Erst flog eine Tasche, dann eine Getränkeflasche: Als Pechvogel Bas Dost in der 85. Minute vom Platz ging, ließ er seiner Wut freien Lauf.
Schelte für Gräfe, Lob für Kruse
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Der Niederländer hatte beim 1:1 (1:0) gegen den SC Paderborn Chancen en masse vergeben - und streifte danach das Büßergewand über.
"Wir müssen das Spiel mit 5:0 gewinnen und ich muss drei Tore schießen und hab das nicht gemacht. Das ist einfach schlecht", sagte Dost im Gespräch mit SPORT1.
Sein Sportchef sah aber einen anderen Mann verantwortlich für das Remis. Klaus Allofs kritisierte Schiedsrichter Manuel Gräfe scharf.
"Mal in München so pfeifen"
Wolfsburgs Manager schimpfte bei "Sky" lautstark über den Unparteiischen. "Ich habe ihm gesagt, er soll auch in München mal so pfeifen", sagte Allofs, der direkt nach dem Schlusspfiff auf Gräfe eingeredet hatte und sprach von "einigen seltsamen Entscheidungen".
Wenig später hatte sich Allofs ein wenig abgekühlt, stellte am SPORT1-Mikro aber immer noch fest: "Wir müssen mit falschen Entscheidungen auf beiden Seiten leben. Dass man sich aufregt ist auch nicht außergewöhnlich. Heute war es schon extrem."
Trainer Dieter Hecking regte sich mehrfach lautstark am Spielfeldrand auf und erklärte nach dem Schlusspfiff, er habe "auf die ein oder andere Schiedsrichter-Entscheidung mit Unverständnis reagiert".
Der Unmut war verständlich: So erkannte Gräfe erkannte ein Tor von Dost (33.) wegen angeblichen Foulspiels des Niederländers nicht an.
Dost will von Foul nichts wissen
Auch seine Strafstoß-Entscheidung für die Gäste war äußerst umstritten, Naldo soll Christian Strohdiek im Gesicht getroffen haben. Alban Meha war die Aufregung egal. Der Paderborner verwandelte zum Ausgleich (51.)
Ein weitere Aufreger: In der 58. Minute wurde Dost im Strafraum von Meha umgerissen, doch Gräfe verweigerte einen möglichen Elfmeter-Pfiff. Auch hier war es aber ausgerechnet Dost, der alle Schuld auf sich nahm.
"Das war kein Foul, das habe ich schlecht gemacht", sagte der Wolfsburger allerdings selbstkritisch und präzisierte bei SPORT1: "Ich muss meine Leistung bringen und das habe ich vor dem Tor heute nicht gemacht. Es geht nicht darum, ob es ein Elfmeter ist oder nicht."
Kruse spielt groß auf
Zur Verzweiflung brachte Dost und alle anderen Wolfsburger der dritte Hauptdarsteller der Partie: Paderborns Torwart Lukas Kruse wuchs an diesem Abend über sich hinaus.
Beim Eigentor vom Teamkollegen Rafa Lopez war er machtlos (17.). Dafür hielt Kruse den Elfmeter von Ivan Perisic mit Bravour (20.). Nach dem Wechsel schaffte es abermals Dost (65.), Kevin De Bruyne (67.) und Nicklas Bendtner (90.) nicht, den Paderborner zu überwinden.
Beim Neuling, der sich als Zehnter in seiner Premieren-Saison weiter respektabel hält, war Kruse ohne Zweifel der Mann des Tages.
Beim Schluspfiff liefen sämtliche Mitspieler auf den 31-Jährigen zu, der gleich neun Torschüssen entschärfte und damit einen Saisonrekord aufstellte. "Er war überragend, er hat alles gehalten, was man halten kann", sagte sein Trainer Andre Breitenreiter.
Kruse blieb locker. "Ich bin nicht so ein sentimentaler Typ, der sich über alle Maßen freut", sagte er zu SPORT1.
Rekord trotz Remis
Dass der VfL mit 30 Punkten schon nach 15 Spielen so viele Punkte auf dem Konto hat wie noch nie in einer Bundesliga-Hinrunde seit dem Aufstieg 1997, war ein ähnlich schwacher Trost wie die weiterhin komfortablen sechs Punkte Vorsprung auf Rang drei.
Mit nun neun Zählern Rückstand auf Herbstmeister Bayern München sind auch die "Wölfe" wohl kein ernsthafter Verfolger mehr.