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Nachwuchsarbeit des FC Schalke 04 und von Borussia Mönchengladbach

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Nachwuchsarbeit des FC Schalke 04 und von Borussia Mönchengladbach

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Versprechen für die Zukunft

Die Nachwuchsarbeit beim FC Schalke 04 und von Borussia Mönchengladbach ist ebenso vorbildlich wie erfolgreich. SPORT1 hat beide Talentschmieden besucht.
Marce-Andre ter Stegen-Patrick Herrmann-Max Meyer-Julian Draxler
Marce-Andre ter Stegen-Patrick Herrmann-Max Meyer-Julian Draxler
© SPORT1/Getty Images

Vor knapp sechs Jahren musste Max Meyer eine Entscheidung treffen.

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Eine Entscheidung, die Folgen haben würde. So oder so. Der damals 13-Jährige entschied sich letztendlich für die praktischere Variante, nicht einmal unbedingt für sein Herz.

Denn eigentlich wollte er 2009 vom MSV Duisburg zu Borussia Mönchengladbach wechseln. Dort kannte er einige seiner Teamkollegen. Unterschrieben hat das Talent dann aber beim FC Schalke 04. Gelsenkirchen war von Oberhausen aus im wahrsten Sinne des Wortes die naheliegende Entscheidung. Und im Nachhinein auch die richtige.

Deutschland U21-Max Meyer
Deutschland U21-Max Meyer

Denn inzwischen hat der 19-Jährige bereits 56 Bundesliga-Spiele auf dem Buckel. Bei der A-Nationalmannschaft durfte er bereits reinschnuppern und in der U21, die heute ein Testspiel in England bestreitet, gehört er zum festen Gerüst für die EM im Sommer.

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SPORT1 zu Besuch beim Nachwuchs

Doch im Grunde wäre es eigentlich egal gewesen, für welche der beiden Nachwuchsakademien er sich nun entschieden hätte. Denn SPORT1 hat die beiden Talentschmieden von S04 und der Borussia besucht – und dabei viele Parallelen entdeckt.

Für beide Klubs ist die Nachwuchsarbeit so etwas wie eine kleine Lebensversicherung, ein Gewinn in doppeltem Sinne. In jedem Fall aber ist sie ein Versprechen für die Zukunft. Denn was beide Vereine auszeichnet: die Durchlässigkeit vom Nachwuchsbereich zu den Profis.

Die Schalker Knappenschmiede hat bislang gut 50 Profis hervorgebracht, in Gladbach haben in den letzten knapp zehn Jahren 20 Talente den Sprung in die Bundesliga geschafft.

Die Initiatoren: Die beiden Manager Horst Heldt und Max Eberl. Heldt hatte den Ausbau der Knappenschmiede nach seinem Amtsantritt auf Schalke forciert, nachdem die Zertifizierung der Nachwuchsarbeit vor knapp vier Jahren nicht so ausfiel, wie man sich das vorgestellt hatte. Er stellte Geld und Personal zur Verfügung, schaffte neue Strukturen. Inzwischen gibt es bei der Zertifizierung wieder drei Sterne. Zu Recht.

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Unglaublicher Stellenwert auf Schalke

"Wenn sie sehen, dass Deutschland 2014 mit vier Spielern, die auf Schalke ausgebildet wurden, Weltmeister geworden ist, dann erkennt man den unglaublichen Stellenwert, den diese Nachwuchsabteilung eingenommen hat. Wir sind ein sehr, sehr wichtiges Mosaiksteinchen in dem Konstrukt Schalke 04", sagt Schalkes Nachwuchsdirektor Oliver Ruhnert SPORT1.

Ein weiterer Vorteil: Zum einen kassiert der Klub, auch wenn es nicht das primäre Ziel ist, für die Eigengewächse bei einem Wechsel eine stattliche Ablösesumme, wie beispielsweise für die Weltmeister Manuel Neuer (knapp 30 Millionen Euro) oder Mesut Özil (fünf Millionen).

Glaubt man den kolportierten Ausstiegsklauseln, würden Julian Draxler und Meyer bei einem vorzeitigen Wechsel mit einem Schlag rund 70 Millionen Euro in die Kassen spülen. Bei Investitionen in die Knappenschmiede im unteren einstelligen Millionenbereich in jedem Fall ein lukratives Geschäft.

