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SPORT1-Interview mit dem früheren U21-Nationalspieler Timo Gebhart

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SPORT1-Interview mit dem früheren U21-Nationalspieler Timo Gebhart

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Gebhart: "Bin für viele ein Bad Boy"

Für Timo Gebhart lief es zuletzt nicht rund. Er stand mehr abseits des Platzes in den Schlagzeilen. Bei SPORT1 bricht der Ex-U21-Nationalspieler jetzt sein Schweigen.
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© Getty Images
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Timo Gebhart hat unruhige Zeiten hinter sich.

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2008 wurde der heute 27-Jährige mit der U21 Europameister, war nach seinem Wechsel von 1860 München zum VfB Stuttgart sogar mal Kapitän bei den Schwaben. Es folgten glücklose Stationen beim 1. FC Nürnberg und Steaua Bukarest.

Zwischendurch wurde er Anfang 2015 wegen Körperverletzung zu einer Haftstrafe von elf Monaten auf Bewährung verurteilt. Heute ist Gebhart in der Realität angekommen.

Im SPORT1-Interview zeigt er sich geläutert, spricht über eigene Fehler und eine mögliche Rückkehr zu 1860.

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SPORT1: Herr Gebhart, wie geht es Ihnen?

Timo Gebhart: Mir geht es jetzt wieder richtig gut. Hinter mir liegt eine schwere Zeit. Ich habe lange gebraucht, bis ich wieder fit war. Aber seit einem halben Jahr bin ich gesund und kann nicht klagen. Ich war das letzte halbe Jahr bei Steaua und konnte zuletzt auch wieder spielen. Ich bin sehr zufrieden.

SPORT1: Ihr Vertrag bei Steaua Bukarest wurde zuletzt nach nur sechs Monaten aufgelöst. Warum?

Gebhart: Laurentiu Reghecampf (Steaua-Coach, Anm. d. Red.) wollte, dass ich bleibe. Aber es gab einen Umbruch und Herr Becali (Klub-Besitzer Gigi Becali, Anm. d. Red.) hatte andere Pläne. Wir sind aber im Guten auseinander gegangen. Ich bin dem Trainer dankbar für seine Unterstützung. Und ich bin zufrieden, denn das halbe Jahr hat mich weitergebracht. Es war für mich kein Rückschritt. Ich konnte regelmäßig mit meinem Fitnesscoach ein Stückchen mehr trainieren, jetzt bin ich bereit für eine neue Herausforderung. Am liebsten in Deutschland.

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SPORT1: 1860 München hat schon zwei Mal versucht, Sie zurückzuholen. Sollte der Verein Sie diesen Sommer wieder haben wollen, würden Sie kommen?

Gebhart: Sechzig ist genau wie der VfB und Nürnberg immer noch mein Verein. Da bin ich groß geworden und habe sehr viel erlebt. Bei 1860 wurde ich Profi. Mein Herz schlägt natürlich noch für die Löwen und ich habe dem Verein viel zu verdanken. Was passiert, wird man sehen.

SPORT1: Thomas Eichin wird neuer Sportchef bei 1860. Würden Sie sich über einen Anruf von ihm freuen?

Gebhart: Ich würde lügen, wenn ich Nein sage.

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SPORT1: Sie waren ohne Familie in Rumänien. Wie schwer war das für Sie?

Gebhart: Am Anfang war das sehr schwer. Ich war nicht gewohnt, alleine zu sein. Meine früheren Vereine waren allesamt in der Nähe meiner Heimat Memmingen. Ich hatte in Bukarest zudem Probleme mit der Sprache, und mein Englisch ist auch nicht gerade perfekt. (lacht) Zum Glück konnte mein Trainer deutsch. In Deutschland haben mich meine Freunde und meine Familie oft abends besucht, da war vieles einfacher. Nach einer gewissen Zeit ging es mir aber besser, weil ich mit Mannschaftskollegen mehr unternommen habe und auch ein paar Freunde kennengelernt hatte.

SPORT1: Die vergangenen Jahre waren für Sie alles andere als gut. Was lief schief?

Gebhart: Unter Trainer Christian Gross hatte ich eine tolle Zeit beim VfB. Er hat mich richtig gepusht. Zu der Zeit habe ich gute Leistungen gebracht. Durch meine Verletzung war ich dann einige Monate weg. Es kamen neue Spieler und es war schwer für mich zurückzukommen. Auch nach dem Wechsel nach Nürnberg habe ich mich wieder verletzt. Ich hatte eine Entzündung an der Leiste und konnte anderthalb Jahre nur mit Spritzen spielen. 

SPORT1: Dann wurden Sie auch noch zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, weil Sie eine Frau in einer Disco gewürgt hatten.

Gebhart: Was da passiert ist, tut mir leid. Aber es ärgert mich, dass Leute über mich reden, obwohl sie nicht genau wissen, was vorgefallen ist. Das ist jetzt auch fast vier Jahre her. Ich habe mir nichts mehr zuschulden kommen lassen. Heute weiß ich, dass es schwer ist, aus so einer Schublade rauszukommen. Damit muss ich leben. Ich will meinen Kritikern und mir selbst zeigen, was ich noch drauf habe. Und ich möchte meiner Familie einiges zurückgeben. Sie hat sehr gelitten in der ganzen Zeit.

SPORT1: Sie sind als Bad Boy tituliert worden. Sind Sie einer?

Gebhart: Für viele bin ich ein Bad Boy, aber ich bin wie ich bin. Ich bin ein Typ, der sagt, wenn ihn etwas stört. Aber ich raste nicht aus, ich sage es normal. Vielleicht passt manchen Leuten mein Aussehen nicht. Noch mal: Ich habe Fehler gemacht und daraus gelernt. Aber es wird so hingestellt, als wenn ich immer noch Mist bauen würde.

SPORT1: Eine andere Geschichte, die über Sie erzählt wird, stammt aus der Steaua-Zeit. Da sollen Sie nachts vor einem zwielichtigen Massagesalon gesichtet worden sein.

Gebhart: Ich bin froh, das mal aufklären zu können. Wir kamen aus dem Trainingslager und hatten drei Tage frei. Ich bin mit mehreren Spielern in eine Bar gegangen. Das Problem ist, dass in Rumänien überall die Paparazzi lauern. Es wurde aufgebauscht, um eine wilde Story daraus zu machen. Es war ein ganz normaler Mannschaftsabend. 

SPORT1: Haben Sie mal darüber nachgedacht, ganz aufzuhören?

Gebhart: In der Phase mit den Verletzungen und den Spritzen ging es mir richtig schlecht. Ich war früher viel zu ungeduldig, wollte alles zu schnell. Jetzt trainiere ich in der "Reha Welt" beim VfB und bin glücklich, weil ich endlich wieder ohne Schmerzen Fußball spielen kann. Ich habe noch viel Energie in mir.