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Abstiegscheck Hannover 96

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Abstiegscheck Hannover 96

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Katastrophengefahr in Hannover

Noch sechs Vereine zittern im Tabellenkeller. SPORT1 beleuchtet die Folgen des Abstiegs für jeden einzelnen. Hannover 96 träfe er empfindlich.
Hannover 96 Abstiegskampf Martin Kind Michael Frontzeck
Hannover 96 Abstiegskampf Martin Kind Michael Frontzeck
© Getty Images
mhoffmann
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Man kann sich immer noch ansehen, wie die ganze Sache damals anfing.

Ein Fernsehbeitrag von 1997, das Bildrauschen der VHS-Kassette ist noch bemerkbar, auch wenn jetzt natürlich ein digitaler Videodienst das Medium ist.

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Zu sehen ist ein Regionalliga-Verein in turbulenter Lage. Der anvisierte Aufstieg in die Zweite Liga: gescheitert. Der Klubchef Utz Claaßen: beschimpft, bedroht und fortgejagt von "meuternden Massen" im Klubumfeld. Die finanzielle Lage: prekär. Sieben bis elf Millionen D-Mark Schulden, je nach Rechnung.

"Das schwierigste Präsidentenamt der Republik" ist gerade neu vergeben worden, befindet der Moderator. Und keiner wisse, ob der neue Mann, "Europas erfolgreichster Händler mit Hörgeräten, aus Großburgwedel", die Lösung hat.

Hannover 96 Abstiegskampf Martin Kind Michael Frontzeck
Hannover 96 Abstiegskampf Martin Kind Michael Frontzeck

Es droht Kinds erster großer Rückschritt

Es hat sich ein bisschen was entwickelt seit damals, als Martin Kind bei Hannover 96 das Präsidenten-Amt übernahm.

Aus dem Regionalligisten ist ein Bundesligist geworden. Aus dem Pleitekandidaten ein finanziell robustes Fußballunternehmen, dessen Überleben nicht mehr von Siegen über Kickers Emden oder Atlas Delmenhorst abhängt.

Das leichteste Präsidentenamt der Republik hat 96 trotzdem auch heute nicht zu bieten. Kinds Klub ist ein Klub in Unruhe, bis heute - und nicht nur an den Tagen, an denen Kinds Vertrauter Dieter Schatzschneider den FC Bayern als "Piss-Verein" beschimpft.

Viele Konflikte, aber keine Lust hinzuwerfen

Kinds Kampf gegen die 50+1-Regel, seine Investorengruppe, mit der er mittlerweile alle Anteile des Klubs übernommen hat, sein Umgang mit den Ultras, die die Bundesliga-Spiele des Klubs bis vor kurzem boykottierten: Es gibt vieles, was den Präsidenten trennt von Fans mit einer eher romantischen Sicht auf die Dinge. Und viele Konflikte, die er deshalb auszufechten hat.

All das fällt zurück auf ihn in Zeiten, in denen es auch sportlich nicht mehr so gut läuft als vor einigen Jahren, als Hannover zweimal hintereinander in die Europa League eingezogen war.

Der 71-Jährige muss sich deshalb inzwischen selbst oft Beschimpfungen und "Kind-raus"-Rufe von Teilen des Anhangs anhören.

Kind hat das ausgehalten. Und er will es weiter aushalten, auch wenn Hannover den Klassenerhalt am letzten Spieltag gegen Freiburg noch aus der Hand gibt. "Für mich ist Verantwortung nicht teilbar", sagt er bei SPORT1: "Für mich ist wichtig, in einer Krise Verantwortung anzunehmen."

SPORT1 beleuchtet die drohenden Folgen eines Abstiegs.

Die Finanzen:

Die finanziellen Folgen eines Abstiegs würden Hannover mit einiger Wucht treffen. "Der Einschnitt würde bei rund 30 Millionen Euro liegen", schätzt Kind - eine Menge, wenn man bedenkt, dass Hannovers geschätzter Lizenzspieler-Etat bei 39 Millionen liegt.

Er betont aber auch: "Wir haben eine deutliche wirtschaftliche Stabilität." Ein Jahr in der Zweiten Liga könne man "problemfrei bewältigen".

