Hand aufs Herz: Wer hat Anfang Juli geglaubt, dass Roman Weidenfeller heute wirklich noch ein Spieler von Borussia Dortmund sein würde?
Gefühle sprechen gegen Weidenfeller
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Schon zum Ende der letzten Saison saß der Torwart auch nach einer auskurierten Verletzung nur noch auf der Bank, der BVB verpflichtete früh den 24 Jahre alten Roman Bürki von Absteiger Freiburg.
Weidenfeller hatte zahlreiche Anfragen aus dem In- und Ausland, sogar ein Wechsel zum FC Bayern als Vertreter Manuel Neuers schien möglich. Auch Frankfurt, die Fiorentina und Klubs aus England waren interessiert. Doch Weidenfeller blieb.
Bürki spielt in der Bundesliga
Beim Spiel gegen Mönchengladbach am ersten Bundesliga-Spieltag (18 Uhr im LIVETICKER und auf SPORT1.fm) wird nun, wie SPORT1 bereits berichtete, tatsächlich Roman Bürki im Tor stehen. "Die Entscheidung ist für die Bundesliga erstmal so getroffen", erklärte Trainer Thomas Tuchel am Freitag.
Aber allein, dass die Torwart-Entscheidung bei Borussia Dortmund am Tag vor dem Auftakt noch eine News wert war, ist ein Erfolg für Weidenfeller, der bereits seit 2002 in Dortmund spielt und 345 Mal in der Bundesliga im Kasten stand.
"Beide hätten es verdient gehabt, morgen zu spielen", sagte Tuchel, "es war sehr hart für mich, eine Entscheidung zu treffen und dann mitzuteilen."
"Sein Sportsgeist war bemerkenswert"
Was der Trainer danach sagte, hatte nichts mit den üblichen warmen Worten zu tun, mit denen verdiente Vereinsangestellte sonst verabschiedet werden. Tuchel wirkte ernsthaft bedrückt, dass der Fußball pro Mannschaft nur einen Torhüter vorsieht und er sich gegen einen der beiden entscheiden musste.
"Roman Weidenfeller hat während der Vorbereitung sechs Wochen außergewöhnliche Wochen hingelegt. Das habe ich so nicht erwartet. Er hat sich in keinster Weise ausgeruht auf seinen Lorbeeren oder seinen Weltmeistertitel oder seinen Status. Sein Sportsgeist war wirklich bemerkenswert."
Die Entscheidung für den mehr als zehn Jahre jüngeren Bürki könne "nicht bis ins Detail sachlich geklärt und argumentiert werden", sagte Tuchel, "vielleicht ist es ein stückweit auch eine Gefühlssache."
Weifdenfeller spielt in Europa-League-Playoffs
Bürki habe "konstante, sehr aufmerksame Leistungen" während der Vorbereitung und der ersten Pflichtspielen. Aber Weidenfeller eben auch. Doch nun spiele eben Bürki. Weil Tuchel da so ein Gefühl hat. "Wir freuen uns sehr drauf, trauen ihm diese Rolle natürlich auch zu. Ich fühle mich sehr wohl damit", sagte er.
Und Weidenfeller? Kann sich zumindest auf zwei baldige Bonus-Spiele freuen, er wird bei beiden Playoff-Spielen zur UEFA Europa League gegen Odds BK (20. Und 27. August) im Tor stehen. Und möglicherweise auch danach? Tuchel: "Ich möchte keine schlechte Nachricht mit einer guten garnieren." Aber: "Wenn jemand so ein großer Sportler ist und diese Rolle so annimmt, dann möchte ich auch, dass Roman Pflichtspiele bestreitet."
Weidenfeller kann seine schwarzgelbe Saga vom ewigen Roman also weiterschreiben.