Gladbach zieht Leistungsträger heran

Oder aber der Nachwuchs verstärkt die Profi-Mannschaft nachhaltig. In Gladbach stehen acht selbst ausgebildete Jugendspieler aktuell im erweiterten Kader, Patrick Herrmann und Tony Jantschke sind inzwischen sogar Leistungsträger. Marc-Andre ter Stegen hat mit seinem Wechsel zum FC Barcelona im vergangenen Sommer eine zweistellige Millionen-Ablöse generiert.

FC Barcelona-Training-Marc-Andre ter Stegen
FC Barcelona-Training-Marc-Andre ter Stegen

"Mit Tony Jantschke, Marc-Andre ter Stegen oder Patrick Herrmann haben wir Werte geschaffen. Das kann man gar nicht in einem Geldwert greifen", sagt Roland Virkus, der Eberl als Nachwuchsdirektor 2008 ablöste, nicht ohne Stolz.

Eberl hatte nach dem Umzug in den Borussia-Park 2004 die Neuausrichtung der Nachwuchsarbeit eingeleitet. "Der Borussia-Park war die weitreichendste Entscheidung, die der Klub in den letzten zwanzig Jahren getroffen hat. Weil er Zuschauereinnahmen generiert und eine überragende Infrastruktur bietet, um konkurrenzfähig zu sein. Die Infrastruktur ist das Fundament, um erfolgreich zu sein", sagt Eberl SPORT1.

Vom Aschenplatz zum Drei-Sterne-Zentrum

Zu Bökelberg-Zeiten trainierte der Nachwuchs auf einem Aschenplatz ohne Flutlicht. Die Trainerkabine? Ganze vier Quadratmeter groß. Das hatte einen gewissen Charme, keine Frage. Goldene Zukunftsperspektiven dafür aber nicht. Doch die Bedingungen sind mit dem Borussia-Park professioneller geworden, die Wege kurz, die Infrastruktur vorbildlich.

Kein Wunder also, dass Borussias Nachwuchsleistungszentrum vor gut einem Jahr die Höchstnote bekommen hat. Drei Sterne, mal wieder. Acht verschiedene Kategorien werden von den Experten der von der Deutschen Fußball Liga (DFL) beauftragten Firma Double Pass untersucht, darunter Aspekte wie Personal, Strategie und Finanzen, Kommunikation und Kooperation sowie Effektivität und Durchlässigkeit. Von der DFL gibt es für ausgezeichnete Nachwuchsarbeit einen finanziellen Obulus.

Signal an die Konkurrenz

Viel wichtiger ist dabei jedoch die Außenwirkung, das Signal an die von der Konkurrenz gejagten Nachwuchskicker. Denn da gilt es bereits runter bis in den U9-Bereich schneller zu sein, den richtigen Riecher, die besseren Ideen zu haben. Und eben auch die richtigen Argumente.

Sinan Kurt, Leroy Sane und Felix Passlack im Einsatz
Sinan Kurt vom FC Bayern München führt den Ball
Leroy Sane feiert seinen Treffer für den FC Schalke 04 gegen den 1.FC Köln
Melvyn Lorenzen traf bei seinem Startelfdebüt für Werder
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Talente warten auf den Durchbruch in der Bundesliga

"Wir haben gezeigt, dass wir es schaffen, einige Jungs in die Bundesliga zu bringen. Wenn die Jungs hier bei mir sitzen, habe ich auch eine gute Chance, sie zu bekommen. Vor acht Jahren hieß es noch: 'Mönchengladbach, wo ist das denn?'. Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass die Bedingungen top sind und man eine Chance hat, Bundesliga zu spielen", sagt Virkus SPORT1.

Auslöser war unter anderem die Verpflichtung von Marko Marin 2005. Möglich wurde das auch durch das in den Borussia-Park integrierte Internat, in dem der Nachwuchs von außerhalb eine Rundumbetreuung, sowohl sportlich als auch schulisch, erfährt.

Durchlässigkeit als entscheidendes Argumente

Die Durchlässigkeit von der Jugend zu den Profis gibt beiden Klubs beim Wettbieten um die jüngsten Juwele entscheidende Argumente. Auch wenn die Nachwuchsarbeit schwieriger geworden ist.