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Der Kader:

Personell würde ein Abstieg große Umwälzungen mit sich bringen: Zwar gelten alle Spielerverträge für die Zweite Liga, aber acht von ihnen laufen aus - und mehrere Leistungsträger wären nicht zu halten.

Weltmeister Torhüter Ron-Robert Zieler hat ebenso eine Ausstiegsklausel wie Stürmer Joselu. Leonardo Bittencourt könnte per Rückkaufoption zurück zu Borussia Dortmund, der Abgang von Kapitän Lars Stindl in Richtung Mönchengladbach ist schon fix.

Nicht umsonst nannte Kind den möglichen Abstieg zuletzt eine "sportliche Katastrophe". Trotzdem will er im Fall des Falles den direkten Wiederaufstieg ins Visier nehmen: "Das wäre schwierig, die Zweite Liga ist ja nicht zu unterschätzen - aber es ist das Ziel."

Die Verantwortlichen:

Trainer Michael Frontzeck wurde nach der Entlassung Tayfun Korkuts zunächst nur als Feuerwehrmann bis zum Saisonende geholt, seine weitere Zukunft ist unsicher. Der Aufschwung in den vergangenen drei Spielen spricht für ihn. Klappt es mit dem Klassenerhalt, dürfte er bleiben.

Aber auch für den Abstiegsfall ist Frontzeck nach Kinds Angaben "erster Ansprechpartner". Zu den weiteren Optionen zählt eine Rückkehr von Erfolgstrainer Mirko Slomka (in dessen Amtszeit aber auch der Niedergang begann), auch Thorsten Fink, Sascha Lewandowski und Jos Luhukay werden gehandelt.

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Hannover 96 Martin Kind Michael Frontzeck Dirk Dufner
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Sportdirektor Dirk Dufner, der bei seinen Transfers weniger glücklich agierte als Vorgänger Jörg Schmadtke, muss derweil das Aus befürchten. Kind hält zwar fest, dass es "keine Diskussion" um Dufner gebe, eine Garantie, dass es die auch nach der Saison nicht geben wird, spricht er aber nicht aus.

Dass Kind bei personellen Schnitten selten zögert, ist bekannt: Er beschäftigte in seinen 17 Dienstjahren zwölf Cheftrainer und neun Sportdirektoren. Andreas Rettig, bis zum 1. Juli noch DFL-Geschäftsführer, könnte der zehnte sein.

Die Konstante:

Im Falle des Abstiegs wird sich vieles ändern bei 96, Kind wird die Konstante bleiben.

Eben erst hat seine "Hannover 96 Sales & Service GmbH & Co. KG" alle Anteile am Klub übernommen. 2018, wenn er seit zwanzig Jahren bei 96 engagiert sein wird (mit einem Jahr Unterbrechung 2005/06), greift auch die Ausnahme von der 50+1-Regel: Seine Investorengruppe bekäme dann auch alle Stimmanteile und Kind damit auch formell alle Macht.

Die passende Krönung für seines zweites Lebenswerk? "Aaaaach Quatsch, Lebenswerk", tönt es da aus dem Hörer: Seine Arbeit bei 96 sei doch nicht mehr als "eine Aufgabe, die man versucht zu erledigen".

Kind weiß: "Ich bin ja nicht mehr ganz so jung, meine Zeit ist endlich. Es gehört zu meiner Verantwortung, eine Nachfolge-Entscheidung mit Qualität zu treffen."

Jetzt allerdings ist nicht der Zeitpunkt, erst recht nicht im Abstiegsfall. Umso mehr sähe es Kind dann als seine Aufgabe an, den Rückschritt zu korrigieren. Zumal er deutlich macht: "Der langfristige Plan ist unverändert, wir verlieren unsere Ziele, uns in der oberen Hälfte der Bundesliga zu etablieren, nicht aus den Augen."

Fazit:

Kinds Furcht vor den sportlichen Folgen eines Abstiegs ist nicht unberechtigt: Hannover müsste einen großen Umbruch bewältigen. Ob ein direkter Wiederaufstieg da möglich ist: fraglich.