Um 22:34 Uhr am Samstagabend war die Welt für Nicklas Bendtner in Ordnung.
Wolfsburg huldigt dem Lord
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Die Mitspieler des VfL Wolfsburg huldigten dem "Lord". In den sozialen Netzwerken, in denen der Däne Kult ist, jagte ein Tweet den nächsten. "Der Wolf von Wolfsburg", hieß es dort unter anderem nach dem Sieg gegen den FC Bayern.
Bendtner avancierte mit seinem späten Tor zum Ausgleich und dem entscheidenden verwandelten Elfmeter zum Supercup-Helden – ganz so wie es dem eigenen Standesdünkel des 27-Jährigen gebührt.
Sogleich war im Netz wieder jenes comichafte Bild im Umlauf, auf dem Bendtner mit einem Superman-Kostüm zu sehen ist. Auf seiner Brust prangt natürlich kein "S", sondern ein "B" für Bendtner.
Zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Nach eigener Einschätzung ist Bendtner ja der "beste Stürmer der Welt". Besser als Cristiano Ronaldo, besser als Lionel Messi, besser als Zlatan Ibrahimovic.
Auf dem Platz klaffte allerdings schon längere Zeit eine große Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Beim FC Arsenal biss sich Arsene Wenger die Zähne am stets skandalumwitterten Angreifer aus, der 2013 wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen worden war und dessen einstige Beziehung mit der ehemaligen dänischen Baronesse Caroline Fleming für mächtig Aufsehen abseits des grünen Rasens gesorgt hatte.
Lebemann in der Provinz
Auch in Wolfsburg kam Bendtner bislang nicht über die Rolle des Edelreservisten hinaus. In der vergangenen Bundesligasaison gelang ihm lediglich ein Tor.
Wolfsburg und der Lebemann mit einem Stück Land in Schottland sowie Wohnungen in London und Kopenhagen, die niedersächsische Provinz und der Glamour-Boy mit seinem Faible für noble Anzüge – das schien nicht zusammen zu passen.
Fünf Ballberührungen für ein Halleluja
Auch gegen die Bayern war Bendtner nicht mehr als die Rolle des Jokers beschieden – doch diesmal stach er gewaltig.
Zwei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit und 19 Minuten nach seiner Einwechslung rettete er die Wölfe mit seiner fünften Ballberührung ins Elfmeterschießen.
Dort drosch er den Ball als letzter Schütze in die Maschen – wuchtig, nervenstark, eiskalt.
Dafür bekam er die SPORT1-Note 1.
Hecking: "Er hat verstanden"
In Wolfsburg hoffen sie nun, dass sie mit etwas Verspätung noch viel Freude an Bendtner haben werden.
"Seit sieben bis zehn Tagen hat er verstanden, was wir von ihm wollen", sagte Trainer Dieter Hecking.
Im Trainingslager in Donaueschingen hatte Bendtner Sonderschichten eingelegt, an seiner Fitness gearbeitet.
Seine große Klappe aber hat er behalten. Nach dem Gewinn des Supercups kündigte er den Bayern auch für die Liga einen harten Kampf an: "Wir wollen auch weiterhin versuchen, München anzugreifen." Vollmundig wie immer.