Sebastian Kehl hat rechtzeitig den Absprung geschafft.
Kehl: Einmal um die ganze Welt
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Pünktlich zum Ferienstart geht der Ex-Kapitän von Borussia Dortmund mit seiner Familie auf Weltreise.
Und vermeidet so die Phantomschmerzen, wenn sein langjähriger Klub am Montag das Training wieder aufnimmt.
"Ich bin dann erst mal schwer zu erreichen", sagte Kehl mit einem Lächeln zu SPORT1.
"Aber so ganz ohne Fußball wird es natürlich nicht gehen. Ich werde die Sommerferien mit den Kids nutzen, ganz klar. Wir werden da viel unterwegs sein, das wird sicher eine ganz neue Erfahrung."
Erst Florida, dann Kalifornien
Zunächst geht es nach Florida, danach weiter Richtung Kalifornien. "Da werden wir mit dem Wohnmobil verschiedene Nationalparks ansteuern. Wenn meine Kinder nach den Ferien wieder zur Schule müssen, werde ich teils alleine, teils mit ein paar Freunden weiterreisen und mich treiben lassen", erzählte Kehl der Bild.
Der frühere Nationalspieler will die ungewohnte Freizeit nach dem Ende seiner Laufbahn genießen. Nach 13 Jahren und 314 Spielen beendete der 35-Jährige mit dem verlorenen DFB-Pokalfinale Ende Mai seine Karriere, auch wenn der BVB mit ihm gerne zumindest noch als Standby-Profi verlängert hätte.
Doch Kehl will Fußball nur noch privat spielen, zum Beispiel auf dem Kleinspielfeld im heimischen Keller.
Auf einer Längsseite prangt dort an der Wand im XXL-Posterformat über die komplette Breite die "Gelbe Wand".
Hier tritt Papa Sebastian täglich mit seinem achtjährigen Sohn Luis gegen den Ball - Stadionatmosphäre inklusive.
Drei Meisterschaften und ein Pokalsieg
Im "echten" Signal-Iduna-Park hat er sich nach dem letzten Meisterschaftsspiel gegen Bremen auf einer Stufe mit den Vereinsikonen verabschiedet.
Mit Stolz darf Kehl auf drei Meisterschaften (2002, 2011, 2012) und einen Pokalsieg (2012) zurückblicken.
"Es war eine wirklich schöne Zeit, unglaublich, was ich alles erlebt habe. Die erste Meisterschaft, die Fast-Insolvenz, dann das Double mit zwei Meisterschaften in Folge, dazu das Champions-League-Finale. Es war ein Märchen in kürzester Zeit", sagte der gebürtige Hesse.
Auf einer Stufe mit Ricken und Zorc
Vier große Titel - das gelang in der 116-jährigen Vereinsgeschichte außer ihm nur drei weiteren Borussen. Michael Zorc, Lars Ricken und Andreas Möller. Zorc ist heute Sportdirektor, Ricken arbeitet als Nachwuchskoordinator.
Der fünfte Titel als Alleinstellungsmerkmal in der Borussen-Historie blieb Kehl bei seinem finalen Auftritt jedoch verwert. Bei der Siegerehrung im Berliner Olympiastadion streichelte er, die Lippen zusammengekniffen, im Vorbeigehen nur kurz über den "Pott".
Am 12. Mai 2012 hatte er den Pokal an gleicher Stelle von Bundespräsident Joachim Gauck überreicht bekommen - es war das Double, der Gipfel, auch für Kehl.
3600 Kilometer für den BVB
Die Statistik-Abteilung des BVB errechnete für den "Aggressive Leader" in seiner schwarz-gelben Zeit mehr als 18.000 Ballkontakte, 13.000 Pässe, 7.300 Zweikämpfe und 3.600 gelaufene Kilometer - eine Strecke von Dortmund nach Madrid und zurück.
In der unmittelbaren Zukunft als Trainer zu arbeiten, so wie sein ehemaliger Teamkollege Torsten Frings bei Werder Bremen, kann sich Kehl nach knapp 20 Jahren auf Reisen "jetzt erstmal nicht vorstellen".
"Da würde man direkt wieder in diesen gleichen Rhythmus reinkommen. Das ist erstmal nicht, was in meinen Kopf ist", sagte Kehl.
Doch die bisherige Nummer fünf des BVB geht nicht für immer. Und nicht für lange. Er wird zurückkehren, ohne Nummer auf dem Rücken.
"Ich habe mir eine ganz gute Grundlage geschaffen und werde auch danach erfolgreich sein. Vielleicht beim BVB, vielleicht woanders", sagt er selbstbewusst.
"2016 komme ich wieder und dann ergibt sich was Neues."
In Gesprächen mit dem BVB
Mit dem BVB sei er in Gesprächen. "Das Management ist natürlich etwas, das mich reizt", so Kehl. Den Job des Fußball-Managers könnte er bei Zorc von der Pike auf lernen.
Und somit von seinem Lehrmeister auch zum legitimen Nachfolger aufgebaut werden.