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Ewald Lienen vor dem Duell vom FC St. Pauli gegen den VfR Aalen

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Ewald Lienen vor dem Duell vom FC St. Pauli gegen den VfR Aalen

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St. Paulis "Drahtseilakt" mit Lienen

Die Situation beim FC St. Pauli ist bedrohlich. Vor dem Heimspiel gegen den VfR Aalen sprechen zwei frühere Spieler bei SPORT1.
Ewald Lienen-Trainer FC St. Pauli
Ewald Lienen-Trainer FC St. Pauli
© Getty Images
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Wenn am Millerntor der Rock-Klassiker "Hells Bells" von AC/DC erklingt und die Mannschaft des FC St. Pauli auf den Platz kommt, ist für ein paar Momente alles so wie immer.

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Doch dieses Ritual ist das einzige, was an die erfolgreichen Zeiten des Vereins erinnert. Alles andere ist längst nicht mehr so wie früher.

Bis auf die Nordtribüne steht inzwischen ein neues Stadion da, vom Charme vergangener Tage ist nicht mehr viel übrig.

Das Schlimmste aber: Der sportliche Erfolg schwindet immer mehr. Im einstigen Freudenhaus der Liga besteht wenig Grund zur Freude. Im Gegenteil: Der Abstieg in die 3. Liga droht. Der Verein steht nach 18 Spieltagen auf dem letzten Tabellenplatz.

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Am Samstag kommt der VfR Aalen (ab 12.45 Uhr LIVE im Sportradio auf SPORT1.fm und im LIVE-TICKER). Zur Heimpremiere des neuen Trainers Ewald Lienen.

Zwei frühere Kiez-Kicker in Sorge

Zwei Ex-Paulianer machen sich große Sorgen um den Kiez-Klub: Martin Driller, der zwischen 1991 bis 1997 für die Braun-Weißen 152 Spiele absolvierte und Klaus Thomforde, der von 1983 bis 1999 im Gehäuse der Hamburger stand (359 Spiele).

"Das Problem ist, dass man vor der Saison die Liga offenbar schwächer eingeschätzt und den Kader so zusammengestellt hat", sagt Driller im Gespräch mit SPORT1.

"Da muss man sich schon fragen, warum sich das alles so entwickelt hat. Hat man sich da nur noch auf den Stadion-Ausbau konzentriert? Es scheint so, als ob das am Ende wichtiger war, als eine schlagkräftige Truppe zusammen zu bringen", fügt er hinzu

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Thomforde findet es "dramatisch"

Bei den Fans hat Thomforde, der seit 2013 erfolgreich als Torwarttrainer bei der U 21 arbeitet, bis heute den Spitznamen "Das Tier im Tor". Er spielte in seiner Karriere für keinen anderen Klub außer für St. Pauli. Die große Fußball-Liebe also.

Auch Thomforde schaut besorgt auf die Tabelle: "Das ist schon dramatisch, da geht es einem nicht gut?, sagt der 52-Jährige SPORT1.

Und er fügt hinzu: "Angst habe ich nicht, dass es runter geht in die 3. Liga, aber ich bin kein Hellseher."

Man müsse "hart trainieren, dann wird man besser handeln können auf dem Platz, aber die Gegner machen das auch. Wenn du mit dem Herzen beim FC St. Pauli bist, dann ist es doch klar, dass du mit der aktuellen Situation nicht zufrieden bist."

Rochaden "abenteuerlich"

Nicht zufrieden waren die Verantwortlichen des Klubs mit der sportlichen Leitung. Am Dienstag wurde Ex-Sportchef Rachid Azzouzi entlassen, sein Nachfolger war schnell gefunden. Es war mit Thomas Meggle der bisherige (erfolglose) Trainer.

Neuer Pauli-Coach wurde überraschend Lienen.

Über diese Rochaden kann Driller nur schmunzeln.

"Wenn, dann fange ich ganz neu an und dann muss auch mal einer aus dem Präsidium das eine Zeit lang kommissarisch machen, aber ich mache doch keinen zum Sportdirektor, der zwar den Verein kennt, der aber sportlich auch nicht weitergekommen ist", erklärt Driller seine persönliche Haltung.

Die Verpflichtung Lienens nennt Driller einen "Drahtseilakt". Entscheidend sei, was man wirklich gesucht habe, sagt der 44-Jährige: "Azzouzi wird die Entscheidung nicht getroffen haben. Ob Meggle nicht mehr in der Schusslinie sein wollte? Das ist schon alles sehr abenteuerlich."

"Lienen gar nicht so schlecht"

Über Lienen denkt Driller derweil positiv: "Ich finde ihn als Lösung gar nicht so schlecht, weil er ein akribischer Arbeiter ist. Es wird durch ihn auf dem Platz erst mal Ordnung einkehren." Ganz wichtig werde sein, "dass Stabilität da rein kommt und dafür ist Lienen nun mal der richtige Mann."

Thomforde gibt sich bei Paulis neuem Chefcoach etwas schmallippig. "Ich wünsche Lienen alles Gute", sagt er nur.

Driller hingegen macht sich so seine Gedanken, hat aber zumindest Hoffnung auf Besserung: "St. Pauli hat einen neuen Präsidenten (Oke Göttlich, Anm., d. Red.). Er ist ja erst frisch dabei. Der scheint erkannt zu haben, dass da einiges nicht funktioniert. Aber es war schon in den letzten Jahren nicht ganz so prickelnd."

Stadion-Umbau falsche Priorität

In Drillers Augen wurden falsche Prioritäten gesetzt. "Heutzutage funktioniert es nicht so, dass du dir ein neues Stadion hinstellst", erklärt der frühere Stürmer, "und das Sportliche so einfach nebenbei mitlaufen kann."

Man sehe ja, "was für Mannschaften in der 2. Liga aufholen. Da sind Darmstadt und Heidenheim oben dabei und Ingolstadt spielt eine tolle Saison. Man darf die sportliche Seite einfach nicht vergessen."

Das wirtschaftliche Weiterkommen sei "gut und schön", aber entscheidend sei, "was in dem grünen Rechteck passiert. Deswegen kommen die Fans und nur so kann man auch Geld einspielen."

Driller glaubt an die Rettung

Trotz der prekären Lage - das erste Spiel unter Lienen wurde beim FC Ingolstadt verloren - will Driller noch nicht ganz schwarzsehen. Durch die personellen Entscheidungen in den vergangenen Tagen sei zumindest etwas gemacht worden.

"Entscheidend ist", betont Driller, "dass etwas neues passiert. Man muss abwarten, ob im Winter noch neue Spieler geholt werden, um die Abwehr zu stabilisieren, denn da ist der Wurm drin."

Und weiter: "Ich glaube nicht, dass Pauli absteigen wird. Ich habe einige Spiele gesehen und es war nicht immer so schlecht, wie das oft dargestellt wurde."