Der Frust ist in Berlin deutlich spürbar. Vor allem aber bei ihm: Jos Luhukay, dem Trainer der Hertha. Nach der 0:2-Pleite bei Werder Bremen zum Rückrunden-Auftakt stehen die Hauptstädter nur noch einen Punkt vor den Abstiegsrängen. Wie sehr die derzeitige Situation an Luhukay nagt, ist zu sehen. Und zu hören.
Die Stimmung bei der Hertha kippt
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Auf der Pressekonferenz vor der Partie gegen Bayer Leverkusen (ab 20 Uhr im LIVETICKER und im Sportradio SPORT1.fm) schimpfte der 51-Jährige: "Die zwei Gegentore in Bremen werden von zwei jungen Leuten ohne Bundesliga-Niveau verteidigt."
Gemeint sind: Nico Schulz und John Brooks. 21 und 22 Jahre alt. Bei anderen Vereinen traut man Spielern solchen Alters durchaus schon Führungsrollen zu.
Luhukay in der Misere
Doch genau diese Problematik spiegelt Luhukays Misere wider. Zum einen hat der Trainer mit viel Verletzungspech zu kämpfen. So weit, so unschuldig. Was ihm jedoch vorgeworfen wird: Dass er die zusammengestellte Mannschaft nicht so ein- und aufstellt, dass die Berliner zumindest nicht mit dem Abstieg in Berührung kommen.
So wurden vor der Saison mit Johnny Heitinga, Salomon Kalou und Valentin Stocker drei Spieler verpflichtet, die summiert auf 89 Champions-League-Einsätze kommen. Bei der Hertha sind sie bislang nur Randerscheinungen.
Neue Stars erfüllen Hoffnungen nicht
Kalou absolvierte von den drei (eigentlichen) Hoffnungsträgern die meisten Einsätze, 13 an der Zahl. Immerhin erzielte er bereits fünf Tore. Dem Schweizer Stocker, offensiver Mittelfeldspieler, gelang noch nicht ein einziger Treffer.
Und Heitinga, der mit der Empfehlung von 129 Premier-League-Einsätzen vom FC Fulham kam, ist nicht einmal Stammspieler. Seit dem 12. Spieltag hat er keine Minute mehr gespielt. In vier Partien ließ Luhukay ihn gar über 90 Minuten auf der Bank versauern. Vom Hoffnungsträger zum Leistungsträger? Funktioniert anders. Nun setzt ihn auch noch eine Wadenblessur außer Gefecht.
Investor erwartet Ergebnisse
Insbesondere die finanzschweren Sponsoren machen solche Transfers überhaupt möglich. Doch natürlich erwartet dafür etwa der US-Investor KKR, der letztes Jahr über 60 Millionen Euro in den Verein pumpte, deutlich mehr. So heißt es in Berlin gerade in Krisenzeiten: "The big sponsor is watching you".
Und so steht Luhukay nun im Zentrum der Kritik. Dass er keine Skrupel hat, einzelne Spieler überhaupt nicht mehr einzusetzen, ist nichts Neues. Dies birgt allerdings Risiken, die er nun zu spüren bekommt.
Partie gegen Leverkusen als Schlüsselspiel
Die Berliner Medien spekulieren bereits, dass eine mögliche Niederlage gegen Leverkusen bereits sein letzte sein könnte. Dass seine taktische Umstellung zuletzt in Bremen - Luhukay stellte in der Defensive auf eine Dreierkette um - maßlos scheiterte, kommt für ihn erschwerend hinzu.
"Es wäre schlimm, wenn ein Trainer so ein Spiel wie in Bremen nicht auch für sich analysieren würde", meint er nun. Klingt nach Selbstkritik. Und nach einem Schlüsselspiel für ihn.