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Keller und die Frage des Risikos

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Keller und die Frage des Risikos

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Keller und die Frage des Risikos

Vor dem Spiel bei Borussia Mönchengladbach steht auf Schalke die traditionelle Trainerdiskussion erneut in den Startlöchern.
Jens Keller startete seine Trainerkarriere 2008 bei der U 19 des VfB Stuttgart
Jens Keller startete seine Trainerkarriere 2008 bei der U 19 des VfB Stuttgart
© Getty Images

Vom FC Schalke 04 berichtet Andreas Reiners

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Jens Keller kennt das schon.

Joel Matip: Fällt kurzfristig aus. Jungstar Max Meyer, Weltmeister Julian Draxler und Torjäger Klaas-Jan Huntelaar: Sind fraglich.

Jefferson Farfan oder Leon Goretzka: Gehören sowieso zu den Langzeitverletzten.

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Der Trainer von Schalke 04 muss am Samstag bei Borussia Mönchengladbach (ab 18 Uhr LIVE auf SPORT1.fm u. im TICKER) definitiv auf sieben Spieler verzichten. Hinzu kommen die Wackelkandidaten. Wie gesagt, Keller kennt das.

Denn Personalsorgen begleiten den Coach beinahe genauso lange wie die Diskussionen um ihn selbst. An Spekulationen um seine Zukunft hat sich der 43-Jährige inzwischen gewöhnt. Die lange Verletztenliste kommt allerdings mal wieder zur Unzeit.

"Vor den englischen Wochen ist die Personallage alles andere als beruhigend. Ich hoffe, dass jetzt nicht noch mehr passiert. Wir haben nicht mehr so viele Alternativen. Wir müssen überlegen, wie hoch wir Risiko gehen", sagte Keller.

Trügerische Stimmung

Personalsorgen hin, sportliche Probleme her: Eigentlich ist die Stimmung auf Schalke nach dem moralischen "1:1-Sieg" gegen die Bayern gut. Während der Trainingseinheiten war deutlich zu sehen, dass die Mannschaft Spaß hat.

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Keine Spur mehr von der angeblichen Krise nach dem Pokalaus gegen Dresden und dem Stotterstart in der Liga mit nur einem Punkt aus zwei Spielen.

Doch gute Stimmung auf Schalke kann trügerisch sein. Kann blitzschnell umschlagen. Euphorie wird dann zu Unruhe. Optimismus zu Pessimismus. Und der Trainer sitzt plötzlich nicht mehr fest im Sattel, sondern auf einem Schleudersitz.

All das passiert auf Schalke traditionell schneller als anderswo, manchmal in nur 90 Minuten. Denn Tradition verbunden mit Emotion ist immer eine brisante Mischung. In Gelsenkirchen ist sie bisweilen hochexplosiv.

Das M-Wort und der eigene Anspruch

Dafür sorgt vor allem der eigene Anspruch: Manager Horst Heldt nahm vor der Saison das jahrelang verpönte M-Wort in den Mund. Meisterschaft. Traum und Trauma aller Schalker.

Heldt fachte damit die Euphorie pünktlich nach der besten Rückrunde der Vereinsgeschichte wieder neu an. Wenn die Bayern mal straucheln sollten, dann solle Schalke da sein. Und kein anderer Klub.

Heldt setzte Keller damit natürlich auch unter Druck. Und hat, wenn es sportlich nicht ganz nach Wunsch läuft, sofort wieder eine Trainerdiskussion am Hals. Die nach dem Aus in Dresden und der Pleite in Hannover dann auch prompt rund um Schalke intensiv geführt wurde. Nur innerhalb des Klubs selbst (noch) nicht.

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Neustädter findet Trainerdebatte "lächerlich"

Einer spricht Klartext. "Ich finde das vollkommen lächerlich. Was hier auf Schalke manchmal abgeht, ist unglaublich", sagte Mittelfeldspieler Roman Neustädter der "Rheinischen Post".

"Es ist hier eigentlich immer unruhig. Der Trainer leistet gute Arbeit. Nach zwei Spielen wird wieder alles in Frage gestellt. Das ist einfach alles zu viel. Ich denke, Jens Keller kann wie wir alle einfach nur noch drüber lachen", erklärte Neustädter weiter.

"Die Trainerdiskussion lässt sich nicht vermeiden, findet aber bei uns nicht statt. Das muss man jetzt aushalten", sagte Heldt dazu nur. Zu einer Verlängerung des bis 2015 laufenden Vertrags des Trainers konnten sich die Verantwortlichen noch nicht durchringen.

Das Machtwort des Chefs muss Keller also vorerst reichen: "Ich spreche jetzt das Machtwort, dass wir über unseren Trainer Jens Keller nicht diskutieren oder ihn in Frage stellen", sagte Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies zuletzt im Volkswagen Doppelpass auf SPORT1.

An der Stimmung können sie damit aber auch nichts ändern. Das kann nur die Keller-Truppe. Deshalb hätte ein Sieg in Gladbach gleich eine dreifache Wirkung: Für die Stimmung. Für die Tabelle. Und für die Köpfe. Auch wenn Keller selbst sagt: "Wir haben jede Woche ein richtungsweisendes Spiel."

Hartes Programm

In der Tat: Nach dem Gastspiel in Mönchengladbach geht es Schlag auf Schlag weiter: Bewährungsprobe in der Champions League bei Angstgegner Chelsea. In der Liga gegen Frankfurt, in Bremen und gegen Dortmund. Kurz danach die Königsklassen-Pflichtaufgabe daheim gegen NK Maribor.

"Es hat sich an den Erwartungen nichts verändert. Ich erwarte, dass die Mannschaft die Situation annimmt. Wir haben jetzt sieben Spiele in kurzer Abfolge", sagte Heldt.

Dann wissen sie auf Schalke, wo die Reise in etwa hingeht. Und wie stürmisch der Herbst wird.

Ganz anders stellt sich die Situation beim Gegner dar. Die Borussia ist in dieser Saison noch ungeschlagen: Zwei Siege in den Play-offs zur Europa League und ein souveräner Einzug in die 2. Runde des DFB-Pokals.

Ruhe in Gladbach

Dazu zwei Remis in der Liga. Auch wenn dort die Lesart bei einer Schlappe gegen Schalke von "ungeschlagen" zu "sieglos" kippen würde - eine Trainerdiskussion hatten sie in Gladbach seit dreieinhalb Jahren nicht mehr. Und werden sie auch so schnell nicht bekommen.

Kaum ein Trainer sitzt so fest im Sattel wie Lucien Favre. Kein Wunder, denn trotz der bisweilen auch gerne einmal überschäumenden Euphorie ist der Anspruch ein ganz anderer.

In Gladbach sprechen sie auch in dieser Saison von einem einstelligen Tabellenplatz. Und es wäre sowohl finanziell als auch sportlich kein Beinbruch, sollte es tatsächlich nur Rang acht werden. Derzeit scheint es, als würde der Schweizer höchstens aus freien Stücken seinen Platz räumen.

Gladbacher Luxusproblem

Favre kann gegen Schalke zudem aus dem Vollen schöpfen. "Ich bin bei 100 Prozent, ich will gerne helfen, Schalke zu besiegen", erklärte der zuletzt verletzte Nationalspieler Max Kruse. Ob der beste Scorer der vergangenen Saison (12 Tore, 12 Vorlagen) schon wieder in der Startelf stehen wird, ließ Favre noch offen.

Von solch einem Luxusproblem kann Keller momentan nur träumen.