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"In mir brodelt es"

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"In mir brodelt es"

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"In mir brodelt es"

Vor dem Pokalspiel beim Chemnitzer FC spricht Bremens neuer Coach Viktor Skripnik bei SPORT1 über die prekäre Lage bei Werder.

Von Reinhard Franke

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München - Bei Werder Bremen wird in der größten Krise der Klubgeschichte das Wort Identifikation groß geschrieben.

Die Grün-Weißen stehen nach neun Spielen auf dem letzten Tabellenplatz, doch jetzt gibt es wieder Hoffnung bei den Fans. (DATENCENTER: Ergebnisse und Tabelle)

Nach der Entlassung von Ex-Trainer Robin Dutt haben die Verantwortlichen mit Viktor Skripnik ein Werder-Urgestein als neuen Coach präsentiert. (Skripnik wandelt auf Schaafs Spuren)

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Der 44-Jährige trug von 1996 bis 2004 das Bremer Trikot, trainierte danach alle U-Mannschaften des Vereins. Neuer Co-Trainer ist mit Ex-Profi Torsten Frings ein weiterer jahrelanger Bremer Profi. Das Duo soll dem Klub nun also neues Leben einhauchen.

Vor dem Pokalspiel beim Chemnitzer FC (ab 18.30 LIVE auf SPORT1.fm und im LIVE-TICKER) spricht Skripnik im SPORT1-Interview über seinen neuen Job und den Abstiegskampf mit Werder.

SPORT1: Herr Skripnik, wie heiß sind Sie auf die neue Aufgabe als Cheftrainer bei Werder?

Viktor Skripnik: Es ist natürlich eine schöne, aber keinesfalls leichte Aufgabe eine Bundesliga-Mannschaft zu trainieren. Und dann auch noch bei meinem Verein Werder Bremen, wo momentan so eine schwere Situation herrscht. Wir stecken mitten im Abstiegskampf. Ich bin aber schon seit 18 Jahren im Klub und dann ist es ja logisch, dass ich sofort zusagt habe und diese Aufgabe mit allen gemeinsam meistern will. Ich habe keine Sekunde überlegt, als mir Thomas Eichin (Werders Geschäftsführer Sport, Anm. d. Red.) Freitagnacht eine SMS geschickt hat, ob ich das machen will.

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SPORT1: Warum glauben Sie fiel die Wahl auf Sie?

Skripnik: Wir haben in den letzten jahren gemeinsam im Nachwuchsbereich einiges verändert und entwickelt, wir können jetzt diesen Weg fortsetzen. Unser Trainerteam kennt alle Leute, alkle Strukturen im Verein. Wir sind sehr ehrgeizig und freuen uns über das Vertrauen der Geschäftsführung.

SPORT1: Herr Eichin meinte zudem, dass Sie keine Interimslösung sind. Wie stolz macht Sie das?

Skripnik: Schon sehr stolz. Das ist ein Vorschuss, den wir jetzt zurückzahlen werden. Thomas Eichin hat bei Werder eine schwierige Situation vorgefunden und musste schon viele wichtige Entscheidungen treffen. So ist der Fußball. Mein Glück war es wohl, dass Thomas mit einem Auge auf meine Arbeit bei der U 23 geschaut hat. Er hat viel mitbekommen, was bei uns abgelaufen ist. Und offenbar hat ihm das gefallen. (lacht)

SPORT1: Ihr Assistent ist Ex-Werder-Profi Torsten Frings. War dies Ihr ausdrücklicher Wunsch?

Skripnik: Ja. Es war auch Torstens Wunsch. Wir haben früher zusammen gespielt und ich kenne Torsten schon seit 20 Jahren. Er macht gerade seine Fußballlehrer-Lizenz und wir haben bei der U 23 schon gute Arbeit abgeliefert. Daran kann man auch sehen, dass wir zusammen passen. Aber auch Christian Vander und Florian Kohfeldt will hier ich nennen. Wir vertrauen uns. Sie sind absolut loyal und unterstützen mich zu 100 Prozent. Das ist ein sehr gutes Trainerteam und ich bin froh, dass alle in der Geschäftsführung zugestimmt haben, dass dieses Team zusammen arbeiten soll. Ich bin sehr froh, dass alle dabei sind. Wir sind alle Werderaner. Es ist der richtige Weg für den Verein.

