Blöd gelaufen. Oder eben extrem gut.
Dortmund im Gefühlsstrudel
Bei Borussia Dortmund wussten sie nach dem 1:0 (0:0) gegen Borussia Mönchengladbach (BERICHT: Kramers Blackout beendet BVB-Krise), wie verdient und gleichzeitig glücklich dieser Sieg zustande gekommen war.
Trainer Jürgen Klopp und Sebastian Kehl dachten deshalb im Moment der Erleichterung auch an den Mann des Abends.
"Ich habe ihm gesagt, dass mir das leid tut für ihn. Das war eine ganz blöde Situation, weil der Ball aufspringt", sagte Kehl: "Ich hatte Mitgefühl, obwohl ich mich trotzdem gefreut habe."
Direkt nach Kramers Eigentor aus 44,5 Metern hatte Kehl Kramer bereits in den Arm genommen und ihn getröstet: "Ich bin schon ein paar Jahre dabei, da kann man bei solchen Situationen schon eher ein bisschen lachen."
Lob an Mannschaft - Gedanken an Kramer
Klopp bejubelte den ersten Sieg nach fünf Pleiten in Serie beinahe wie einen Titel.
"Man hat das ja gesehen: Es ist Druck abgefallen von uns. Die Mannschaft hat außergewöhnlich Fußball gespielt", sagte er und hatte auch einen Gruß an den Torschützen: "Es wird als Kuriosität eine Randnotiz in seinem Leben bleiben. Für uns sind es wichtige drei Punkte. Christoph Kramer hat jetzt einen Platz in unserer kleinen Geschichte."
Während Kramer einem Häufchen Elend glich, pustete Dortmunds Trainer Jürgen Klopp nach dem Schlusspfiff erst einmal kräftig durch und startete einen Jubellauf zur Bank.
Auf dem Spielfeld tröstete der Dortmunder Trainer zunächst den nun schon wieder gequält lächelnden Kramer, ehe er mit seinen Spielern den erlösenden Sieg vor der Südtribüne feierte.
"Es wäre jetzt frech von mir, ein Buch darüber zu schreiben, wie es geht, nachdem wir es sechs, sieben Wochen nicht hinbekommen haben", blieb Klopp trotzdem defensiv. "Ich habe mich bei Aki Watzke bedankt, dass er mir keine doofen Fragen stellt und mich komisch anschaut."
Vor dem Anpfiff war der BVB zwischenzeitlich auf den letzten Platz abgerutscht, nun sprang er wieder auf Rang 15 aus der Abstiegszone.
Trotz Überlegenheit braucht Dortmund Glück
22:1 Torschüsse wies die klar dominierende Dortmunder Borussia auf, doch sie brauchte ein denkwürdiges Missgeschick zum Siegtreffer.
Pechvogel Kramer wollte den Ball aus großer Distanz zu seinem Torhüter Yann Sommer zurückspielen, schoss aber dermaßen hart, dass er den am Strafraum stehenden Schweizer überraschte und der Ball im Gladbacher Tor einschlug (58.).
"Als der Ball den Fuß verlassen hat, habe ich schon gedacht: Scheiße", sagte Kramer über sein erstes Eigentor in der Bundesliga und ergänzte bei "Sky":
"Die Dortmunder können sich bei mir bedanken und ich muss mich bei den Gladbachern entschuldigen. Ich weiß nicht, ob schon mal jemand so ein Eigentor geschossen hat. Aber das kann passieren, das ist menschlich. Viel mehr ärgert mich, dass ich heute so eine Grütze gespielt habe. Das darf nicht passieren."
Kramer lobte auch die Leistung der Dortmunder, "die uns aller unserer Stärken beraubt haben. Sie waren super vorbereitet, haben uns super zugestellt."
Dortmunds Trainer Jürgen Klopp war extrem erleichtert. "Ich hatte das Gefühl eines Sieges schon so lange nicht mehr, dass ich kaum Worte für finde", sagte er: "Wir haben jetzt endlich eine zweistellige Punktzahl. Wenn das der Dosenöffner gewesen sein sollte, nehme ich das gerne hin."
Premiere für Dortmund
Allerdings mahnte er sogleich: "Wir haben nicht das Gefühl, dass etwas passiert ist. Wir müssen da raus. Jetzt spielen wir gegen Paderborn, für die das das Spiel des Jahres ist."
Für die Gladbacher endete damit eine bemerkenswerte Serie. Nach dem Vereinsrekord von 18 Pflichtspielen ohne Niederlage verließ das Team von Coach Lucien Favre den Platz erstmals seit einem halben Jahr wieder als Verlierer und liegt als Dritter nun schon sieben Punkte hinter Spitzenreiter Bayern München.
Auf der anderen Seite blieb der BVB zum ersten Mal in dieser Bundesliga-Saison ohne Gegentor.