Es waren die eigenen Fans, die Pep Guardiola einen Strich durch die Rechnung machten.
Guardiolas emotionale Abschiedsparty
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Endlich hatte der scheidende Trainer des FC Bayern seinen Gefallen an Weißbierduschen gefunden. Es war der Katalane höchstpersönlich, der sich nach seinem letzten Heimspiel eines der vielen riesigen Gläser schnappte und seinen Assistenten Hermann Gerland sowie Xabi Alonso mit dem Gerstensaft überschüttete.
Weitere Opfer waren schnell gefunden.
"Es ist kalt und stinkt"
Aber klar, so ausgelassen er verteilte: Auch Guardiola blieb nicht unversehrt. Manuel Neuer kam aus dem Hinterhalt und goss seinem Coach das Bier förmlich ins Gesicht.
Doch als die Anhänger aus der Südkurve den Platz stürmten, fand die große Party auf dem Rasen ein abruptes Ende. Genau wie Guardiolas Bierduschen-Festival.
Nach seiner dritten Meisterschaft in drei Jahren bei den Münchnern habe er sich sogar über die Bierduschen gefreut. "Es ist kalt und stinkt, aber es ist sehr gut", sagte er: "Beim ersten Mal war ich noch etwas schüchtern. Heute war es besser. Schade, dass es kurz so war. Wir wollten länger."
Die Feierlichkeiten waren aber noch nicht beendet, es folgte die interne Meisterparty im Postpalast, ehe es am Sonntag auf den Rathausbalkon geht. "Heute können wir es krachen lassen und haben morgen eine öffentliche Regeneration auf den Balkon", sagte Thomas Müller augenzwinkernd.
Erst Party, dann Dortmund
Die dürfte auch nötig sein, denn der Rekordmeister hat gleich das nächste Ziel vor Augen. "Jetzt feiern wir einen Tag, dann bereiten wir uns auf unser Finale gegen den BVB vor", sagte Guardiola.
Die "Vier-Sterne-Bayern", wie sie Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nannte, wollen nach der historischen vierten Meisterschaft in Serie im Endspiel des DFB-Pokals gegen Borussia Dortmund das elfte Double perfekt machen.
"Dann wäre es eine überragende Saison und ein schöner Abschluss für unseren Trainer", sagte Lahm nach dem lockeren 3:1 gegen Absteiger Hannover 96.
Guardiola entschuldigt sich
Auch wenn Rummenigge den zu Manchester City wechselnden Trainer "für drei wundervolle Jahre" dankte, sprach Guardiola anschließend sogar eine Entschuldigung aus.
"Ich habe für meine Spieler nicht die Champions League geholt", sagte der 45-Jährige: "Es tut mir leid für die Fans und vor allem für die Spieler."
Wie viele seiner Kritiker sieht er sich selbst also irgendwie als Unvollendeter. Totaler Quatsch, meinte Rummenigge. Man werde das Genie Guardiola "erst wirklich zu schätzen wissen, wenn er nicht mehr da ist".
Müller ärgert "Nicht-Genug-Geschwafel"
Ähnlich bewertete es Thomas Müller. Eben jene Kritiker hätten ihn mit dem "Ist-Nicht-Genug-Geschwafel" so weich geklopft, dass sich der Coach zu dieser Entschuldigung habe hinreißen lassen.
"Die Champions League gewinnt man nicht im Vorbeigehen", beteuerte er. "Man braucht immer auch das Quäntchen Glück. Jeder, der den Sport ein bisschen beobachtet, weiß, dass das nicht so leicht ist. Dementsprechend finde ich es plump und unüberlegt, wenn man ihm das vorwirft."
Immerhin war Guardiola im letzten Spiel besessen davon, noch einen Rekord zu brechen – mit Erfolg. 17 Gegentore – so wenige kassierte noch keine Mannschaft in einer Bundesliga-Saison.
Double zum Abschied
"Das war ihm ganz wichtig, vor allem in der Halbzeit war es noch einmal Thema", verriet Lahm.
Guardiola ist und bleibt eben Perfektionist. Bis zum letzten Moment. Trotz und eben wegen all der Emotionen. Daher wird es ihm umso wichtiger sein, sich mit dem Double zu verabschieden.
Vor allem jetzt, wo er sich an die Weißbierduschen gewöhnt hat.