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FIFA-Sperre für Lionel Messi lässt Verschwörungstheorien wuchern

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FIFA-Sperre für Lionel Messi lässt Verschwörungstheorien wuchern

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Ein Fest für Verschwörungstheoretiker

Nach der Sperre für Lionel Messi wittern Kritiker ein FIFA-Komplott. Warum greift der Verband wirklich so hart durch? Die wichtigsten Antworten zum Fall.
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© SPORT1-Grafik: Getty Images/iStock/Marc Tirl
mhoffmann
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Vier Spiele Sperre für Lionel Messi wegen Schiedsrichterbeleidigung: Mit dieser knallharten Strafe hat die FIFA für ein Fußball-Beben gesorgt, womöglich mit bitteren Konsequenzen für Argentiniens Superstar.

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Der 29-Jährige, im vergangenen Jahr vom Rücktritt aus der Nationalmannschaft zurückgetreten, muss befürchten, dass seine Teamkollegen ohne ihn die Qualifikation für die WM 2018 in Russland verspielen.

In Bolivien gab es bereits eine 0:2-Pleite, bei der Messi frustriert zuschauen musste, trotz des Kritiksturms, die das Durchgreifen der FIFA ausgelöst hat - in Argentinien, bei Messis Klub FC Barcelona und bei Fans weltweit.

SPORT1 beantwortet die wichtigsten Fragen zum Fall.

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Was hat Messi zum Schiedsrichter gesagt?

Messi zeigte sich in der Schlussphase des 1:0-Siegs gegen Chile am vergangenen Donnerstag frustriert über ein gegen ihn gepfiffenes Foul.

Er nannte den Schiedsrichter-Assistenten "Concha de tu madre", wörtlich "Muschel deiner Mutter". Der übertragende Sinn ist recht leicht zu erschließen - mit Meeresfrüchten jedenfalls hat er nichts zu tun.

Lange Sperre für Messi
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Lange Sperre für Messi

Warum sind die Umstände der Sperre so umstritten?

Zum einen ist da der Zeitpunkt: Die offizielle Bestätigung der Sperre gab es erst rund vier Stunden vor der Partie.

Dann ist da ihr Zustandekommen: Nur wenn die Beleidigung im Bericht des Schiedsrichters Sandro Ricci erwähnt worden wäre, wäre die Sperre zwingend gewesen.

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Ricci aber hatte nichts von dem Vorfall mitbekommen, wie er der FIFA in ihrer Untersuchung auch mitteilte, die Zeitung Ole hat die entsprechenden Auszüge aus dem FIFA-Bericht veröffentlicht.

Schiedsrichter Sandro Ricci (2.v.r.) hatte den Messi-Vorfall nicht mitbekommen
Schiedsrichter Sandro Ricci (2.v.r.) hatte den Messi-Vorfall nicht mitbekommen

Die Initiative, Messi trotzdem zu sperren, ging also von der FIFA aus, ihr Disziplinarkomitee reagierte darauf, dass die Verbalattacke von den Kameras aufgezeichnet und im Netz Wellen geschlagen hatte.

Der Verband, der Messi auch eine 10.000-Franken-Geldstrafe aufbürdete, hielt fest: "Die Entscheidung steht in Übereinstimmung mit vergangenen Entscheidungen des FIFA-Disziplinarkomitees in ähnlichen Fällen."

Könnte es andere Motive für Messis Sperre geben?

Wie nicht anders zu erwarten, wuchern die Verschwörungstheorien. Die FIFA wolle Messi dafür abstrafen, dass er und seine Barca-Kollegen im Januar nicht zur Weltfußballer-Gala nach Zürich reisten, lautete eine These. Von einer "VENDETTA FIFA" spricht etwa die in Barcelona herausgegebene Mundo Deportivo auf ihrer Titelseite.

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Auch Argentinien-Idol Diego Maradona, Berater von FIFA-Boss Gianni Infantino, sah sich genötigt zu dementieren, dass er seine Finger im Spiel hatte - aus Ikonen-Neid oder ähnlichem: "Ich habe und hatte nichts mit der Sanktion gegen Messi zu tun." Er verteidigte sie allerdings: "Die Fernsehaufnahmen zeigen uns allen, dass Leo den Schiedsrichter schikaniert hat."

Diego Maradona (r.) ist Berater von FIFA-Präsident Gianni Infantino
Diego Maradona (r.) ist Berater von FIFA-Präsident Gianni Infantino

Auch die unterlegenen Chilenen wehren sich gegen den Vorwurf, Messi bei der FIFA denunziert zu haben. "Wir haben kein Dokument eingeschickt und verlangt, dass der Spieler gesperrt wird", sagte Verbandsboss Sebastian Moreno.

Unabhängig davon, ob das stimmt: Der Chile-Kontext ist ein entscheidender Punkt bei der Messi-Sperre. Chiles Spielmacher Jorge Valdivia wurde nach dem 0:3 gegen Uruguay ebenfalls wegen Schiedsrichter-Beleidigung für vier Spiele gesperrt, womöglich wollte sich die FIFA schlicht nicht dem Vorwurf aussetzen, Superstar Messi für das gleiche Vergehen weniger hart zu bestrafen. Valdivia hatte allerdings anders als Messi direkt Rot gesehen.

Kann die Sperre noch reduziert werden?

Argentinien hat Berufung gegen das Urteil angekündigt, eine Abmilderung der Sperre ist denkbar und in vergleichbaren Fällen mehrfach erreicht worden.

Wie abhängig ist Argentinien von Messi?

Sehr, wie sich an einer schlichten Statistik ablesen lässt: Von den sechs WM-Quali-Spielen mit Messi hat Argentinien fünf gewonnen, von den acht ohne ihn: nur eines.

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Ist Messis WM-Teilnahme in Gefahr?

Ungefährdet ist sie in jedem Fall nicht: Durch die Niederlage gegen Bolivien ist Argentinien von Platz 3 auf Platz 5 der CONMEBOL-Gruppe abgerutscht.

Der reicht nicht mehr zur direkten WM-Qualifikation, der Fünfte muss in ein Playoff-Duell mit einem Team aus Ozeanien. Und auch der Sechste Ecuador liegt nur zwei Punkte hinter Argentinien, bei vier noch ausstehenden Spielen gegen Uruguay (Tabellenplatz 3 von 10), Venezuela (10.), Peru (6.) und Ecuador (5.).

Dem 29 Jahre alten Messi droht im schlimmsten Fall, dass ihm seine wohl letzte Chance auf einen WM-Titel unter den Händen zerrinnt.