SPORT1: Aber ist es nicht gefährlich ein Trainerteam zu haben ohne ein Spiel Bundesliga-Erfahrung?

Skripnik: Ich finde das nicht. Wir alle haben Erfahrung im Abstiegskampf. 1999 standen wir bis zuletzt im Tabellenkeller und haben das damals auch geschafft. Ich bin fest davon überzeugt, das auch jetzt mit der Mannschaft zu schaffen. Man muss nicht nur clever sein auf dem Platz, sondern auch akribisch arbeiten. Die Qualität ist da und wir haben auch noch genug Zeit, den Klassenerhalt zu schaffen.

SPORT1: Wie konnte es soweit kommen, dass Werder in den letzten Jahren so abgestürzt ist?

Skripnik: Egal, welcher Verein in der Welt - jeder hat gute und schlechte Zeiten erlebt. Gut, gerade kommt es knüppeldick für Werder, aber ich denke positiv. Es ist eine böse Spirale, aber mit unserem Potenzial, der Sympathie und der Fan-Nähe haben wir einen guten Namen. Natürlich spielt der Name alleine keinen Fußball, aber mit unseren Fans kommen wir wieder nach vorne. Die Kurve wird wieder nach oben zeigen - schon bald.

SPORT1: Was wurde alles falsch gemacht in den letzten Jahren?

Skripnik: Da lief einiges nicht ganz rund. Man muss auf jede einzelne Saison schauen. Personell gab es nicht immer die perfekten Verpflichtungen, da war sicher auch mal ein Flop dabei und in wichtigen Phasen gab es auch verletzte Spieler. Ich war immer im Stadion dabei, weiß genau, dass Werder all die Jahre gelebt hat und von den Fans geliebt wurde. Die Begeisterung lebte auch in den schwierigen Zeiten. So wird es auch jetzt sein.

SPORT1: Welchen Stempel wollen Sie der Mannschaft aufdrücken?

Skripnik: Wir wollen nicht nur attraktiv spielen und Harakiri nach vorne, sondern wir müssen cool bleiben und richtig reagieren. Wir werden fokussiert und sachlich auf das Team einwirken. Die Jungs sind mental und physisch gut drauf. Wir müssen nur ruhig bleiben und an uns glauben und mit breiter Brust auftreten. Wir dürfen nicht denken, dass die Saison schon verloren ist. Es kann noch einiges gehen. Jeder soll an sich glauben, natürlich selbstkritisch sein, aber nicht denken, dass gar nichts geht.

SPORT1: Sie waren lange Spieler unter Thomas Schaaf. Was hat Ihnen das für Ihre Arbeit gebracht?

Skripnik: Ich bin und bleibe Viktor Skripnik. Und ich bin nicht der ruhige Typ, für den mich manche halten. In mir drin brodelt es. Ich habe aber natürlich sehr viel von Thomas Schaaf und anderen Trainern gelernt und mitgenommen. Auch Felix Magath war wichtig für mich. Du darfst aber nicht nur kopieren, weil es sonst nicht ehrlich wäre. Dann machst du irgendwann Fehler. Mit Schaaf habe ich gute Erfahrungen im Abstiegskampf gemacht. Ich weiß, was wichtig ist in solchen kritischen Situationen.

SPORT1: Warum schafft Werder mit Ihnen am Ende den Klassenerhalt?

Skripnik: Weil wir hart arbeiten werden und ich fest davon überzeugt bin, dass unser Potenzial ausreicht, um in der Liga zu bleiben. Wir müssen das Beste raus kitzeln - mit dem nötigen Spaß und einer gewissen Lockerheit. Wir dürfen nicht nur auf die Tabelle schauen, sonst verkrampfen wir.

SPORT1: Ausgerechnet Ihr erstes Pflichtspiel als Cheftrainer ist im Pokal beim Chemnitzer FC. Wie gehen Sie es an?

Skripnik: Das wird gleich ein gefährliches Spiel, ein heißer Tanz. Auf dem Papier sind wir Favorit und so wollen wir dort auch auftreten. Das ist eine Mannschaft, da ist ordentlich Feuer drin, weil die Fans da für aufgeheizte Stimmung sorgen. Für die Chemnitzer wird es das Spiel des Jahres. Wir müssen die richtigen Mittel für dieses Duell finden. Für unser erstes Spiel als Cheftrainer ist es genau richtig. Ein Weiterkommen würde in den Köpfen etwas bewirken.