Mit seinem Siegtor in der 89. Minute gab Johan Djourou den Startschuss zur Party, das Feiern überließ der Kapitän des Hamburger SVnach dem dramatischen 3:2 (1:2) über den VfB Stuttgart aber komplett den Fans.
Djourou kopiert Henry - HSV feiert
© Getty Images
"Endlich ein paar Tage Ruhe", sagte der Innenverteidiger nach seinem ersten Bundesliga-Tor im 70. Einsatz - mehr wünschte er sich nicht.
Das erste Erfolgserlebnis der Saison ist Balsam für den zuletzt allerorts verspotteten Bundesliga-Dino.
In der Vorbereitung auf die schweren Auswärtsspiele beim 1. FC Köln und bei Borussia Mönchengladbach kann der HSV nun zum ersten Mal seit Wochen auf Normalität hoffen - zumindest auf so viel, wie dieser Verein zulässt (DATENCENTER: Spielplan/Ergebnisse).
"Habe ich mir von Henry abgeguckt"
Dass Djourou bei einem seiner seltenen Ausflüge in des Gegners Strafraum äußerst dermaßen abgezockt zum Siegtor vollstreckte, erklärte der Schweizer mit bestem Anschauungsmaterial.
"So zu schießen habe ich mir bei Thierry Henry abgeguckt", meinte er. "In den Spielen mit Arsenal habe ich mir seine Schüsse angesehen, im Training konnte er es mir dann zeigen."
Labbadia erleichtert
Nach dem blamablen Pokal-Aus bei Carl Zeiss Jena (2:3 n.V.), dem desaströsen 0:5 bei Meister Bayern München sowie den unzähligen Peinlichkeiten abseits des Rasens mit der "Rucksack-Affäre" an der Spitze fielen nun auch Trainer Bruno Labbadia nach dem Erfolg Zentnerlasten von den Schultern.
"Wir wissen, dass wir noch viele Dinge besser machen müssen. Umso wichtiger war dieser Sieg für die Moral", sagte der sichtlich gelöste Coach, der mit den Hanseaten auch im fünften Heimspiel seiner zweiten Amtszeit ungeschlagen blieb.
Allerdings musste der 49-Jährige auch einräumen, dass es mit einem Erfolg gegen seinen Ex-Klub ohne den unnötigen Platzverweis gegen VfB-Verteidiger Florian Klein (53.) eng geworden wäre: "Der Platzverweis hat uns geholfen, da hatten wir schon ein Quäntchen Glück."
Nicht anders sah es Stuttgarts Trainer Alex Zorniger: "Wir haben wenig zugelassen bis zur Gelb-Roten Karte, danach war es ein anderes Spiel."
"Negativstrudel über Jahre erarbeitet"
Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Schwaben die bessere Mannschaft. Für den bis in die Endphase hinein wahrscheinlichen Fall einer Niederlage war auch Labbadia klar, was in den kommenden Tagen rund um das neu benannte Volksparkstadion los gewesen wäre.
"Der Negativstrudel nach Rückschlägen ist bei uns immer da. Damit müssen wir leben. Das hat sich der Verein auch irgendwo über Jahre erarbeitet", sagte der Coach im Aktuellen Sportstudio des ZDF.
Erst in der 37-minütigen Überzahl gelang es den spielerisch limitierten Hamburgern, den zweimaligen Rückstand durch den starken Daniel Ginczek (23., 42.) vor 54.618 Zuschauern dank der Tore von Joker Pierre-Michel Lasogga (84.) und Djourou (89.) zu drehen. Der aktive Ivo Ilicevic hatte zum 1:1 (34.) ausgeglichen.
Viel Arbeit für Labbadia
Bis zum Spiel bei den formstarken Kölnern am Samstag kommt viel Arbeit auf Labbadia zu, der im Gegensatz zum vor einem Jahr ebenfalls desaströs gestarteten Relegations-Retter Mirko Slomka reichlich Kredit besitzt.
"Wir werden kein Spiel in dieser Saison locker gewinnen. Wir haben nach zwei Jahren Relegation oft keine Struktur. Die müssen wir uns erarbeiten", betonte der Trainer.
"Wusste, dass das noch klappt"
Dass zumindest der in der Vergangenheit oft vermisste Wille vorhanden ist, bewies die Mannschaft gegen den VfB. Beispielhaft dafür stand Djourou, der in der Schlussphase als Kapitän Verantwortung übernahm, indem er sein Siegtor im Mittelfeld selbst einleitete.
"Nach dem 2:2 wusste ich, dass das noch klappt. Die Mannschaft hat Charakter gezeigt", sagte der 28-Jährige, mahnte aber auch: "Diese Mentalität müssen wir beibehalten."
Es ist nicht das erste Mal, dass man einen solchen Satz aus dem Mund eines HSV-Spielers hört.
Um endlich ein "normaler" Bundesliga-Verein zu werden, helfen den Hamburgern aber nur Ruhe und Erfolge.