David Alaba, Holger Badstuber, Javi Martinez und Philipp Lahm: Diese Viererkette des FC Bayern könnte Stürmern in Deutschland und ganz Europa den Ball austreiben wie einen törichten Gedanken.
Neuers Tor wird zum Sperrbezirk
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Sie könnte es, wären nicht alle vier Spieler verletzt. Das Niederschmetternde aus Sicht der Konkurrenz: In der Bundesliga ist davon nichts zu merken. Drei Gegentore in den ersten 13 Partien; ziehen die Bayern das durch, wären es am Ende der Saison acht.
Den bisherigen Rekord halten die Triple-Bayern von 2013. Zum Vergleich: Selbst diese fast unverschämt überlegene Mannschaft fing sich damals insgesamt 18 Treffer in der Liga. In Pep Guardiolas zweiter Saison finden die Münchner bei Tempo 350 noch einen neuen Gang. Ihre Defensiv-Bilanz illustriert das am besten.
Aktuell spielt der FC Bayern nominell so offensiv wie noch nie. Die Folge sind aber nicht in erster Linie Schützenfeste und Torrekorde, sondern neue Maßstäbe in der Defensive.
Totale Ballkontrolle
Zu Spielen wie dem 7:1 beim AS Rom ist die Mannschaft jederzeit in der Lage, zudem wird ein 4:0 zu Hause so langsam zum Standard-Ergebnis - die zuletzt fünf stürmenden Bayern in der Startelf halten den Ball aber vor allem in den eigenen Reihen. Und verhindern damit jeglichen Spielaufbau des Gegners.
Zehn Großchancen gewährten die Bayern in der Bundesliga bislang, kein einziges Mal landete der Ball im Tor: Zwei verschoss der Gegner, den Rest entschärfte Torhüter Manuel Neuer. Nur Borussia Dortmund traf zudem gegen den Meister aus dem Spiel heraus.
Gegentore nach Einwurf und Eckball
Die anderen Gegentore fielen gegen Wolfsburg nach einem Einwurf und auf Schalke nach einem Eckball.
Nicht einmal sieben Torschüsse lässt der FC Bayern pro Spiel zu, die meisten davon sind harmlos. Die Gegner kommen selten in eine aussichtsreiche Position: Nur 33 von 90 Schüssen landeten überhaupt auf dem Kasten.
Alonso baut auf
Da reicht zuletzt mit Xabi Alonso ein einzelner defensiv ausgerichteter Mittelfeldspieler. Wobei auch der Spanier hauptsächlich Lücken sucht und selten Ball und Gegenspieler jagt.
Dahinter wartet noch der "Torwart aus einer anderen Welt", wie es Arjen Robben im SPORT1-Interview ausdrückte. 91 Prozent der Schüsse auf sein Tor wehrte Neuer bislang ab in der Bundesliga.
Guardiola predigt Flexibilität
Entscheidend ist: Ob Vierer- oder Dreierkette, ob ein defensiver Mittelfeldmann oder zwei, die Bayern ändern ihre Grundordnung gegen den Ball teilweise mehrmals pro Spiel. Guardiola hat den Spielern diese Flexibilität ins Hirn geflext. Verletzungen schüttelt die Mannschaft deshalb sehr leicht ab.
Bis zum Spiel bei Manchester City funktionierte das auch in der Champions League tadellos, die Bayern gewannen ihre ersten vier Spiele mit nur einem Gegentreffer. Dann patzten plötzlich Medhi Benatia, Jerome Boateng und Xabi Alonso und es setzte gleich drei Gegentore in einem Spiel. Doch Hoffnung also für den Rest?
Eher nicht. Trotz 70-minütiger Unterzahl hätte Guardiolas Truppe beinahe völlig verdient gewonnen. Die Pleite lässt sich also einordnen als Laune der bereits als Gruppensieger fürs Achtelfinale qualifizierten Bayern.
Entscheidend wird in der Rückrunde sein, was die Mannschaft aus der vergangenen Saison gelernt hat. Sie steuert auf einen ähnlich frühen Meistertitel zu und soll diesmal danach nicht erschlaffen. Die stramme Defensive könnte dafür entscheidend sein.