Die Mannschaft hatte am Donnerstag frei, Pep Guardiola konnte sich also ganz der Analyse widmen. Die wichtigsten Fragen: Warum hatte sein Team in Lwiw gegen Schachtjor Donezk kein Tor erzielt? Und wie kann der FC Bayern wieder die Topform aus der Hinrunde erlangen?
Problemlöser Pep und seine Baustellen
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Der Münchner Trainer musste die Nullnummer im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinales einordnen.
Am Freitag teilte er seine Auffassung mit Nachdruck mit: "Gegen Donezk haben die Spieler gemacht, was ich gesagt habe. Deshalb bin ich sehr zufrieden."
Ein Tor fehlte in der Ukraine, doch das Team hatte eine durchaus akzeptable erste Hälfte gespielt und zudem beim 8:0 gegen den Hamburger SV sowohl eine starke Organisation als auch Spielwitz gezeigt (Pep Guardiola erklärt sein System, ab 18.30 Uhr in Bundesliga Aktuell)
Und doch weiß Guardiola, dass der FCB sich steigern muss. Oder wie es Matthias Sammer formuliert "noch 'ne Schippe" drauflegen.
Jene berühmt berüchtigten fünf Prozent also herauszukitzeln, die dem FC Bayern am Optimum fehlen. Der Sportvorstand dürfte dabei bis zum Rückspiel am 11. März mit dafür sorgen, dass alle "die Antennen ausfahren".
Das Spiel beim SC Paderborn (Sa., ab 15 Uhr im LIVETICKER und Sportradio SPORT1.fm) ist nun für den deutschen Rekordmeister der erste Gradmesser.
SPORT1 wirft vorher einen Blick auf die wichtigsten Bayern-Baustellen:
Fehlendes Tempo in der Offensive
Die Donezker Abwehr wankte nur dann, wenn es zügig nach vorne ging. Doch Franck Ribery, gerade erst von seinem Faserriss genesen, fehlt es noch an Spritzigkeit.
Insgesamt gab Bayern nur acht Torschüsse ab, von den 633 gespielten Pässen, kamen 577 an - eine Quote von über 90 Prozent. Zu selten wurde jedoch das Zuspiel in die Spitze gesucht, womöglich auch, weil vorne ein Verwerter wie Robert Lewandowski fehlte.
Lewandowskis Formschwankungen
In Lwiw saß Lewandowski 75 Minuten auf der Bank. Guardiola vertraute lieber Thomas Müller als einziger Sturmspitze. Tatsächlich ist der Pole noch nicht zu hundert Prozent bei den Bayern angekommen.
Er traf zwar in 19 Bundeligaspielen achtmal, zog durch seine Laufwege viele Gegenspieler auf sich und bereitete vier Tore vor. Lewandowski ließ aber zuletzt beste Möglichkeiten aus, sein Selbstvertrauen dürfte unter der Rücksetzung in der Champions League leiden.
"Er kennt meine Meinung über seine Leistung und Qualität. Ich habe keine Zweifel an ihm", betonte Guardiola jetzt und stärkte so den Angreifer.
Die Balance im Team
Gegen die schnellen Brasilianer von Donezk gestattete die Bayern-Verteidigung keine Lücke. Allerdings litt darunter auch das Risiko, das die Mannschaft insgesamt einging. Ob die Bayern sich ständig um ihre Konteranfälligkeit sorgen, sei dahingestellt.
Doch natürlich sind die vier Gegentore von Wolfsburg noch im Kopf, Guardiola muss also mit seinem Analyseteam an einem Mittelweg tüfteln.
Das Fehlen von Philipp Lahm
Der Bayern-Kapitän wird in den nächsten Wochen ins Mannschaftstraining einsteigen, ob er schon zum Rückspiel fit ist, steht in den Sternen.
Ohne Lahm leidet allerdings nicht nur Bayerns Spielaufbau, sondern auch die defensive Stabilität im Team. Auch Javier Martinez und Thiago Alcantara werden im Moment vermisst.
Defensive im ständigen Wandel
Die Abwehrkette ist immer wieder von Verletzungen gebeutelt. In Lwiw musste Medhi Benatia wegen Muskelproblemen unvorhergesehen auf die Tribüne. Als Innenverteidiger agierte das Duo Jerome Boateng und ziemlich überraschend David Alaba. Die ausgebildeten Innenverteidiger Dante und Holger Badstuber ließ Guardiola auf der Bank.
Zudem wechselt der Trainer in dieser Saison immer wieder zwischen Dreier- und Viererkette. Das Team ist so einerseits flexibler, andererseits sind die Automatismen so nicht perfekt ausgebildet.
Die Schweinsteiger- und/oder Xabi-Alonso-Frage
Im Rückspiel gegen Lwiw muss sich Guardiola nicht den Kopf darüber zerbrechen, ob Schweinsteiger und Alonso im Mitttelfeld zusammen passen. Alonso wird nach seiner Gelb-Roten Karte fehlen.
In den nächsten Partien muss Guardiola jedoch genau auf das Duo schauen. Alonso nimmt dabei für ihn allem Anschein nach eine Sonderrolle ein. "Ich hätte ihn nur runtergenommen, wenn er verletzt gewesen wär", sagte er unmittelbar nach dem 0:0 in Lwiw. Alonso durfte so weiterspielen, obwohl er gelbrotgefährdet war.
Zweifel am Duo wischte Guardiola weg: "Beide sind intelligent. Es gibt keinen Zweifel. Beide können ohne Probleme miteinander spielen."