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FIFA: Fragen und Antworten zur drohenden Regel-Revolution im Fußball

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FIFA: Fragen und Antworten zur drohenden Regel-Revolution im Fußball

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Regel-Revolution: Fragen und Antworten

Von Nettospielzeit bis Tie-Break-Modus: Die angedachten Regeländerungen entzweien die Fußballwelt. SPORT1 beantwortet die wichtigsten Fragen und Antworten zu den FIFA-Plänen.
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© SPORT1-Grafik: Getty Images / Davina Knigge
Matthias Schreiber
Matthias Schreiber
von Matthias Schreiber

Jubelnd drehten die Portugiesen in Richtung Auswechselbank ab und ließen sich für das vermeintliche Führungstor im FIFA Confederations Cup gegen Mexiko feiern - bis ihnen der Videoschiedsrichter einen Strich durch die Rechnung machte.

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Fußballromantiker wollen es zwar partout nicht wahrhaben, aber die Zukunft des Fußballs - zumindest ihre technische Facette - ist bereits im Hier und Jetzt angekommen.

Dazu passt, dass die FIFA-Regelhüter des International Football Association Board, kurz IFAB, ein Strategiepapier namens "Fair Play" veröffentlicht haben, nach dem dem Fußball in den nächsten Jahren weitere radikale Regeländerungen bevorstehen könnten.

SPORT1 beantwortet die wichtigsten Fragen zur möglichen Regel-Revolution im Fußball:

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 - Was ist das IFAB?

Das IFAB ist ein achtköpfiges Gremium, das aus vier Mitgliedern des Weltverbandes FIFA sowie je einem Vertreter der Fußball-Urverbände England, Nordirland, Schottland und Wales besteht.

Für einen bindenden Beschluss ist eine Zustimmung von sechs der acht Mitglieder vonnöten. Das vierköpfige FIFA-Gremium gibt seine Stimmen immer geschlossen ab.

Heißt: Ist das FIFA-Gremium gegen einen Beschluss, wird dieser nicht die erforderliche Mehrheit bekommen.

 - Was hat es mit "Fair Play" auf sich?

 "Das Strategiepapier ist ein Meilenstein für den Fußball", sagt IFAB-Geschäftsführer Lukas Brud über die auf fünf Jahre ausgelegte Pläne.

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"Es gibt kein Zeitlimit, Manche Änderungen werden schneller kommen, andere gar nicht. Es hängt davon ab, was der Fußball will", meint der technische Direktor David Elleray, ein früherer Schiedsrichter in der Premier League.

- Wann könnten erste Regeländerungen greifen?

Das IFAB kommt einmal im Jahr zusammen, immer im März. Bis dahin werden die Vorschläge nun FIFA-intern diskutiert. Dann wird entschieden, welche der Vorschläge zur Abstimmung gestellt werden.

Dort sitzen unter anderem Leute wie Marco van Basten, der in der Vergangenheit die Abschaffung des Abseits, die Zeitstrafe statt Gelber Karte oder ein "Eishockey"-Shootout statt Elfmeterschießen forderte.

Erste Änderungen könnten also frühestens ab Frühjahr 2018, und damit erst zur Saison 2018/19 greifen. Möglich aber, dass bei der WM in Russland im nächsten Sommer bereits erste Neuerungen umgesetzt werden.

- Welche Änderungen stehen zur Diskussion?

Unter den drei Aspekten "Verhaltensverbesserung", "Spielzeit verlängern" und "Fairness/Attraktivität steigern", stehen 20 mehr oder weniger einschneidende Themen exklusive Unterpunkte auf der Agenda.

- Was sind die Top-Themen?

Einführung der Nettospielzeit?

Meist diskutiertes Thema ist ohne Frage die Einführung der Nettospielzeit.

Der kicker errechnete, dass diese in der abgelaufenen Bundesligasaison bei lediglich 56 Minuten und fünf Sekunden lag. Zu wenig für die Regelhüter.

Zur Diskussion steht nun, dass pro Halbzeit nur noch 30 Minuten gespielt wird, die Uhr aber nur läuft, wenn der Ball im Spiel ist. Ähnlich wie beim Eishockey.

In einer SPORT1-Umfrage stehen rund 5.000 Abstimmende solchen elementaren Änderungen im Fußball kritisch gegenüber. Lediglich 20 Prozent meinen, die Regeln würden Sinn ergeben.

Unwahrscheinlich erscheint die Vorstellung, dass ein Fußballspiel irgendwann nicht mehr 90 Minuten dauern wird.

Eine pragmatischere Lösung wäre es, wie in England rigoroser nachspielen zu lassen. Auf der Insel sind Nachspielzeiten von bis zu zehn Minuten seit vielen Jahren Usus. Auch kleinere Änderungen wie das Verlassen des Spielfeldes an der Position, wo der Spieler bereits steht, werden wohl kommen.

Durchaus kurios ist ein weiterer Vorschlag: Die Nettospielzeit soll lediglich in den letzten fünf Minuten der ersten und den letzten zehn Minuten der zweiten Halbzeit eingeführt werden.

Diese Idee wurde allerdings bisher nur "zur Diskussion gestellt", wie es in dem Papier heißt, und müsste bei Zustimmung erst noch eine Testphase durchschreiten.

Elfmeter bei Rückpass

Um für mehr Fairness zu sorgen, soll das schon bei der U-17-Juniorinnen-EM getestete Elfmeterschießen im Tie-Break-Modus ("ABBA") kommen.

Dass allerdings ein Tor abgezogen wird, wenn sich ein Spieler zu rigoros beschwert, bleibt wohl eine fromme Idee. Auch die Bestrafung mit einem Elfmeter bei einem aufgenommenen Rückpass mutet kurios an.

Spannend bleibt dagegen abzuwarten, ob gleich auf Tor entschieden wird, wenn auf der Linie Hand gespielt wird.

Auch das Verbot, sich den Ball bei einem Freistoß nicht selbst vorlegen zu können, steht aus Gründen der Tempoverschärfung und Attraktivität des Spieles zur Diskussion.

Aber auch bei diesem Vorschlag gilt: Dies würde den Fußball, wie wir ihn bisher kennen, grundlegend verändern. Eher unwahrscheinlich, dass diese Idee breite Zustimmung findet.

Rote Karte für Betreuer

Um das sich im Fußball flächendeckend eingebürgerte Lamentieren einzuschränken, sollen die Mannschaftskapitäne mehr Verantwortung bekommen. Motzende Mitspieler sollen schneller mit einer Gelben Karte bestraft werden, auch Trainer und Betreuer sollen Karten kassieren dürfen.

Diese Änderungen wären zumindest leicht und schnell umzusetzen.

Zur Diskussion steht zudem, ob eine Auswechslung abgezogen werden soll, wenn ein Ersatzspieler die Rote Karte sieht.

Es bleibt also spannend, wie die nächste große Regel-Revolution im Fußball nach vierter Auswechslung, Video-Schiedsrichter und Torlinientechnologie aussehen wird.