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Der finanziell gesunde FC St. Pauli hängt im Keller der 2. Liga fest

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Der finanziell gesunde FC St. Pauli hängt im Keller der 2. Liga fest

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Das neue St. Pauli: Geld statt Punkte

Einst war der Gerichtsvollzieher Stammgast, mittlerweile steht St. Pauli finanziell gut da. Dafür drückt sportlich der Schuh.

Aus Hamburg berichtet Clemens Gerlach

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Seine Zeit am Millerntor wird Stefan Orth wohl nie vergessen.

"Am Anfang gab es Container, Dixi-Klo und Parkbank", sagte der frühere Präsident des FC St. Pauli, der jüngst nach vielen Jahren im Amt aufhören musste. "Niemand wusste, wie die nächste Rechnung bezahlt werden sollte", so der 48-Jährige.

Gerichtsvollzieher auf der Geschäftstelle

Ähnlich hatte sich zuvor eine ehemalige Führungskraft des Vereins geäußert: "Wir hatten den Gerichtsvollzieher mehr als ein Dutzend Mal auf der Geschäftsstelle. Er wollte werthaltige Sachen mitnehmen, da war aber nichts."

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Inzwischen hat sich die Lage deutlich verbessert. Der FC St. Pauli steht derzeit wirtschaftlich sehr gut da, auch wegen der Mehreinnahmen durch das ausgebaute Stadion. Seit 2010 machte der Zweitligist rund 14 Millionen Euro Gewinn vor Steuern.

Dafür steht St. Pauli vor einer anderen großen Herausforderung. Die Hamburger sind sportlich abgestürzt. Derzeit steckt der Tabellen-17. der Zweiten Liga "im Klassenkampf", so Cheftrainer Thomas Meggle. "Wir laufen unseren eigenen Ansprüchen, zu den Top 25 in Deutschland zu gehören, weit hinterher", kritisiert Orth.

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Tiefpunkt gegen Heidenheim

Der bisherige Tiefpunkt war Anfang November das Heimspiel gegen Heidenheim. 0:3 verlor St. Pauli. Schon Mitte der zweiten Halbzeit hatten die Fans wegen des blutleeren Auftritts ihres Teams die verbale Unterstützung eingestellt. Stattdessen nahmen sie sich den so glücklosen wie umstrittenen Sportdirektor vor: "Azzouzi raus".

Nicht nur die braun-weißen Anhänger fragen sich, wo die einstigen FC-Tugenden "Leidenschaft und unbändiger Wille" (Orth) geblieben sind. Der neue Präsident Oke Göttlich, ein 38 Jahre alter Musik-Unternehmer, fordert "ehrlichen und authentischen Fußball".

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Auch unter Neu-Coach Meggle, von der vereinseigenen U23 befördert, wurde es bislang nicht besser. Am Nachfolger des Anfang September beurlaubten Roland Vrabec liegt es weniger, dass St. Pauli so erfolglos ist. Die Misere begann schon früher.

Bereits in der Rückrunde der vergangenen Spielzeit sackte St. Pauli ab, von Rang vier auf acht. Die Endplatzierung sah besser aus, als es die Leistungen waren. Aus den letzten neun Saisonspielen hatten die Hamburger lediglich sieben Punkte geholt - die Bilanz eines Absteigers.

Orth: Vrabec zu lange gehalten

Dass es im Team grundsätzlich nicht stimmte, war zu erkennen. Die FC-Bosse handelten dennoch nicht, sie setzten auf das Prinzip Hoffnung. Inzwischen ist Ex-Präsident Orth in punkto Trainer schlauer: "Wir hätten den Schritt eher machen müssen, in der Sommerpause."

Doch so durfte Vrabec noch vier Spiele dieser Saison weiterwursteln, ehe er gehen musste. Seither müht sich der 39 Jahre alte Profitrainer-Frischling Meggle mit einem Kader, den er nicht zusammengestellt hat.

Dem Team mit der schlechtesten Defensive der zweiten Liga (25 Gegentore) und einem nur lauen Angriff (13 Treffer) fehlt es erkennbar an Struktur.

Es gibt keine Führungsfiguren mehr. Fabian Boll war eine, doch der hat seine seine Profikarriere in diesem Sommer beendet.

Florian Bruns ist schon im Vorjahr abgewandert, spielt nun für Werder Bremen in der Regionalliga.

Neue Typen? Fehlanzeige. Die Spieler aus dem aktuellen Kader lassen sich schnell hängen oder wirken orientierungslos, wenn die Mannschaft in Rückstand gerät.

Verstärkung muss her

Mit einer härteren Gangart soll nun die Wende herbeigeführt werden. "Wir schauen uns ganz genau an, wer die Kohlen aus dem Feuer holen kann, wer Kampfgeist und Herzblut aufweist", kündigte der ehemalige FC-Profi Meggle nach dem Heidenheim-Horror an.

So etwas muss Meggle in so einer prekären Lage auch sagen. Er weiß ja, dass sich kurzfristig personell nichts entscheidend ändern lässt. Viel wäre schon erreicht, wenn der Anschluss an die rettenden Plätze gehalten werden kann.

Dies zu erreichen, wird schwer genug. Bis Jahresende spielt der FC St. Pauli noch gegen etliche Spitzenclubs. Am nächsten Sonntag geht es zu RB Leipzig (ab 13.15 Uhr LIVE auf SPORT1.fm und im LIVE-TICKER), dann gastiert Kaiserslautern am Millerntor.

Die eigentliche Arbeit steht für Thomas Meggle und Rachid Azzouzi in der Winterpause an. Dann kann nachjustiert werden, wahrscheinlich kommen neue Spieler. Geld hat St. Pauli ja. Und nun einen neuen Vereinsboss, der an der alten Transferpolitik einiges auszusetzen hat.

Teurer Flop Budimir

Ein "verbessertes sportliches Personalauswahlverfahren" verlangt Göttlich, was durchaus als Kritik an vor allem Azzouzis Arbeit zu verstehen ist. Der 43-Jährige, seit 1. Juli 2012 bei St. Pauli, hat unter anderem den Sommer-Transfer des Kroaten Ante Budimir zu verantworten.

Der 23-jährige Stürmer ist mit einer Ablösesumme von 900.000 Euro die zweitteuerste Verpflichtung der Klubgeschichte. Getroffen hat Budimir in dieser Zweitligasaison aber noch nicht. Dies ist ein Grund, weshalb Göttlich dringend Handlungsbedarf sieht.

Künftig gelte im Verein das "Sechs-Augen-Prinzip", kündigte er an. Für Azzouzi und Meggle bedeutet dies mehr Kontrolle. Der Druck auf die beiden steigt - volle Kassen hin oder her.