Eine knappe Stunde lang blieb Christian Streich die Ruhe selbst. Gekonnt wich der Trainer des SC Freiburg den bohrenden Fragen zur Leistung von Schiedsrichter Peter Gagelmann aus, lobte den Unparteiischen mitunter sogar für "seine Spielleitung und die Souveränität".
Schiedsrichter wieder Freiburgs Feindbild
© Getty Images
Dann aber, Streich wollte schon das Weite suchen, brach es doch noch aus ihm heraus. "Es geht um die Verhältnismäßigkeit, um die Balance. Wir fühlen uns nicht korrekt behandelt", schimpfte der 49-Jährige.
Gagelmann wird Feindbild Nummer eins
Das 1:1 (1:1) gegen 1899 Hoffenheim, der so wichtige Punktgewinn im Abstiegskampf der Bundesliga, war zu diesem Zeitpunkt längst zur Nebensache geraten. Und das lag vor allem an Gagelmann, in Freiburg so etwas wie das Feindbild Nummer eins (DATENCENTER: Tabelle).
"Herr Gagelmann ist eigentlich ein guter Schiedsrichter", sagte Freiburgs Präsident Fritz Keller, "und Fehler sind menschlich. Aber dass es wieder uns trifft, und dann gleich drei Fehler in einem Spiel. Das ist dann schon sehr bitter."
Auslöser für die wütenden Verbalattacken der Freiburger Verantwortlichen war die hektische Schlussphase, in der Streich von Gagelmann auf die Tribüne verwiesen worden war und sich SC-Abwehrchef Marc Torrejon wegen seines groben Foulspiels (90.+2) eine Rote Karte eingehandelt hatte (Das Spiel zum Nachlesen im TICKER).
Streich sieht ungleichmäße Bestrafung
"Erstens ist es kein Platzverweis, da Marc von der Seite kommt", stellte Streich fest, "und wenn er doch Rot zückt, muss er auch in den Szenen zuvor seine Linie zeigen."
Unmittelbar vor dem Seitenwechsel hatte Gagelmann nämlich seinen ersten, den vielleicht spielentscheidenden Fehler begangen (SERVICE: Die Statistiken des Spiels).
Das taktische Foul von Hoffenheims Pirmin Schwegler blieb vom 46-Jährigen aus Bremen unbestraft, obwohl Schwegler zuvor bereits die Gelbe Karte gesehen hatte (Die Highlights zum Nachören bei SPORT1.fm).
In der zweiten Halbzeit dann setzte der Südkoreaner Jin-Su Kim zu einer Grätsche mit gestreckten Beinen an - Gagelmann aber sah keinen Anlass zur Verwarnung.
Freiburg mit Sorgen in der Verteidigung
"Wenn unser Spieler da nicht hochspringt, bricht Kim ihm beide Beine", sagte Keller. Der Freiburger ärgerte sich dann auch vor dem Hintergrund dieser Szenen über die Rote Karte für Torrejon extrem.
"Uns trifft das besonders hart. Ich weiß nicht, ob wir das verkraften können", sagte Keller mit Blick auf die Sorgen in der Innenverteidigung.
Neben Torrejon, dem nun eine Sperre droht, fehlt auch der verletzte U19-Europameister Marc-Oliver Kempf. Im nächsten Spiel bei Bayer Leverkusen müssen Youngster Immanuel Höhn, der gegen Hoffenheim sein erstes Bundesligator erzielte, und der noch nicht ganz genesene Pavel Krmas das Pärchen in der Zentrale bilden (DATENCENTER: Ergebnisse und Spielplan).
"Das wird sehr schwer. Leverkusen spielt Champions League, aber wir werden darauf vorbereitet sein", versprach unterdessen Routinier Sascha Riether. Auch für ihn waren Gagelmanns Entscheidungen "die kleinen Szenen, die ein Spiel entscheiden können".
Gisdol hingegen zufrieden
Dennoch freute sich Riether über den Punkt: "Den nehmen wir mit."
Während die Freiburger - Gagelmann hin oder her - weiter auf den Klassenerhalt hoffen, war der Punkt auch für die so ambitionierte Millionentruppe aus Hoffenheim viel wert.
"In Freiburg ist es immer schwer zu spielen. Wir können mit dem Punkt sehr gut leben", sagte Trainer Markus Gisdol.
Nationalspieler Kevin Volland (39.) hatte den Hoffenheimer Treffer erzielt.