Raphael Wolf schimpfte laut über "das Scheiß-Ding", Timon Wellenreuther schwieg und genoss Welpenschutz:
Die Keeper sorgen für die Tore
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Die Torhüter hatten beim 1:1 (0:0) von Schalke 04 gegen Werder Bremen unfreiwillig für die Höhepunkte gesorgt - und gingen völlig unterschiedlich damit um.
"Eigentlich", befand Werder-Sportchef Thomas Eichin richtigerweise, "war es ein typisches 0:0." (Die Highlights zum Nachören bei SPORT1.fm)
Wolf legt mit Fehler vor
Dass das Duell des Champions-League-Achtelfinalisten und der stärksten Mannschaft der Rückrunde torlos ausging, verhinderte zunächst Werder-Keeper Wolf. (Das Spiel zum Nachlesen im TICKER)
Einen harmlosen 20-m-Schuss des Jungnationalspielers Max Meyer ließ der 26-Jährige durchrutschen (61.) und ärgerte sich nachher, "dass ich das Scheiß-Ding gekriegt habe".
Wellenreuther patzt und schweigt
Am Ende durfte sich Wolf dennoch freuen, weil auch sein Gegenüber patzte:
Der 19-jährige Wellenreuther, Schalkes Nummer drei, zögerte bei einem Freistoß von Zlatko Junuzovic in der Nachspielzeit und ließ den eingewechselten Sebastian Prödl ungehindert einköpfen (90.+2).
Dass er zum dritten Mal innerhalb einer Woche bei einem Kopfballtreffer unentschlossen aus seinem Tor gekommen war, brauchte der Teenager nicht zu kommentieren - Schalke schickte wie seit Wochen nur drei Spieler zur Presse, Wellenreuther gehörte nicht dazu.
Heldt und Barnetta verteidigen den Keeper
Die, die redeten, verteidigten ihn. "Ich kann ihm keine Schuld geben", sagte Sportvorstand Horst Heldt und nahm stattdessen Wellenreuthers Vorderleute in die Pflicht: "Wir standen zu tief. Wenn wir weiter weg gewesen wären, wäre es auch für Timon einfacher gewesen."
Auch Tranquillo Barnetta meinte: "Wenn wir das Ding rausköpfen, sagt keiner was." (SERVICE: Die Statistiken des Spiels)
Auffällig ist jedoch: Wellenreuther, wegen der Verletzungen von Ralf Fährmann und Fabian Giefer plötzlich nicht mehr in der Regionalliga West, sondern in der Bundesliga und der Königsklasse im Tor, wirkt wiederholt in den gleichen Situationen unsicher.
Unsicherheit bei Flanken
Beim 0:1 in Frankfurt fand er sich ebenso irgendwo im Niemandsland zwischen dem Torschützen und der Torlinie wieder wie beim Kopfballtreffer von Cristiano Ronaldo beim 0:2 im Champions-League-Achtelfinale gegen Real Madrid.
Waren da noch andere Teamkollegen mitschuldig, patzte er gegen Werder ganz alleine. Dass er zehn Zentimeter kleiner und rund 15 Kilo leichter als Fährmann und Giefer ist, merkt man in diesen Szenen besonders.
Minimalistenkonzept geht nicht auf
Bis zum späten Ausgleich war für Schalke alles nach Plan gelaufen. Der Catenaccio von Trainer Roberto Di Matteo hielt, das achte Zu-Null-Spiel unter dem italienischen Coach schien perfekt, ein weiterer Schritt auf dem Weg zurück in die Königsklasse nach dem Quasi-Aus gegen Real gemacht. (DATENCENTER: Tabelle)
Doch diesmal reichte ein Tor nicht zu drei Punkten, das Minimalistenkonzept ging nicht auf. "Wir müssen wieder geiler auf Tore werden", äußerte deshalb Mittelfeldspieler Roman Neustädter.
Mehr als zwei Monate ist es her, dass Schalke mehr als einen Treffer in einem Spiel erzielt hat (2:1 am 17. Dezember in Paderborn).
Prödl hält Werders Serie am Leben
Genauso lange ist Werder mittlerweile unbesiegt. Dass der glückliche Ausgleich durchaus verdient war, sah nicht nur Erfolgstrainer Viktor Skripnik so. (DATENCENTER: Ergebnisse und Spielplan)
Der Ukrainer atmete nach dem sechsten Spiel in Folge ohne Niederlage, darunter fünf Siege, kräftig durch, weil "jeder weiß, wie schwierig es hier ist, wenn man in Rückstand liegt".
Skripnik hatte kein Problem, von "einem Patzer unseres Torwarts" zu reden. Für Wolf gilt kein Welpenschutz.
Stattdessen durften sich die Werderaner über das Traumcomeback von Prödl freuen: Zum ersten mal nach dreieinhalb Monaten Verletzungspause überhaupt wieder im Kader - und gleich der Held.