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Thomas Berthold spricht über die Krise bei Borussia Dortmund

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Thomas Berthold spricht über die Krise bei Borussia Dortmund

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Das Problem ist die Qualität des Kaders

SPORT1-Kolumnist Thomas Berthold kritisiert die Kaderzusammenstellung beim kriselnden BVB. Die Trainerfrage stelle sich nicht.
Thomas Berthold wurde 1990 Weltmeister in Italien
Thomas Berthold wurde 1990 Weltmeister in Italien
© SPORT1

Hallo Fußball-Freunde,

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Nach dem Ende der für Borussia Dortmund enttäuschenden Hinrunde hat Sportdirektor Michael Zorc verkündet: "Wir gehen mit Jürgen Klopp in die Rückrunde!"

Da frage ich mich schon: Was ist das denn für eine Aussage? Bevor ich so etwas sage, würde ich lieber gar nichts sagen.

Es ist doch so: Wenn man gemeinsam aus so einer Krise, wie sie gerade der BVB erlebt, herauskommt, ist es auch eine Chance, noch enger zusammenzuwachsen.

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Von daher ist die Trainerfrage in Dortmund im Moment für mich überhaupt nicht relevant.

Dennoch darf man das Thema in der aktuellen Situation nicht einfach übergehen. Klopp muss sich hinterfragen wie jeder andere auch. Wenn er von den ersten vier Spielen der Rückrunde drei verliert, wird es auch für ihn eng.

Was einen möglichen Nachfolger betrifft, halte ich Thomas Tuchel oder Markus Weinzierl für nicht realistisch. Ich glaube nicht, dass Tuchel in so einer schwierigen Phase einsteigen würde. Und ich bezweifle, dass ein Felix Magath derzeit wieder in Deutschland arbeiten will.

Der Markt an deutschen Trainern ist also beschränkt. Die Frage ist, ob Dortmund bereit wäre, einen Trainer vom internationalen Markt zu holen. Das hat zwar einmal mit Nevio Scala nicht so gut geklappt, aber das sollte keine Ausrede sein. Es gibt hervorragende Trainer im Ausland.

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Der Trainer ist für mich aber nicht das Problem des BVB, sondern die mangelnde Qualität des Kaders. Vielleicht haben einige in Dortmund nach den Jahren mit zwei Meistertiteln, einem Double und dem Finale der Champions League gedacht, es geht automatisch so weiter.

Man muss immer weiter investieren und investieren, wenn man oben dabei sein oder Bayern München jagen will. Dann muss man auch andere Spieler holen als diejenigen, die Dortmund im Sommer verpflichtet hat.

Wenn ich ein echter Herausforderer sein will, brauche ich absolute Topleute. Da sollte man lieber einmal 30 Millionen ausgeben als einmal 20 und einmal 13.

Klar ist es nicht einfach, an einen richtigen Knaller zu kommen, aber ich glaube, dass ein Jackson Martinez vom FC Porto fast alle Kriterien erfüllt, die Robert Lewandowski auszeichnen.

Es geht aber nicht nur um die Position in der Sturmspitze. Auch in anderen Mannschaftsteilen hat Dortmund Leute, die ihnen im Moment nicht helfen, wie zum Beispiel Matthias Ginter in der Abwehr.

Andere Spieler funktionieren nur im Paket oder im Duett, wenn der eine den anderen führt. Ist Mats Hummels nicht dabei, ist Neven Subotic nur ein normaler Verteidiger, kein überdurchschnittlicher Spieler.

Dem BVB mangelt es einfach an absoluten Topspielern. Marco Reus, Ilkay Gündogan und Mats Hummels sind es, wenn sie fit sind. Sven Bender mit Abstrichen, der ist technisch nicht so stark, aber mit seinem Einsatz unheimlich wichtig für die Mannschaft.

Mkhytarian und Kagawa haben riesengroßes Potenzial, aber beide spielen nicht an ihrem Limit. Eine Hand voll Spitzenspieler, das reicht nicht.

Wenn ich als Verein oben mitspielen will, muss ich auch mein Gehaltsgefüge überdenken. Für das Geld, das in Dortmund anscheinend gezahlt wird, bekommt man keinen Topspieler.

Wenn die Dortmunder im Januar wieder anfangen zu trainieren, gibt es nur eins: Vollgas. Da muss der Baum brennen bis zur Rückrunde. Sonst haben die Spieler ihren Beruf verfehlt. Jeder muss jetzt wissen, was die Stunde geschlagen hat.

15 Punkte nach 17 Spielen - mein lieber Mann! Das ist ein richtiges Brett!

Nach der Niederlage in Bremen hat Klopp gesagt: "Wir werden gnadenlose Jäger sein." Der Satz kommt bei mir etwas komisch an, vor allem wenn man Tabellenvorletzter ist und sich nur durch ein mehr geschossenes Tor vom SC Freiburg unterscheidet.

Klopp wollte mit seiner Aussage den Spielern zeigen, dass Dortmund immer noch ein ambitionierter Verein ist und dass man nicht damit zufrieden sein sollte, nur unten raus zu kommen.

Ich denke aber, alle sind gut beraten, von Spiel zu Spiel zu denken. Die Dortmunder müssen sehen, dass sie punkten und da unten wegkommen.

Bis zum nächsten Mal,Euer Thomas Berthold

Thomas Berthold nahm als Spieler an drei Weltmeisterschaften teil und krönte seine Karriere mit dem WM-Titel 1990 in Italien. In der Bundesliga war er für Eintracht Frankfurt, den FC Bayern München und den VfB Stuttgart aktiv. Zudem lief er in der Serie A für Hellas Verona und AS Rom auf. Der ehemalige Manager von Fortuna Düsseldorf schreibt als Kolumnist für SPORT1.