auch viele gute Spieler anlocken wird. Mateschitz hat schon vor Jahren gesagt, dass in 500 Jahren der einzige Unterschied zwischen den Bayern oder Barca und Leipzig sein wird, dass der letztere Verein 100 Jahre jünger ist.

SPORT1: Und wie sehen Sie die Kommerz-Diskussion?

Krumbiegel: Ich habe neulich einen schönen Satz gelesen: "RB Leipzig hat für sich den Kommerz im Fußball entdeckt, während bei allen anderen Bundesligisten ehrenamtlich gearbeitet wird." Und das sagt doch alles. Nur mit Tradition gewinnst du heute keinen Blumentopf mehr. Auch der FC St. Pauli hat sich gewandelt, auch dort verschließt man sich nicht mehr der Veränderung und dem Kommerz.