Von Christian Geisler
Das Wunder wird komplizierter
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Süleyman Koc sucht auf dem schneebedeckten Rasen der Benteler-Arena vergebens nach Halt.
Der Offensivspieler des SC Paderborn ist bei einem Zweikampf gestrauchelt, schlittert in die Beine von Elias Kachunga, reißt auch diesen zu Boden.
Der Toptorjäger des SCP quittiert die Rutschpartie mit einem gequälten Lächeln und einem Schneeballwurf vor die Füße von Kollege Koc.
Es ist eine typische Szene in Bundesliga-Generalprobe der Paderborner. Bei der 0:2-Niederlage gegen Zweitligist St. Pauli bestimmen Schnee und Zufall das Spielgeschehen. Zu Ungunsten des Aufsteigers.
"Man muss sagen: Der FC St. Pauli hat die Platzbedingungen bei dem Schneeboden besser angenommen", resümiert Trainer Andre Breitenreiter resümiert im Gespräch mit SPORT1.
Eine holprige Vorbereitung - Qualität muss her
Überhaupt ist die Rückrunden-Vorbereitung des SC Paderborn 07 eine widrige Angelegenheit.
Gegen allesamt unterklassige Vereine stehen drei Siege, ein Unentschieden und eine Niederlage zu Buche. Hinzu gesellt sich Verletzungspech, gipfelnd im Mittelfußbruch von Angreifer Marvin Ducksch im Spiel gegen Erzgebirge Aue.
Der Ausfall des 20 Jahre alten Stürmers veranlasst Manager Michael Born zu Transferaktivitäten im Winter. Vaclav Kadlec, Srdjan Lakic und Shawn Parker sind nur drei von vielen Spielern, die mit dem Bundesligisten in Verbindung gebracht werden.
Auf Nachfrage von SPORT1 hält sich Born jedoch bedeckt: "Wir führen Gespräche und haben natürlich unsere Kandidaten. Aber bevor die Tinte nicht trocken ist, sagen wir darüber nichts."
Laut Trainer Breitenreiter macht ein Transfer ohnehin nur Sinn, wenn er die Qualität der Mannschaft sofort erhöht. "Wenn man die Priorität hat, die Klasse zu halten, dann braucht man jemanden, der direkt helfen kann. Deswegen kommt niemand, den man noch groß entwickeln muss."
Die Arbeit am Abschluss
Es soll also eine Sofortlösung her. Nachvollziehbar, denn die Chancenverwertung der Paderborner in der Bundesliga-Hinrunde ist verbesserungswürdig.
Zwar schossen die Domstädter mit 271 Versuchen vergleichsweise häufig auf das gegnerische Tor, doch nur jeder 13. Abschluss fand sein Ziel.
Dazu schoss der SCP in 17 Partien nicht ein Tor nach einer Flanke, bei 182 Anläufen. Dem Spiel des SC Paderborn 07 fehlt ein regelmäßiger Abnehmer im Zentrum.
So lag ein Schwerpunkt des Trainingslagers im türkischen Belek beim Thema Chancenauswertung.
"Früher hieß es wer viel schießt, der trifft auch viel. Es ist positiv, dass wir uns die Chancen herausspielen. Wir arbeiten weiter daran. Und wenn das Selbstvertrauen wieder da ist und die Dinger wieder reinfallen, wird es auch eine erfolgreiche Rückrunde", sagt Verteidiger Christian Strohdiek im Gespräch mit SPORT1.
Mit Selbstvertrauen zum Erfolg
Das Selbstvertrauen ist also da.
Gerade die Variabilität im Spiel des Aufsteigers macht Mut für die zweite Halbserie. Kein Team der Liga hat mehr unterschiedliche Torschützen - zwölf Stück.
"Die Mannschaften haben gesehen dass wir nicht das Fallobst sind, für das man uns vor der Saison gehalten hat", sagt Breitenreiter: "Und wenn wir unsere Leistungen abrufen, dann werden wir auch in der Rückrunde Chancen haben, die nötigen Punkte zu sammeln."
Breitenreiter: "Das wird ein enges Rennen"
Vergleiche mit Fortuna Düsseldorf, die in der Saison 2012/2013 nach ähnlich starkem Start und einer sehr schwachen Rückrunde wieder den Gang in die Zweitklassigkeit antreten mussten, wollen die Paderborner nicht aufkommen lassen.
"Wir haben eine super Mannschaft. Wir haben Teamgeist. Wir halten zusammen. Jeder kämpft für den anderen. Das ist das, was enorm wichtig ist. Wir kommen über die Mannschaft und das werden wir auch auf den Platz bringen", sagt Strohdiek.
Jedem Spieler sei bewusst, dass ein starker zehnter Platz aus der Hinserie nur eine Momentaufnahme ist.
"Wir lassen uns davon nicht blenden. Das wird ein enges Rennen bis zum Schluss. Das war uns schon zu Beginn der Saison klar. Nur mit dem Unterschied, dass man uns da schon zum Winter als sicheren Absteiger gesehen hat", sagt Trainer Breitenreiter im Gespräch mit SPORT1.
Aber Breitenreiter weiß: Für den "krassesten Außenseiter der Bundesliga-Geschichte" (Breitenreiter vor dem Saisonstart) ist der schwierigere Teil der Mission Klassenerhalt der zweite - der, in dem ihn die Konkurrenz nicht mehr so wahrnimmt.
Aller Anfang ist schwer
Gerade die ersten Spiele der Rückrunde werden für die Paderborner richtungsweisend. Mit Mainz, Hamburg und Köln warten gleich drei direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt.
Um den zu packen, hofft Padeborn auch auf ein Ende der winterlichen Witterungen und gut bespielbare Rasenplätze.
Diese wurden erst kürzlich verlegt und bereiten dem SCP-Trainer noch Bauchschmerzen. "Wir müssen hoffen, dass es diese Woche nicht schneit. Sonst sind beide neuen Plätze direkt im Arsch."
Auf eine Rutschpartie auch in der Liga möchte er verzichten.