Von Julian Galinski
Brezen statt WM-Träume
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Mit zerfahrener Frisur steht Dusko Savanovic da, der Trainingsanzug hängt mehr an ihm, als dass er ihn trägt.
Wenn er spricht, dann blitzt in seinen Augen etwas Spitzbübisches auf. Dann wirkt Savanovic, als könne er sich nicht entscheiden, ob er jetzt 31 oder 13 Jahre alt ist.
Nachdenklich wird Dusko (ausgesprochen "Duschko", mit kurzem "u" und "o"), wenn er auf die Weltmeisterschaft angesprochen wird.
Serbien winkt Finaleinzug
Serbien kämpft im Halbfinale gegen Frankreich (21.55 Uhr im LIVESTREAM auf SPORT1) um den Finaleinzug. Es wäre der größte Erfolg für die basketballverrückte Nation seit dem Titelgewinn 2002.
Doch Safanovic wurde nach vielen Jahren zum ersten Mal nicht für die serbische Auswahl berücksichtigt.
"Ich bedaure es schon, dass ich nicht an der WM teilnehmen kann", sagt Savanovic zu SPORT1. "Aber andererseits: Das ist mein erster freier Sommer seit acht Jahren. Ich habe eine Frau und eine Tochter und möchte natürlich auch mit ihnen Zeit verbringen"
Da hat er eben etwas Neues ausprobiert: "Es hat sich auch gut angefühlt, mal ein Bier zu trinken, Brezen zu essen und nicht über den nächsten Tag nachdenken zu müssen."
"Kann nicht dunken"
Was er denn außerhalb des Kulinarischen beim Basketball am liebsten möge, wird der Serbe, 2,04 Meter groß, gefragt. Dunks vielleicht? "Streichen Sie das", sagt Savanovic und lacht: "Ich kann nicht dunken."
"Hässlich" hat der Star-Zugang der Basketballer des FC Bayern sein Spiel bei Dienstbeginn in München genannt. "Ich denke, das ist von der Wahrheit auch nicht so weit entfernt", sagt er nun. "Aber wenn ich schon keine Athletik habe, dann muss ich doch irgendetwas anderes haben, oder?"
Die Gabe, das Spiel zu lesen wird ihm nachgesagt, in Sekundenbruchteilen gute und umsichtige Entscheidungen zu treffen. Bei den Bayern ist er als absoluter Leistungsträger fest eingeplant.
Und im Finale der Krombacher Challenge streute er beim Sieg gegen Phoenix Hagen vielversprechende 19 Punkte ein.
Als nächstes kann er seine Klasse beim Vorbereitungsturnier im französischen Mulhouse (12. bis 14. September) beweisen, bei dem es für die Bayern gegen Strasbourg IG Basket, Roter Stern Belgrad und Euroleague-Gruppengegner Panathinaikos Athen geht.
"So einen haben wir gebraucht"
"Dusko ist sehr gebildet und intelligent. Er ist ausgesprochen erfahren und vielseitig. Genau so einen haben wir für die neue Saison gebraucht", sagt Trainer Svetislav Pesic.
Punkten kann der Power Forward, der von Anadolu Efes Istanbul kam, sowieso. Sein Schnitt in den vergangenen vier Euroleague-Spielzeiten liegt bei 10,4 pro Partie. Er ist ein Meister der Finten und der unkonventionellen Würfe, bis jenseits der Dreierlinie.
"Wenige in Europa spielen so wie ich. Damit will ich nicht sagen, dass ich besser bin - nur anders", sagt Savanovic. "Aber natürlich müssen die Grundlagen, die physischen Fähigkeiten, stimmen. Niemand spielt Basketball nur mit seinem IQ. Sonst stünde wohl auch Anatoli Karpow(Schach-Legende, Anm. d. Red.) auf dem Parkett."
Savanovic bringt andere zum Lachen
Und noch etwas, das hoffen die Münchner Verantwortlichen, bringt Savanovic zum FC Bayern mit: Das Gespür, wann die Mannschaft einen Clown braucht, die Fähigkeit, andere zum Lachen zu bringen.
"Er ist sehr fokussiert, wenn es um den Job geht. Er weiß, dass er bei uns von Anfang mehr Verantwortung trägt als andere", sagt Pesic.
"Aber er weiß eben auch: Eine Basketball-Saison besteht nicht nur aus Training und Reisen. Für eine gute Atmosphäre darf der Spaß nicht zu kurz kommen."
Mit seinen 31 Jahren gehört Savanovic zu den Ältesten in der Mannschaft, gerade für Bayerns neuen Aufbauspieler, den 20-Jährigen Vasilije Micic, ebenfalls Serbe, könnte er eine wichtige Bezugsperson werden.
"Eine Mannschaft ist wie eine Familie", sagt Savanovic. "Meine Aufgabe in dieser Familie ist unter anderem, meine Erfahrung mit den anderen zu teilen. Rennen, schwitzen und anderen helfen, sich weiterzuentwickeln."
Deutsch lernen - in sechs Monaten?
Es ist seine erste Station in Deutschland, in Russland, Spanien und der Türkei hat er gespielt.
"Ich bin ziemlich gut darin, Sprachen zu lernen. In einem halben Jahr werde ich ein Interview auf Deutsch geben", sagt Savanovic. Russisch, Englisch, Türkisch und Spanisch spricht er schon.
In München lobt er brav die professionellen Strukturen, die gut organisierte Stadt und den Verein, "der keine Märchen erzählt", sondern für seine Professionalität überall in Europa respektiert werde.