Friedhelm Funkel muss sich vorgekommen sein wie im falschen Film.
Zerstört Bayern Fortunas Traum?
© SPORT1-Grafik: Knigge/Tirl/Imago/Getty Images/iStock
Da belegt der 63 Jahre alte Trainer von Fortuna Düsseldorf mit seinem Team Platz 1 in der 2. Liga und fast über Nacht kauft ihm der FC Bayern seinen Co-Trainer weg.
Jupp Heynckes wollte Peter Hermann unbedingt an seiner Seite haben, da half auch gutes Zureden von Funkel nicht. Er musste seinen Assistenten ziehen lassen. Zähneknirschend.
Man kann Heynckes verstehen, immerhin ist Hermann der erfolgreichste Co-Trainer im deutschen Profifußball.
"Natürlich bedauere ich es sehr, dass Peter Hermann unser Trainerteam verlassen hat", sagt Funkel im Gespräch mit SPORT1.
"Aber ich kann seinen Wunsch verstehen, seinem guten Freund Jupp Heynckes zu helfen, nachdem Jupp ihn darum gebeten hat. Ich bedanke mich bei Peter für die vertrauensvolle und freundschaftliche Zusammenarbeit."
"Nicht nur Funkel und Hermann"
Doch der erfahrene Fortuna-Coach stellt klar: "Unser Trainerteam besteht nicht nur aus Funkel und Hermann, sondern wir agieren als Team. Da nimmt sich keiner raus, jeder ist für den Erfolg mitverantwortlich und wenn einer raus bricht, dann fällt nicht alles zusammen."
Der Blick geht nun nach vorne. "Wir haben schnell eine Lösung gefunden. Für uns ist es wichtig, dass unsere erfolgreiche Arbeit nahtlos fortgesetzt wird", so Funkel.
"Thomas Kleine und Axel Bellinghausen kennen die Abläufe im Trainerteam und innerhalb der Mannschaft, so dass alle Beteiligten keinerlei Gewöhnungszeit benötigen."
Natürlich denken sie in Düsseldorf als Tabellenführer positiv. Dennoch steht eine Frage im Raum: Zerstört Bayern Düsseldorfs Aufstiegstraum?
Erfahrung nicht zu ersetzen
Hermann war allein wegen seiner Erfahrung extrem wertvoll für Funkel.
"Heutzutage wird nur über die Jugend berichtet, aber bei Jupp Heynckes, Peter Hermann, Michael Henke oder mir ist es einfach die Erfahrung, die uns auszeichnet. Diese ist durch nichts zu ersetzen. Wir sind alle über 25 Jahre in dem Geschäft", betont Funkel.
Heynckes Forderung an die Bayern-Bosse, Hermann von der Fortuna loszueisen, kann ein anderer erfahrener Ex-Trainer nachvollziehen.
"Wenn du freundlicherweise so einen Risikojob annimmst, ist es besonders wichtig, dass dir die unmittelbare Umgebung bekannt und dir gegenüber loyal ist", schrieb Hans Meyer in seiner Kolumne beim RedaktionsNetzwerk Deutschland.
"Auch wenn Düsseldorf und Friedhelm Funkel sicherlich kotzen." Heynckes' Forderung war für Meyer "logisch und akzeptabel".
Funkel will öffentlich nicht jammern. Natürlich nicht. Er genießt den neuen Erfolg.
"Ich kneife mich nicht, sondern freue mich. In der Sommerpause haben wir sehr gut gearbeitet und viele neue Spieler geholt, die die Qualität innerhalb der Mannschaft verbessert haben. Und das war der ausschlaggebende Punkt."
Schlüssel zum Erfolg
Und weiter: "Jetzt kann ich viel besser auf Formschwankungen, auf gelbe Karten und auf Verletzungen reagieren. In zehn Pflichtspielen in Folge haben wir nicht einmal mit den gleichen Elf begonnen, weil wir durch den Konkurrenzkampf die Spannung hochhalten. Das ist toll und der Schlüssel zum Erfolg."
Bis zu Heynckes' Comeback bei den Münchnern war Funkel übrigens der älteste Trainer im Profifußball. Doch die Altersfrage stellt sich für ihn gar nicht.
"Ob ich jetzt der Älteste oder der Zweitälteste bin, spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass ich mich für den Job fit genug fühle und die Power habe auf dem Trainingsplatz zu stehen und es Spaß macht." Er könne den Jungs "immer noch etwas mitgeben."
Und wie sieht Funkel die junge Trainergeneration? "Ich habe mit 38 als Trainer angefangen, da war ich der Jüngste. Heute sind die Trainer noch jünger geworden und das hat Gründe, weil diese Trainer in der heutigen Zeit viel weiter sind als wir damals", meint der Fußballlehrer.
"Weil sie viel früher ins Rampenlicht rücken und weil das Leistungsvermögen der jungen Spieler viel größer geworden ist. Das heißt aber nicht, dass erfahrene Trainer nicht auch nach den neuesten Methoden trainieren."