Es herrschte Gesprächsbedarf, ganz offensichtlicher.
Posse d'Or
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Bevor sich Robert Lewandowski nach der Übungseinheit am Mittwochvormittag auf den Weg vom Trainingsplatz zur Umkleidekabine machte, unterhielt er sich zunächst einmal ausgiebig mit Sportvorstand Matthias Sammer und Mediendirektor Markus Hörwick.
Es gab einiges auszudiskutieren, nachdem eine scheinbar kleine Nachricht überraschend viel aufgewirbelt hat im Doha-Trainingslager des FC Bayern.
Neuer findet: Kein Problem
Lewandowski hatte bei der Abstimmung zum Weltfußballer Cristiano Ronaldo an die erste Position gewählt und seinen Teamkameraden Manuel Neuer an die zweite.
Ein Vorgang, den Neuer selbst "in Ordnung" fand, wie er am Mittwochmorgen klarmachte.
"Daran sieht man, dass es eine faire Wahl war und untereinander keine Absprachen gab", sagte Neuer in der Presserunde: Es sei "völlig legitim, dass sich ein Stürmer für einen anderen Stürmerkollegen ausspricht". Er habe "kein Problem damit".
Es ist trotzdem zu einem Problem geworden - weil nicht alle die Sache so sahen wie Neuer.
Als wäre es ein Betriebsunfall
Da war zunächst Lewandowskis Distanzierung von seiner Wahl, sein im "kicker" zitierter Satz: "Es war ein Fehler von mir, Ronaldo gewählt zu haben. Ich würde heute ganz klar Neuer wählen."
Dann Sammers Haken unter das Thema.
"Wir haben darüber gesprochen, er hat es ja auch öffentlich schon korrigiert, dass er Manuel als Nummer eins sieht. Dementsprechend ist das auch okay", sagte der Sportvorstand bei SPORT1: "Im letzten August war die Wahl zwischen Tür und Angel, und er war unüberlegt, es war ihm gar nicht bewusst, dass die Punktzahl dabei entscheidend ist."
Lewandowskis Votum für Ronaldo: ein unglücklicher Betriebsunfall, so die Darstellung - bis Lewandowski auf einmal öffentlich das Gegenteil behauptete.
Lewandowskis Rolle rückwärts
"Ich bin mir bewusst, wen ich gewählt habe. Und dafür werde ich mich nicht entschuldigen!", schrieb der 26-Jährige bei Twitter.
Sein Berater Maik Barthel behauptete zuvor an gleicher Stelle, dass Lewandowski falsch zitiert worden sei.
Nach dem 4:1 im Test gegen eine Katar-Auswahl ging der Stürmer dann ohne ein weiteres Statement an den Journalisten vorbei. Auch Berater Barthel will sich auf SPORT1-Nachfrage nicht mehr zum Thema äußern.
Intern geklärt
Es passt letztlich nicht mehr zusammen, was Lewandowski und Sammer gesagt haben, beide Seiten sehen unglücklich aus.
Nach SPORT1-Informationen haben Sammer und Lewandowski die Irritationen in ihrem Gespräch am Mittwochmorgen ausgeräumt, intern ist die Sache nun also geklärt.
Fragen bleiben trotzdem zurück - zum Beispiel die, warum Sammer den Umstand, dass einer seiner Spieler Manuel Neuer nicht als besten Fußballer der Welt betrachtet, als etwas behandelt, für das man öffentlich Abbitte leisten muss.
Die Sitten einer Abstimmung
Man kann die Interessenlage von Bayerns Sportvorstand zwar nachvollziehen: Der Ballon d'Or mit all seinem Prestige- und PR-Wert ist begehrt, auch bei den Klubs.
Und bei vielen gehört es mittlerweile zum guten Ton, in der öffentlichen und damit von aller Welt beäugten Abstimmung demonstrativ die eigenen Teamkollegen emporzuheben.
Siehe Bastian Schweinsteiger, der drei Bayern-Spieler kürte. Siehe Ronaldo, der ebenfalls alle seine Stimmen an die Kameraden von Real Madrid verteilte.
Robert Lewandowski hätte es genauso machen können, das darauffolgende Chaos wäre ihm und dem Klub erspart geblieben.
Denselben Effekt aber hätte es gegeben, wenn Sammer Lewandowski ganz einfach seine Meinung gelassen hätte. So wie es Manuel Neuer tut.