"Es ist sehr schwer, auch da oben zu bleiben. Weil dich die anderen jetzt wahrgenommen haben", erklärt Gladbachs Virkus. Andere Vereine, die in der Nachwuchsarbeit lange geschlafen haben, sind inzwischen aufgewacht. Und legen, wenn es mit sachlichen Argumenten nicht klappt, finanzielle obendrauf.

FC Bayern Muenchen-Borussia Moenchengladbach-Bundesliga-Lucien Favre
FC Bayern Muenchen-Borussia Moenchengladbach-Bundesliga-Lucien Favre

"Es wird auch für uns immer schwieriger, vernünftig mitzuhalten und die Talente zu uns zu lotsen. Allerdings fällt es auch auf, dass bei einigen Vereinen trotzdem sehr wenige Spieler ganz oben ankommen. Daher sagen wir den Jungs: 'Wenn ihr in die Bundesliga wollt, dann habt ihr im Moment bei Schalke 04 die besten Karten'", sagt Ruhnert.

Schalke: Elgert veredelt die Talente

Ein weiterer Vorteil: Schalke und Gladbach können entscheidenden Einfluss auf die Ausbildung nehmen, ob nun sportlich oder charakterlich. Ein wichtiger Faktor auf Schalke ist A-Jugendtrainer Norbert Elgert, der den Rohdiamanten den Feinschliff verpasst. Und die angehenden Profis auf dem Boden hält.

"Norbert Elgert ist ein absolutes Markenprodukt von Schalke 04 im U-19-Bereich, weil kein anderer Trainer annähernd an seine Dienstjahre und an seine Erfolge heranreicht. Man muss ganz klar sagen: Keiner kann sie am Ende so gut veredeln wie er", sagte Ruhnert.

In Gladbach kennt Trainer Lucien Favre heute ab der U17 jedes Top-Talent und jede Entwicklungsstufe. Von der U9 bis zur Lizenzmannschaft herrscht eine enge Bindung und Verzahnung. Eine sogenannte Toptalente-Gruppe trainiert regelmäßig mit Co-Trainer Manfred Stefes, der so auf mögliche Bedürfnisse der Profis sofort reagieren kann.

Neidische Blicke gen Westen

Die Arbeit bei beiden Klubs ist inzwischen so erfolgreich, dass sie zum Vorbild für andere Vereine in Deutschland geworden ist. Nicht umsonst hat sich der große FC Bayern bereits erkundigt, wie Schalke das mit der Nachwuchsarbeit so handhabt, selbst vom Revierrivalen Borussia Dortmund gibt es neidische Blicke rüber nach Gelsenkirchen.

Kaan Ayhan
Kaan Ayhan

Denn auf Schalke bringen die Jungspunde im Gegensatz zu teuer eingekauften Stars zusätzlich ein hohes Maß an Identifikation mit, in einem Klub wie Schalke essentiell. Kaan Ayhan -- aktuell mit einer Kapselbandverletzung zum Zuschauen verurteilt - stammt direkt aus Gelsenkirchen, Meyer (Oberhausen), Höwedes (Haltern), Draxler (Gladbeck) oder Matip (Bochum) aus der direkten Umgebung.

"Es kommen nicht nur die kleinen Klubs. Es kommen auch ganz große Vereine. Die eigentliche Seele, die gibt man nicht preis. Man zeigt das, was man zeigen kann. Was jeder sehen kann", sagt Virkus.

Wie zum Beispiel große, gerahmte Fotos ehemaliger Jugendspieler im Kabinengang der Borussia. Sie sollen motivieren. Und sie sollen zeigen, was für den Nachwuchs beim fünfmaligen Meister möglich ist. "Hier könnte auch mal ein Foto von dir hängen", scheinen die Bilder geradezu zu schreien.

Wem das noch nicht reicht, der bekommt auf dem Weg durch den Spielertunnel die volle Ladung. Ein kleiner Schalter auf der linken Seite sorgt dafür, dass die Hymne des Klubs, die "Elf vom Niederrhein", gespielt wird. Stadion-Atmosphäre auf Knopfdruck. Laut, vor allem aber emotional. Nicht unbedingt subtil, dafür aber durchaus wirkungsvoll.

Zumindest oft. Manchmal reicht selbst das nicht. Wie bei Max Meyer.

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