Nun also auch noch Emre Mor. Nach dem Flügelstürmer Ousmane Dembele (19, aus Rennes) und dem zentralen Mittelfeldspieler Mikel Merino (20, aus Osasuna) hat Borussia Dortmund mit dem 18 Jahre alten Stürmer Mor aus Nordsjaelland in diesem noch jungen Transfersommer schon die dritte Wette auf die Zukunft platziert.
Borussia Dortmund ist das neue Arsenal
"Emre Mor ist ein hoch veranlagter und in der Offensive vielseitig einsetzbarer junger Spieler mit riesigem Entwicklungspotenzial", sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc über den dänischen Türken, der in Dänemark schon als Mini-Messi tituliert wurde.
Nun sollte man solche Vergleiche lieber sein lassen, darum sei es hier nur erwähnt. Zuletzt hat Mor aber immerhin bereits sein Debüt für die türkische Nationalmannschaft gegeben, auch dem EM-Kader gehört er an.
Weitere Supertalente sollen folgen
Beim BVB könnte Mor Mittelstürmer Pierre-Emerick Aubameyang Druck machen, über die Flügel kommen oder als Spielmacher agieren. Sollte der BVB doch noch Henrikh Mkhitaryan verkaufen, der sich standhaft weigert, seinen Vertrag zu verlängern, würden sich seine Chancen auf regelmäßige Einsatzzeiten rapide erhöhen.
Zukunftsmusik. Doch schon jetzt ist klar: Was Dortmund in diesem Sommer betreibt, ist schon die Steigerung eines Umbruchs einer an sich wunderbar funktionierenden Mannschaft.
Bald soll schließlich noch der portugiesische Außenverteidiger Raphael Guerreiro vom FC Lorient nach Dortmund kommen, mit 22 auch noch im durchaus entwicklungsfähigen Alter. Und möglicherweise kommt aus Mexiko noch der Deutsch-Mexikaner Jürgen Damm, nach Gareth Bale der zweitschnellste Dribbler der Welt.
Solch ein radikales Jugendkonzept kennt man bislang nur vom FC Arsenal unter Arsene Wenger.
Riskantes Konzept?
Auch der neue Innenverteidiger Marc Bartra vom FC Barcelona, der den zu Bayern abgewanderten Mats Hummels ersetzen soll, ist erst 25 – und damit genauso alt wie der neue Mittelfeld-Motor Sebastian Rode, der vom FC Bayern kam.
Klar, Dortmund hat bereits Hummels und Ilkay Gündogan verloren, auch bei Mkhitaryan und möglicherweise sogar Aubameyang gibt es derzeit keine Garantie, dass sie nächste Saison noch in Schwarz-Gelb auflaufen.
Neue Spieler tun also durchaus Not. Dass bisher alle Neuzugänge so jung sind, lässt auf ein klares, womöglich aber auch riskantes Konzept der Dortmunder schließen.
Großangriff auf Bayern folgt später
Während der FC Bayern praktisch allen seinen Leistungsträgern (bis auf Robert Lewandowski) Verträge bis 2021 gegeben hat, verjüngt der BVB jetzt schon konsequent seine Mannschaft mit hochbegabten und überaus begehrten Spielern.
Weil Bayern in der nächsten Saison, wenn unter dem neuen Trainer Carlo Ancelotti nicht alles schief gehen sollte, ohnehin noch uneinholbar scheint für die Dortmunder und sie sich jetzt lieber schon für einen späteren Großangriff rüsten wollen?
Schenkt der BVB also ab, lässt den Hochbegabten Zeit, sich zu entwickeln – um später mit ihnen umso stärker zurückzuschlagen? Das Risiko dabei: Sollten die Talente sich sehr schnell sehr gut entwickeln, könnten sie schneller wieder weg sein als es dem BVB lieb sein kann.
Tuchel als neuer Wenger
Oder kaufen die Dortmunder die ganzen Talente vielleicht doch vor allem, weil sie es einfach können? Der BVB scheint mittlerweile sogar Arsenal als erste Adresse abgelöst zu haben für Hochbegabte aus ganz Europa. Die Borussia als neues Arsenal? Tuchel als neuer Wenger? Da könnte schon was dran sein.
"Die Liste an Spielern, die sich bei uns hervorragend entwickelt haben, halte ich schon für beachtlich. Solche Beispiele mit Spielern, die wir auf ein Top-Niveau bringen konnten, spielen in den Gesprächen mit interessierten Talenten auch eine Rolle", sagte Sportchef Michael Zorc vergangene Woche in der Sport Bild.