In ihrer Verzweiflung greifen sie wieder zum Äußersten.
HSV strapaziert den Fußballgott
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Wenn schon die eigene Leistung nicht ausreicht und große Personalsorgen den Hamburger SV plagen, soll es im Showdown nach 2014 schon wieder der oft zitierte Einfluss von oben richten.
"Letztes Jahr hat der Fußballgott dafür gesorgt, dass der HSV drin geblieben ist. Darauf hoffen wir dieses Jahr auch wieder", sagt HSV-Klubmanager Bernd Wehmeyer bei SPORT1.
Die nervenzerreißende Anspannung ist auch der Vereinslegende vor dem entscheidenden Rückspiel der Relegation beim Karlsruher SC (ab 19 Uhr LIVE in unserem Sportradio SPORT1.fm und im LIVETICKER) anzumerken. Dass im Vorfeld kein Spieler reden durfte oder wollte, passt da ins Bild.
Personelle Sorgen beim HSV
Das glückliche 1:1 vor eigener Kulisse ist für die mental und physisch angeschlagenen Rothosen eine große Hypothek.
Denn der vom Auslaufmodell in den vergangenen Wochen zur Lebensversicherung aufgestiegene Gojko Kacar fehlt wie Heiko Westermann gelbgesperrt, Torschütze Ivo Ilicevic musste am Sonntag das Abschlusstraining mit Adduktorenproblemen abbrechen und dann war da ja auch noch die Sorge um Ivica Olic.
"Bei Ivo und Ivi können wir erst morgen entscheiden. Ivo hat auf jeden Fall Schmerzen", sagte Cheftrainer Bruno Labbadia dem Hamburger Abendblatt. Im 19er-Kader für Karlsruhe stehen Olic und Ilicevic aber zunächst.
Ilicevic versicherte zumindest gegenüber der Bild: "Mir geht es schon viel besser. Wenn es nach mir geht, kann ich auflaufen."
Olic will unbedingt spielen
Routinier Olic hatte durch eine Spritze gegen seine Rückenschmerzen einen allergischen Schock erlitten und musste sofort ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Inzwischen konnte aber schon leichte Entwarnung gegeben werden. Olic schaute bereits wieder beim Training vorbei. "Der Schock im ersten Augenblick war riesengroß", sagte Olic der Bild am Sonntag.
Der Offensiv-Allrounder wird alles versuchen, um dem HSV beim heißen Tanz im Wildpark zur Verfügung zu stehen. Nicht zuletzt sein unermüdlicher Kampfgeist wäre für die Moral der angeschlagenen Truppe extrem wichtig.
"Das wird eine immens schwere Aufgabe. Wenn etwas Hoffnung gibt, dann ist es die Moral und die Einstellung der Mannschaft, die wirklich intakt ist", hofft Wehmeyer.
Retter van der Vaart?
Tatsächlich zeigte das Team am 34. Spieltag gegen lustlose Schalker zumindest die Grundtugenden und brach nach dem frühen Rückstand gegen Karlsruhe nicht in sich zusammen.
Nicht nur die Hamburger Morgenpost zittert gewaltig und fahndet fast schon verzweifelt nach einem "Helden", damit die Bundesliga-Uhr des einzigen nie abgestiegenen Gründungsmitglieds doch über Montag hinaus weiterlaufen kann.
Vielleicht wird es ja der einstige Publikumsliebling Rafael van der Vaart. Der zum Bankdrücker abgestürzte 32-Jährige könnte für Kacar in die erste Elf rücken.
Labbadia setzt auf Lasogga
Labbadia hofft derweil auf Goalgetter Pierre-Michel Lasogga. 2014 gelang ihm gegen Fürth das einzige Tor in der Relegation, das den Traditionsverein doch noch erstklassig hielt.
Da trotz aller Euphorie die nächste größtenteils blamable Saison folgte, sehen nicht wenige Experten den göttlichen Beistand mittlerweile aufgebraucht.
"Wenn es einen Fußball-Gott gibt, muss der HSV absteigen. Sie sind mit 35 Punkten in die Relegation gekommen. Ich wüsste nicht, wo die Berechtigung liegt, weiter in der Bundesliga zu spielen", sprach Journalist Alfred Draxler im Volkswagen Doppelpass Klartext.
Verstärkung für den KSC
Die bessere Ausgangslage und der Heimvorteil sprechen ohnehin für den KSC. Die Truppe von Markus Kauczinski spielte in Hamburg befreit auf und hatte noch riesiges Pech mit zwei Lattentreffern binnen zehn Sekunden.
Die ganze Region fiebert nach sechs langen Jahren der Rückkehr in die Bundesliga entgegen. Der einstige Hamburger Rouwen Hennings hat das Tor dazu weit aufgestoßen.
Einen Schub könnte Mittelfeldspieler Hiroki Yamada geben, der nach Wadenproblemen am Sonntag wieder mit dem Team trainieren konnte. "Wir sind verhalten optimistisch", erklärte Sportdirektor Jens Todt.
"Der Druck hat sich noch mehr Richtung HSV verschoben. Wir müssen im Wildpark vor ausverkauftem Haus versuchen, unser Spiel durchzuziehen. Wir haben nichts zu verlieren", sagte Keeper Dirk Orlishausen bei SPORT1.
Psychospielchen von Wehmeyer
Von gestiegenem Druck ist bei den Badenern nichts zu spüren. Sie bleiben ihrer Linie treu.
"Aber auch für die Karlsruher wird die psychologische Anspannung jetzt noch größer. Jetzt sind sie kurz davor, den Schritt in die Bundesliga zu machen. Da kommen auch die Nerven ins Spiel", hofft Wehmeyer.
Beim HSV klammern sie sich eben auch an alle nicht greifbaren Strohhalme.