Im öffentlich ausgetragenen Hickhack zwischen Mario Götze und dem FC Bayern legt SPORT1-Experte Thomas Berthold dem WM-Finalhelden von Rio einen Wechsel nahe.
Berthold: Götze muss wechseln
© SPORT1-Grafik: Philipp Heinemann/Imago
"Er muss doch verstehen, dass noch eine Saison mit wenig Einsatzzeiten ein weiteres verlorenes Jahr bedeutet. Und er muss doch den Anspruch an sich selbst haben, zu spielen", sagte Berthold über Götze, der sich zurzeit mit dem DFB-Team in Ascona auf die EM 2016 in Frankreich vorbereitet.
Götze hatte zuletzt erklärt, bei den Bayern bleiben zu wollen - zum Unverständnis der Klub-Verantwortlichen.
Scholl kritisiert Personalpolitik der Bayern
"Mario wurde alles klar und seriös kundgetan. Er weiß Bescheid, wie der Klub denkt, und er weiß, wie der künftige Trainer denkt", hatte Rummenigge via kicker erklärt.
Beim ehemaligen Bayern-Profi Mehmet Scholl sorgt diese Personalpolitik der Münchner für Unverständnis. Im Gegensatz zu Götze soll 30-Tore-Mann Robert Lewandowski in München verlängern - obwohl der Pole öffentlich mit anderen Klubs flirtet und sogar schon konkret mit Real Madrid verhandelt haben soll.
"Ich kann nicht verstehen, warum die Bayern ihn unbedingt halten wollen und Mario Götze dafür abgeben. Götze will sich durchsetzen", kritisierte Scholl in der ARD und fragte: "Warum soll man ihm keine Chance geben?"
Berthold: "Klubs schauen auch in seine Vita"
Ein Grund wäre für Berthold das spätestens jetzt nicht mehr unbelastete Verhältnis zwischen Götze und dem FC Bayern. "Es gibt eben im Fußballerleben immer wieder mal so Situationen, in denen es, aus welchen Gründen auch immer, zwischen Spieler und Klub nicht passt", sagte der Ex-Profi.
Der 51-Jährige fürchtet bei einem Transfer keinen Gesichtsverlust für Götze - und empfiehlt ihm einen Wechsel wohl auch wegen seiner eigenen Erfahrungen. 1991 war Berthold zum nach München gewechselt, hatte dort aber die meiste Zeit auf der Tribüne oder dem Golfplatz verbracht, bevor er 1993 zum VfB Stuttgart ging.
Vertrag von Götze läuft bis 2017
Im Gegensatz zu Scholl kann Berthold den Wunsch der Bayern nachvollziehen, Götze in diesem Sommer zu verkaufen. "Es ist die letzte Chance der Bayern, noch etwas für Götze zu bekommen. Dazu kommt Götzes Gehalt. Es ist das ganze Paket, das zu berücksichtigen ist", sagte Berthold.
Götzes Vertrag läuft bis 2017, nur noch in diesem Jahr könnte der Rekordmeister für ihn Ablöse kassieren. Götzes Jahresgehalt beträgt zudem geschätzte zwölf Millionen Euro. Das macht in Summe einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag.
Berthold rät Verein und Spieler, sich noch einmal auszutauschen. "Beide Seiten sollten eine Lösung finden", sagte Berthold: "So kann das keiner wollen."
Löw und Bierhoff genervt von Götze-Debatte
Götze selbst erklärte nach der Testspielniederlage der Nationalmannschaft gegen die Slowakei, sich vorerst nicht mehr zu seiner Zukunft äußern zu wollen.
"Ich habe dazu alles gesagt", ließ der 23-Jährige wissen - wohl auch, um die DFB-Verantwortlichen nicht weiter zu verärgern. Sowohl Bundestrainer Joachim Löw als auch Teammanager Oliver Bierhoff hatten zuletzt ein rasches Ende der öffentlichen Diskussionen gefordert.
"Man sollte Mario die Ruhe jetzt geben. Ich verstehe natürlich auch den Verein", sagte Bierhoff, betonte aber auch: "Während der Turnierphase sollten jetzt keine weiteren Störungen von den Bayern kommen."