Jubel. Nur noch Jubel.
Zittern, Bangen und Rechnen
© Sport1/Getty Images
Als der Ball fünf Minuten vor Abfiff ins Mainzer Tor flog, war es eine Eruption der Gefühle. Die ganze Mannschaft lief Richtung Gästeblock, begrub den Torschützen Gojko Kacar unter sich. Bruno Labbadia und sein Team fielen sich reihenweise in die Arme. Durch dieses Tor und den damit verbundenen Sieg springt der HSV aus der Abstiegszone, hat den lange zweifelhaften Klassenverbleib wieder selbst in der Hand.
"Wir haben uns letzte Woche gegen Augsburg den Glauben zurückgeholt, und heute mit diesem Spiel noch mehr gestärkt", sagte HSV-Trainer Bruno Labbadia nicht ohne Pathos in der Stimme.
Die Schlussphase entscheidet
Es sind Momente wie diese in der 85. Minute, die den Abstiegskampf so aufreibend, so nervenzehrend machen. Wenn ein einziges Tor über Schicksale entscheidet und Stimmungen kippen lässt.
Der VfB Stuttgart verliert das Spiel auf Schalke in der 89. Minute, und als ob das noch nicht genug wäre, durch ein Eigentor von Florian Klein, der Ausgleich durch Huntelaar war erst zehn Minuten vorher gefallen. "Vielleicht sollten wir auch ins Kloster gehen. Das Glück sollte nämlich ganz schnell zurückkommen", sagte VfB-Trainer Huub Stevens.
Der SC Paderborn entscheidet das Kellerduell beim SC Freiburg durch Lukas Rupps Tor aus der 80. Minute. Die Hertha aus Berlin, die sich schon sicher wähnte, erhielt durch den Treffer von Gladbachs Ibrahima Traore in der 85. zum 1:2 ihren Dämpfer und muss wieder zittern. Und hätte Hannovers Edgar Prib in dieser 90. Minute in Wolfsburg die Nerven behalten und das 3:2 für die 96er erzielt ...
Es sind nur Gedankenspiele, klar. Aber eines sei erlaubt: Wenn die Spiele am Wochenende allesamt rund zehn Minute abgepfiffen worden wären, würden Paderborn (18.) und der HSV (17.) jetzt das Tabellenende zieren, Stuttgart stünde auf dem Relegationsrang 16, Hertha hätte ein komfortabes Polster von sechs Punkten auf die Abstiegsränge. Hätte, hätte, Abstiegswette.
Eines wird aber durch diese Rechenspiele deutlich: Spieler und Fans am vergangenen Wochenende bekamen einen ersten emotionalen Höhenpunkt serviert und einen Vorgeschmack dessen, was in den kommenden drei Spieltagen noch auf sie zukommt.
Der Showdown am 34. Spieltag
Der große Showdown steigt am letzten Spieltag, der Blick auf den Spielplan lässt Erinnerungen ans legendäre Abstiegsfinale 1999 wach werden ("Wir melden uns vom Abgrund"). Damals erwischte es, wer könnte es vergessen, den 1. FC Nürnberg, der mit drei Punkten und fünf Toren Vorsprung (!) in den letzten Spieltag gegangen war und am Ende doch abstieg, während man in Frankfurt einen gewissen Jan-Age Fjörtoft feierte.
Hannover gegen Freiburg und Paderborn gegen Stuttgart könnten an diesem 23. Mai wahre Endspiele werden, zudem wird der HSV im Heimspiel gegen Schalke um die letzten Punkte kämpfen. Bereits am kommenden Freitag gastiert der SC Freiburg (16.) schon beim Hamburger SV (14.), der eine Woche später seinerseits zum VfB Stuttgart (18.) muss.
"Welchen Grund gibt es, aufzugeben?", fragte Stuttgarts Sportdirektor Robin Dutt demnach trotzig: "Wenn wir unsere Spiele gewinnen, dann sind wir vor den anderen."
Das gilt aber auch für Paderborn, Hamburg, Freiburg, Hannover...
Das Restprogramm der Abstiegskandidaten im Überblick
HERTHA BSC (13. Tabellenplatz/35:48 Tore/33 Punkte)
(A) Borussia Dortmund
(H) Eintracht Frankfurt
(A) 1899 Hoffenheim
HAMBURGER SV (14./21:47/31)
(H) SC Freiburg
(A) VfB Stuttgart
(H) Schalke 04
SC PADERBORN (15./29:59/31)
(H) VfL Wolfsburg
(A) Schalke 04
(H) VfB Stuttgart
SC FREIBURG (16./32:43/30)
(A) Hamburger SV
(H) Bayern München
(A) Hannover 96
HANNOVER 96 (17./35:53/30)
(H) Werder Bremen
(A) FC Augsburg
(H) SC Freiburg
VFB STUTTGART (18./36:58/27)
(H) FSV Mainz 05
(H) Hamburger SV
(A) SC Paderborn